Transcribe
Translate
Iowa, die Heimat für Einwanderer Revised 1873 edition
Page 30
More information
digital collection
archival collection guide
transcription tips
30 Immigrations-Board. großer Theil des gewonnenen Materials wurde im Staate selbst in den Wollfabriken verarbeitet. Die Zahl der Schafe in Iowa in 1871 wird auf 1,250,000 angeschlagen. Da die Bereitung von Butter und Käse in naher Verbindung mit dem Aufziehen von Vieh steht, so will ich über diesen Gegenstand hier einige Bemerkungen anreihen. Im Allgemeinen wird in Iowa wenig Sorgfalt und Mühe auf die Bereitung der Butter verwandt, namentlich ist dies im nördlichen Theil des Staates noch mehr der Fall, wie im südlichen, wahrscheinlich, weil die Winter so anhaltend kalt sind. Den Grund für die Vernachlässigung dieses, in Europa, namentlich in Norddeutschland so profitablen Zweiges der Landwirthschaft, liegt vielleicht einestheils in der Unkunde darin, vorzüglich aber darin, daß sich die hiesige Butter weniger zum Verpacken und Verschiffen eignet. Deßhalb sieht man auch hier selten die großen Meiereien (Holländereien), die namentlich in Norddeutschland die Goldquellle des Landmannes sind. Wo sie existiren, werden sie ausschließlich für die Fabrikation von Käse eingerichtet, weil sich dies bedeutend besser bezahlt. Der Landmann in Iowa hält deßhalb auch eine beschränkte Anzahl Kühe, von denen er fast alle Kälber aufzieht, die in den ersten Monaten den größten Theil der frisch gemolkenen Milch erhalten, und entweder mit den Kühen frei umherlaufen, oder Abends und Morgens zu ihnen zugelassen werden. Die übrige Milch wird dann allerdings in Butter verwandelt, und diese entweder in der Haushaltung selbst verbraucht, oder in den nahe gelegenen Städten im Kleinen verkauft. Die größern Meiereien die fast ausschließlich für die Fabrikation von Käse eingerichtet sind, haben sich in Iowa seit einigen Jahren bedeutend vermehrt, und sie würden sicherlich zahlreicher sein, wenn nicht die Einrichtung derselben mit bedeutenden, oftmals für den gewöhnlichen Landmann, unübertreffliche Kosten verbunden wäre. Daß sie profitabel sind, ist längst anerkannt, da der von frischer Milch bereitete Käse von 15 bis 20 Cents das Pfund bringt. Man verwendet nur frische Milch hier für Käsebereitung, und deßhalb sind wenigstens 40 bis 50 Kühe für eine nur einigermaßen große Käsefabrik nöthig. Die Pferdezucht wird hier in Iowa mit gutem Erfolg betrieben, und bringt für den Farmer ein recht nettes Einkommen. Ein Farmer, der auf seinen Besitz 4 Pferde hält, hat in der Regel 2 Zuchtstuten. Gute Arbeitspferde kosten von 100 bis 150 Dollars, Luxuspferde werden von 300 bis 600 Dollars verkauft. Vor einigen Jahren, während des Krieges mit dem Süden, waren die Pferde bedeutend theurer, und damals bezahlte sich die Pferdezucht ausgezeichnet. Die Schweinezucht wird in Iowa, namentlich da, wo das Welschkorn gut gedeiht, in ausgedehntem Maßstabe betrieben. Das Welschkorn ist
Saving...
prev
next
30 Immigrations-Board. großer Theil des gewonnenen Materials wurde im Staate selbst in den Wollfabriken verarbeitet. Die Zahl der Schafe in Iowa in 1871 wird auf 1,250,000 angeschlagen. Da die Bereitung von Butter und Käse in naher Verbindung mit dem Aufziehen von Vieh steht, so will ich über diesen Gegenstand hier einige Bemerkungen anreihen. Im Allgemeinen wird in Iowa wenig Sorgfalt und Mühe auf die Bereitung der Butter verwandt, namentlich ist dies im nördlichen Theil des Staates noch mehr der Fall, wie im südlichen, wahrscheinlich, weil die Winter so anhaltend kalt sind. Den Grund für die Vernachlässigung dieses, in Europa, namentlich in Norddeutschland so profitablen Zweiges der Landwirthschaft, liegt vielleicht einestheils in der Unkunde darin, vorzüglich aber darin, daß sich die hiesige Butter weniger zum Verpacken und Verschiffen eignet. Deßhalb sieht man auch hier selten die großen Meiereien (Holländereien), die namentlich in Norddeutschland die Goldquellle des Landmannes sind. Wo sie existiren, werden sie ausschließlich für die Fabrikation von Käse eingerichtet, weil sich dies bedeutend besser bezahlt. Der Landmann in Iowa hält deßhalb auch eine beschränkte Anzahl Kühe, von denen er fast alle Kälber aufzieht, die in den ersten Monaten den größten Theil der frisch gemolkenen Milch erhalten, und entweder mit den Kühen frei umherlaufen, oder Abends und Morgens zu ihnen zugelassen werden. Die übrige Milch wird dann allerdings in Butter verwandelt, und diese entweder in der Haushaltung selbst verbraucht, oder in den nahe gelegenen Städten im Kleinen verkauft. Die größern Meiereien die fast ausschließlich für die Fabrikation von Käse eingerichtet sind, haben sich in Iowa seit einigen Jahren bedeutend vermehrt, und sie würden sicherlich zahlreicher sein, wenn nicht die Einrichtung derselben mit bedeutenden, oftmals für den gewöhnlichen Landmann, unübertreffliche Kosten verbunden wäre. Daß sie profitabel sind, ist längst anerkannt, da der von frischer Milch bereitete Käse von 15 bis 20 Cents das Pfund bringt. Man verwendet nur frische Milch hier für Käsebereitung, und deßhalb sind wenigstens 40 bis 50 Kühe für eine nur einigermaßen große Käsefabrik nöthig. Die Pferdezucht wird hier in Iowa mit gutem Erfolg betrieben, und bringt für den Farmer ein recht nettes Einkommen. Ein Farmer, der auf seinen Besitz 4 Pferde hält, hat in der Regel 2 Zuchtstuten. Gute Arbeitspferde kosten von 100 bis 150 Dollars, Luxuspferde werden von 300 bis 600 Dollars verkauft. Vor einigen Jahren, während des Krieges mit dem Süden, waren die Pferde bedeutend theurer, und damals bezahlte sich die Pferdezucht ausgezeichnet. Die Schweinezucht wird in Iowa, namentlich da, wo das Welschkorn gut gedeiht, in ausgedehntem Maßstabe betrieben. Das Welschkorn ist
Germans in Iowa
sidebar