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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
Page 268
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254 Die Geschichte von Davenport. Nach Pastor Rigg's Wörterbuch der Dakota Sprachen läßt sich auch ableiten, daß der Name die "Schläfrigen", die "Träumer" oder "Schlafmützen" bedeutete und diese Bezeichnung scheint dem Charakter des betreffenden Indianervolkes so ziemlich entsprochen zu haben. Professor Williamson vom Augustana College in Rock Island schrieb in 1888: "Leute, deren Ansichten, wie ich glaube, einen Werth haben, sind darüber einig, daß "Iowa" eine Korrumpirung des dakotischen Wortes "Ayachwa" sei, (die schläfrig sind). Das "ch" wurde mit Gutterallaut wie im deutschen "Dach" gesprochen. Die alten französischen Händler und Voyageurs hatten für diesen Laut kein Schriftzeichen und schrieben "Ayahvoise". Die Iowas, verwandt mit den Sioux der Ebene, standen diesen an Tapferkeit nicht nach und vertheidigten sich gegen Angreifer bis zum äußersten. Da sie aber mehr seßhaft und ackerbautreibend als kriegerisch waren, so waren sie auch weniger lebhaft als die jagenden Indianer. Wegen ihrer verhältnißmäßigen Arbeitsamkeit und Friedsamkeit wurden sie von den anderen Indianern gerade darum, und weil sie sich oft überrumpeln ließen, verachtet und die Schläfrigen genannt. W. H. Hildreth, ein früherer Lehrer in Davenport, will das Wort merkwürdiger Weise von dem dakotischen Pi-ho-ya (Peihoja) ableiten, welches "grauer oder schmutziger Schnee" bedeuten soll. Nach einer Tradition, bei welcher schmutziger Schnee ebenfalls mitspielt, soll sich ein Zweig von dem Stamme der Omahas abgetrennt haben, als ein großer Schnee- und Sandsturm losbrach, so daß der Schnee sehr schmutzig aussah, woraus allmählig Iowa geworden sein soll. Aehnlich sonderbare Erklärungen werden von anderen vermeintlichen Forschern gegeben. Einer derselben meint, es heiße "hier sind Fische"; ein Anderer sagt, es bedeute "die Stimme nachahmen", oder "für einen Anderen singen." So viel man aber weiß, sind die Iowa Indianer keine solchen Sangeskünstler gewesen, daß sie eingeladen worden wären, für andere, oder vor ihnen zu singen. Schoolcraft,*) eine Autorität in Geschichte, Sagen und Spra- ------------------------------------------ *) Henry R. Schoolcraft, geb. 28. März 1793 in Albany County, New York, machte in 1817 und 1818 weite Reisen durch den Westen, von wo er eine große Sammlung von Mineralien mitbrachte. In 1819 publizirte er eine "Beschreibung der Bleiminen von Missouri" sowie "Scenen und Abenteuer in den Alpenregionen des Ozark-Gebirges." In 1820 begleitete er als Geologe die Forschungs-Expedition nach dem Westen unter General Caß. In 1821 schloß er als Regierungskommissär einen Vertrag mit den Indianern zu Chicago ab, und im folgenden Jahre wurde er zum Indianeragenten für die Stämme im Nordwest-Territorium ernannt. Von 1828 bis 1832 war er Mitglied des Council der Territorial-Legislatur von Michigan, und nach 1837 längere Zeit Superintendent für Indianerangelegenheiten. Er ist 1864 zu Washington gestorben.
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254 Die Geschichte von Davenport. Nach Pastor Rigg's Wörterbuch der Dakota Sprachen läßt sich auch ableiten, daß der Name die "Schläfrigen", die "Träumer" oder "Schlafmützen" bedeutete und diese Bezeichnung scheint dem Charakter des betreffenden Indianervolkes so ziemlich entsprochen zu haben. Professor Williamson vom Augustana College in Rock Island schrieb in 1888: "Leute, deren Ansichten, wie ich glaube, einen Werth haben, sind darüber einig, daß "Iowa" eine Korrumpirung des dakotischen Wortes "Ayachwa" sei, (die schläfrig sind). Das "ch" wurde mit Gutterallaut wie im deutschen "Dach" gesprochen. Die alten französischen Händler und Voyageurs hatten für diesen Laut kein Schriftzeichen und schrieben "Ayahvoise". Die Iowas, verwandt mit den Sioux der Ebene, standen diesen an Tapferkeit nicht nach und vertheidigten sich gegen Angreifer bis zum äußersten. Da sie aber mehr seßhaft und ackerbautreibend als kriegerisch waren, so waren sie auch weniger lebhaft als die jagenden Indianer. Wegen ihrer verhältnißmäßigen Arbeitsamkeit und Friedsamkeit wurden sie von den anderen Indianern gerade darum, und weil sie sich oft überrumpeln ließen, verachtet und die Schläfrigen genannt. W. H. Hildreth, ein früherer Lehrer in Davenport, will das Wort merkwürdiger Weise von dem dakotischen Pi-ho-ya (Peihoja) ableiten, welches "grauer oder schmutziger Schnee" bedeuten soll. Nach einer Tradition, bei welcher schmutziger Schnee ebenfalls mitspielt, soll sich ein Zweig von dem Stamme der Omahas abgetrennt haben, als ein großer Schnee- und Sandsturm losbrach, so daß der Schnee sehr schmutzig aussah, woraus allmählig Iowa geworden sein soll. Aehnlich sonderbare Erklärungen werden von anderen vermeintlichen Forschern gegeben. Einer derselben meint, es heiße "hier sind Fische"; ein Anderer sagt, es bedeute "die Stimme nachahmen", oder "für einen Anderen singen." So viel man aber weiß, sind die Iowa Indianer keine solchen Sangeskünstler gewesen, daß sie eingeladen worden wären, für andere, oder vor ihnen zu singen. Schoolcraft,*) eine Autorität in Geschichte, Sagen und Spra- ------------------------------------------ *) Henry R. Schoolcraft, geb. 28. März 1793 in Albany County, New York, machte in 1817 und 1818 weite Reisen durch den Westen, von wo er eine große Sammlung von Mineralien mitbrachte. In 1819 publizirte er eine "Beschreibung der Bleiminen von Missouri" sowie "Scenen und Abenteuer in den Alpenregionen des Ozark-Gebirges." In 1820 begleitete er als Geologe die Forschungs-Expedition nach dem Westen unter General Caß. In 1821 schloß er als Regierungskommissär einen Vertrag mit den Indianern zu Chicago ab, und im folgenden Jahre wurde er zum Indianeragenten für die Stämme im Nordwest-Territorium ernannt. Von 1828 bis 1832 war er Mitglied des Council der Territorial-Legislatur von Michigan, und nach 1837 längere Zeit Superintendent für Indianerangelegenheiten. Er ist 1864 zu Washington gestorben.
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