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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
Page 458
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444 Die Geschichte von Davenport. ein freundlicher und bescheidener Mann, sowie alle Schiffsleute. Kranke wurden gut gepflegt, und Gesunde bekamen so reichlich Lebensmittel, daß immer blos die Hälfte gegessen wurde; an gutem Trinkwasser war kein Mangel. Sturm haben wir wenig gehabt, und schon nach 35 Tagen waren wir im freien Amerika. Wie ich aus Hamburg wegfuhr, hatte ich noch 3 Hamb. Schillinge, doch auf dem Schiff übernahm ich die Bedienung in der 2. Kajüte und verdiente mir also auf der Reise schon wieder einige Thaler. Am 24. Mai fuhren wir in die Bai und hatten das herrliche New York vor uns. Kein Maler könnte wohl das irdische Paradies in seiner wirklichen Schönheit zeichnen. Ich habe viele Städte in Deutschland gesehen, doch gegen New York bleibt selbst Hamburg noch weit zurück. Etwa eine Stunde von New York wurde angehalten, und der Arzt und die Agenten der Deutschen Gesellschaft kamen an Bord. Ersterer untersuchte, ob alles gesund sei, letztere gaben jedem Einwanderer einen gedruckten Zettel, wo jeder vor hiesigen Betrügern oder Wirtshaus- und Expeditions-Agenten gewarnt wurde. Zugleich war ein Verzeichniß der billigsten Beförderungspreise ins Inland dabei. Ich will jedem meiner Landsleute rathen, sich genau nach dieser Anweisung der Deutschen Gesellschaft zu richten, da er sonst ganz gewiß betrogen wird; denn kaum in New York angekommen, wird das Schiff mit solchen Leuten überschwemmt. Es sind alles gut gekleidete Leute und reden einen so herzlich in der deutschen Sprache an, als kennten sie einen von Jugend auf. Doch dies sind die größten Betrüger; der eine preist diesen, der andere jenen Gasthof, und Billets werden einem zu geringem Preise aufgedrungen. Doch lasse sich ja keiner mit diesen Leuten ein, denn sie bekommen vom Wirth für jeden Fremden, den sie bringen, $1.00. Der Einwanderer muß dieses natürlich mehr bezahlen und überdies führen sie ihn noch in alte nichtswürdige Kneipen. Jeder Passagier hat das Recht, nach der Landung noch zwei Tage auf dem Schiff zu bleiben. Es benutze ja jeder diesen Vortheil. Lebensmittel bekommt er noch vom Schiff, und hat er diese satt, was wohl jedem passiren kann, so sind im Hafen sogenannte Stewards, die Lebensmittel verkaufen und auch alle deutsch sprechen. Von da hole man sich aufs Schiff so viel man will, da wird man doch nicht betrogen. Wir auf unserem alten „Herschel“ haben es beinahe alle so gemacht. Vorwitzige wurde betrogen. Wegen der Weiterreise begebe man sich unbedingt zur Deutschen Gesellschaft, Greenwichstraße 95. Sie allein kann jeden Einwanderer vor Betrügerei schützen. Die mehrsten von uns hatten gut accor-
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444 Die Geschichte von Davenport. ein freundlicher und bescheidener Mann, sowie alle Schiffsleute. Kranke wurden gut gepflegt, und Gesunde bekamen so reichlich Lebensmittel, daß immer blos die Hälfte gegessen wurde; an gutem Trinkwasser war kein Mangel. Sturm haben wir wenig gehabt, und schon nach 35 Tagen waren wir im freien Amerika. Wie ich aus Hamburg wegfuhr, hatte ich noch 3 Hamb. Schillinge, doch auf dem Schiff übernahm ich die Bedienung in der 2. Kajüte und verdiente mir also auf der Reise schon wieder einige Thaler. Am 24. Mai fuhren wir in die Bai und hatten das herrliche New York vor uns. Kein Maler könnte wohl das irdische Paradies in seiner wirklichen Schönheit zeichnen. Ich habe viele Städte in Deutschland gesehen, doch gegen New York bleibt selbst Hamburg noch weit zurück. Etwa eine Stunde von New York wurde angehalten, und der Arzt und die Agenten der Deutschen Gesellschaft kamen an Bord. Ersterer untersuchte, ob alles gesund sei, letztere gaben jedem Einwanderer einen gedruckten Zettel, wo jeder vor hiesigen Betrügern oder Wirtshaus- und Expeditions-Agenten gewarnt wurde. Zugleich war ein Verzeichniß der billigsten Beförderungspreise ins Inland dabei. Ich will jedem meiner Landsleute rathen, sich genau nach dieser Anweisung der Deutschen Gesellschaft zu richten, da er sonst ganz gewiß betrogen wird; denn kaum in New York angekommen, wird das Schiff mit solchen Leuten überschwemmt. Es sind alles gut gekleidete Leute und reden einen so herzlich in der deutschen Sprache an, als kennten sie einen von Jugend auf. Doch dies sind die größten Betrüger; der eine preist diesen, der andere jenen Gasthof, und Billets werden einem zu geringem Preise aufgedrungen. Doch lasse sich ja keiner mit diesen Leuten ein, denn sie bekommen vom Wirth für jeden Fremden, den sie bringen, $1.00. Der Einwanderer muß dieses natürlich mehr bezahlen und überdies führen sie ihn noch in alte nichtswürdige Kneipen. Jeder Passagier hat das Recht, nach der Landung noch zwei Tage auf dem Schiff zu bleiben. Es benutze ja jeder diesen Vortheil. Lebensmittel bekommt er noch vom Schiff, und hat er diese satt, was wohl jedem passiren kann, so sind im Hafen sogenannte Stewards, die Lebensmittel verkaufen und auch alle deutsch sprechen. Von da hole man sich aufs Schiff so viel man will, da wird man doch nicht betrogen. Wir auf unserem alten „Herschel“ haben es beinahe alle so gemacht. Vorwitzige wurde betrogen. Wegen der Weiterreise begebe man sich unbedingt zur Deutschen Gesellschaft, Greenwichstraße 95. Sie allein kann jeden Einwanderer vor Betrügerei schützen. Die mehrsten von uns hatten gut accor-
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