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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
Page 328
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314 Die Geschichte von Davenport. nor, der Tod oder seine eigene Verschlagenheit die Zuchthausthore öffnete. In der Bevölkerung gab sich großer Unwille darüber kund, und in Rock Island wurden Protest- und Entrüstungs-Versammlungen gehalten. Baxter war im Zuchthause in Alton eingesperrt. Schon ein paar Jahre später hieß es, er leide sehr an der Lungenschwindsucht und könne nicht mehr lange leben. Im Frühjahr 1857 wurde er pardonirt, und in der Freiheit scheint er wieder recht gesund geworden zu sein; denn wenn auch über seine fernere Laufbahn nichts Zuverlässiges bekannt geworden ist, so soll er doch nach einer angeblich zuverlässigen Mittheilung im November 1895 noch als Achtzigjähriger in Californien gelebt haben. Das Verfahren gegen Birch war drei- oder viermal verschoben worden. Seine Advokaten handelten nach der bekannten Lehre ihrer Berufsgenossen. "Zeit gewonnen, viel gewonnen." Im Januar 1847 leitete sein Vertheidiger, der Congreßmann Thomas Turner 1847 vorher als Staatsanwalt des County selber die Anklagesache vertreten hatte, ein "Habeas Corpus" Verfahren für ihn ein, um seine sofortige Prozessirung oder seine Freilassung gegen Bürgschaft zu erlangen. Er begründete sein Verlangen damit, daß Birch's Zeugniß gegen Young und die Longs von großem Werthe für den Staat gewesen, und daß Birch zu den Vortheilen eines Staatszeugen berechtigt sei. Der Antrag wurde jedoch vom Gericht abgewiesen, und der Prozeß sollte im Frühjahr 1847 zur Verhandlung kommen. Vor dieser Zeit, in der Nacht von Washington's Geburtstag in 1847, gelang es ihm, durch Unterminirung des Fundaments aus dem Gefängniß zu entkommen; aber er wurde wieder eingefangen und nach Knoxville zurückgebracht. Im Sommer tauchte in dem Städtchen ein Fremder auf, um dort eine Schule zu gründen. Dem Brauche gemäß erhielt er außer einem geringen Schulgeld abwechselnd eine oder zwei Wochen lang Beköstigung bei den Eltern seiner Schüler. In dieser Weise wurde er nach einiger Zeit der Kostgänger des Gefängnißschließers. Als dieser sich eines Morgens nach Birch's Zelle begab, fand er sie leer. Der Häftling war ausgeflogen, und auch der Schulmeister war verschwunden. Auf dem Tisch aber lag ein Brief, in welchem Birch mit gutem Humor mittheilte, er sei der Kost überdrüssig geworden und werde sich nach einem gastlicheren Heim umschauen, und zum besseren Fortkommen hätte er sich des Scherifs Pferd geommen, welches jedoch zur gehörigen Zeit wieder zurückgeschickt werden würde. Das Pferd wurde wieder erlangt, aber Birch und der Pädagoge haben keine Spur hinterlassen. Man glaubte,
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314 Die Geschichte von Davenport. nor, der Tod oder seine eigene Verschlagenheit die Zuchthausthore öffnete. In der Bevölkerung gab sich großer Unwille darüber kund, und in Rock Island wurden Protest- und Entrüstungs-Versammlungen gehalten. Baxter war im Zuchthause in Alton eingesperrt. Schon ein paar Jahre später hieß es, er leide sehr an der Lungenschwindsucht und könne nicht mehr lange leben. Im Frühjahr 1857 wurde er pardonirt, und in der Freiheit scheint er wieder recht gesund geworden zu sein; denn wenn auch über seine fernere Laufbahn nichts Zuverlässiges bekannt geworden ist, so soll er doch nach einer angeblich zuverlässigen Mittheilung im November 1895 noch als Achtzigjähriger in Californien gelebt haben. Das Verfahren gegen Birch war drei- oder viermal verschoben worden. Seine Advokaten handelten nach der bekannten Lehre ihrer Berufsgenossen. "Zeit gewonnen, viel gewonnen." Im Januar 1847 leitete sein Vertheidiger, der Congreßmann Thomas Turner 1847 vorher als Staatsanwalt des County selber die Anklagesache vertreten hatte, ein "Habeas Corpus" Verfahren für ihn ein, um seine sofortige Prozessirung oder seine Freilassung gegen Bürgschaft zu erlangen. Er begründete sein Verlangen damit, daß Birch's Zeugniß gegen Young und die Longs von großem Werthe für den Staat gewesen, und daß Birch zu den Vortheilen eines Staatszeugen berechtigt sei. Der Antrag wurde jedoch vom Gericht abgewiesen, und der Prozeß sollte im Frühjahr 1847 zur Verhandlung kommen. Vor dieser Zeit, in der Nacht von Washington's Geburtstag in 1847, gelang es ihm, durch Unterminirung des Fundaments aus dem Gefängniß zu entkommen; aber er wurde wieder eingefangen und nach Knoxville zurückgebracht. Im Sommer tauchte in dem Städtchen ein Fremder auf, um dort eine Schule zu gründen. Dem Brauche gemäß erhielt er außer einem geringen Schulgeld abwechselnd eine oder zwei Wochen lang Beköstigung bei den Eltern seiner Schüler. In dieser Weise wurde er nach einiger Zeit der Kostgänger des Gefängnißschließers. Als dieser sich eines Morgens nach Birch's Zelle begab, fand er sie leer. Der Häftling war ausgeflogen, und auch der Schulmeister war verschwunden. Auf dem Tisch aber lag ein Brief, in welchem Birch mit gutem Humor mittheilte, er sei der Kost überdrüssig geworden und werde sich nach einem gastlicheren Heim umschauen, und zum besseren Fortkommen hätte er sich des Scherifs Pferd geommen, welches jedoch zur gehörigen Zeit wieder zurückgeschickt werden würde. Das Pferd wurde wieder erlangt, aber Birch und der Pädagoge haben keine Spur hinterlassen. Man glaubte,
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