Transcribe
Translate
Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
Page 362
More information
digital collection
archival collection guide
transcription tips
348 Die Geschichte von Davenport. Drangsalirung für ungehorsame Wirthe. Chas. Eyfer und Frau Bomberg wurden wegen gesetzwidrigen Whiskeyverkaufs denunzirt und hatten an Strafe und Kosten je $6 zu bezahlen. Die Denunzianten waren Israel Hall und S. N. Whitney, denen zum Lohn dafür von einer Anzahl junger Deutscher im Februar die Fenster eingeworfen wurden. Wie vor einigen Jahren von einem der Attentäter mitgetheilt wurde, war der Anführer ein Holsteiner Offizier Namens Fröhlich, ein baumlanger Mensch, der nämliche, welcher nach dem Lesen der deutschen Reformbeschlüsse eines "Deutschen Congresses" ausrief: "Jetzt ha'm mir die Laus am Strick." Israel Hall hatte eine feindselige Kundgebung erwartet und zum Schutz eine Anzahl Freunde in sein Haus genommem. Nach dem Klirren der Fensterscheiben stürtzten diese heraus. Einer der Fenstereinwerfer, Heinrich Kühl, stolperte auf der holperigen Straße und fiel. Die Verfolger, die ihn schon beinahe ergriffen hatten, wurden mit Revolvern in Schach gehalten und zurückgetrieben, und alle entkamen unerkannt in der Dunkelheit. Auch eine von den Temperenzlern ausgesetzte Belohnung von mehreren hundert Dollars führte nicht zur Entdeckung. Das Resultat der Affäre aber war, daß die Mucker sich ein paar Jahre sehr ruhig verhielten, bis es im Sommer 1855 nach Einführung des ersten staatlichen Prohibitionsgesetzes und bei dem von Hiram Price geleiteten Versuch zu seiner Durchführung wiederum zu ernstlichen Demonstrationen kam, bei denen es einige blutige Köpfe gab. Frau Bomberg zog nach dem "Bluff" hinauf, wo sie an der Neunten Straße, westlich von Harrison Straße, einen Sommergarten einrichtete, welcher mehrere Jahre ein beliebter Vergnügungsplatz der Deutschen und der Festplatz für Turner und Sänger gewesen ist. Die wackere Frau starb am 9. Juni 1871, nachdem ihr bereits die meisten ihrer Kinder im Tode vorangegangen waren. Pathetisch war der Tod ihrer ältesten Tochter Sidonie, welche sich mit Peter Littig in Rock Island, dem Stammvater der großen Littig Familie, verheirathet hatte. Im Sommer 1844 herrschte in mehreren Mississippi-Städten eine Cholera-Epidemie, auch in Davenport. Eines Vormittags kam Frau Littig nach Davenport, um die Mutter nach Rock Island herüberzuholen und sie so vor Ansteckung zu bewahren. Frau Bomberg aber hatte keine Besorgniß und lehnte die Einladung ab. Am nämlichen Nachmittag kam ein eiliger Bote zu Frau Bomberg, um sie nach Rock Island zu rufen. Ihre Tochter, Frau Littig, sei plötzlich an der Cholera erkrankt. Einige Stunden später war sie, die noch kurz
Saving...
prev
next
348 Die Geschichte von Davenport. Drangsalirung für ungehorsame Wirthe. Chas. Eyfer und Frau Bomberg wurden wegen gesetzwidrigen Whiskeyverkaufs denunzirt und hatten an Strafe und Kosten je $6 zu bezahlen. Die Denunzianten waren Israel Hall und S. N. Whitney, denen zum Lohn dafür von einer Anzahl junger Deutscher im Februar die Fenster eingeworfen wurden. Wie vor einigen Jahren von einem der Attentäter mitgetheilt wurde, war der Anführer ein Holsteiner Offizier Namens Fröhlich, ein baumlanger Mensch, der nämliche, welcher nach dem Lesen der deutschen Reformbeschlüsse eines "Deutschen Congresses" ausrief: "Jetzt ha'm mir die Laus am Strick." Israel Hall hatte eine feindselige Kundgebung erwartet und zum Schutz eine Anzahl Freunde in sein Haus genommem. Nach dem Klirren der Fensterscheiben stürtzten diese heraus. Einer der Fenstereinwerfer, Heinrich Kühl, stolperte auf der holperigen Straße und fiel. Die Verfolger, die ihn schon beinahe ergriffen hatten, wurden mit Revolvern in Schach gehalten und zurückgetrieben, und alle entkamen unerkannt in der Dunkelheit. Auch eine von den Temperenzlern ausgesetzte Belohnung von mehreren hundert Dollars führte nicht zur Entdeckung. Das Resultat der Affäre aber war, daß die Mucker sich ein paar Jahre sehr ruhig verhielten, bis es im Sommer 1855 nach Einführung des ersten staatlichen Prohibitionsgesetzes und bei dem von Hiram Price geleiteten Versuch zu seiner Durchführung wiederum zu ernstlichen Demonstrationen kam, bei denen es einige blutige Köpfe gab. Frau Bomberg zog nach dem "Bluff" hinauf, wo sie an der Neunten Straße, westlich von Harrison Straße, einen Sommergarten einrichtete, welcher mehrere Jahre ein beliebter Vergnügungsplatz der Deutschen und der Festplatz für Turner und Sänger gewesen ist. Die wackere Frau starb am 9. Juni 1871, nachdem ihr bereits die meisten ihrer Kinder im Tode vorangegangen waren. Pathetisch war der Tod ihrer ältesten Tochter Sidonie, welche sich mit Peter Littig in Rock Island, dem Stammvater der großen Littig Familie, verheirathet hatte. Im Sommer 1844 herrschte in mehreren Mississippi-Städten eine Cholera-Epidemie, auch in Davenport. Eines Vormittags kam Frau Littig nach Davenport, um die Mutter nach Rock Island herüberzuholen und sie so vor Ansteckung zu bewahren. Frau Bomberg aber hatte keine Besorgniß und lehnte die Einladung ab. Am nämlichen Nachmittag kam ein eiliger Bote zu Frau Bomberg, um sie nach Rock Island zu rufen. Ihre Tochter, Frau Littig, sei plötzlich an der Cholera erkrankt. Einige Stunden später war sie, die noch kurz
Germans in Iowa
sidebar