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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
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380 Die Geschichte von Davenport. Der National-Feiertag am Vierten Juli ging ohne alle patriotische Kundgebung seitens der Eingeborenen vorüber; aber die Deutschen hielten einen Umzug, an welchen sie sich ein Festessen mit Reden anschloß, und abends gab es einen Ball in Hans Casper Möller's kleiner Tanzhalle an der Front Straße. Als Beweis für die Ausbildung des kosmo- und metropolitischen Charakters der Stadt berichtete die "Gazette" an einem Augusttage von einem "Franzosen, der mit einem Leierkasten und possirlichen Affen durch die Straßen zog, zum großen Vergnügen der ihm folgenden Jungenschar. Bald darauf kam ein Italiener mit bunt bemalten Gipsfiguren angeschlendert, die er hübsch auf einem Brett arrangirt auf dem Kopf balanzirte und zum Kaufe anpries. Nicht weit von diesen Szenen, am Flußufer, sah man eine neu aufgeschlagene Bude, in welcher eine Mulattenjungfer Gefrorenes, Kuchen und andere Leckereien feilhielt. "Dies alles waren nur Kleinigkeiten, aber sie lassen die zunehmende Bedeutung der Stadt erkennen;" meinte die Zeitung. Die Geschäftverhältnisse waren fortwährend günstig. Während der Schiffahrtszeit von 1849 wurden nach Angaben von A. C. Fulton nach St. Louis versandt: 30,000 Faß Mehl, 16,700 Bushel Weizen, 11,160 Bushel Zwiebeln, 5000 Bushel Gerste und 3000 Bushel Kartoffeln, sowie große Quantitäten Pökelfleisch, Speck, Schinken, Schmalz, Häute, Kleie u s. w. Eine neue Sägemühle wurde im Westende der Stadt bei Brown Straße von einem gewissen Howard errichtet. Sie kam nach zwei Jahren in den Besitz von Alexander McGregor und wurde später von John M. Cannon, von Cannon & French, von French & Davies, von John L. Davies & Son und zuletzt von Paige, Dixon & Co. betrieben. Nach 1886 stand sie still und verfiel. Ihr Platz wurde von Seiffert & Wiese zum Lagern von Bauholz benutzt, und jetzt befindet sich auf ihm die People's Gasanstalt. Das erste deutsche Kaufmannsgeschäft in Davenport wurde im August von der Firma Klug & Vieths an der Front Straße westlich von der Main Straße eröffnet. Die Inhaber waren Otto Klug, ein gründlich gebildeter Kaufmann, und Heinrich Asmus Vieths, von Beruf ein Maurer, der seit ein paar Jahren hier und in Moline gewohnt hatte. Die Gründung dieses Geschäftes war eine Folge der Cholera-Epidmie. Wie vorhin erzählt, hatte der an dieser Krankheit gestorbene Adolph Hagge einen großen Waarenvorrath aus Hambug mitgebracht. Um diesen möglichst gut zu verwerthen, einigten sich die Ge-
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380 Die Geschichte von Davenport. Der National-Feiertag am Vierten Juli ging ohne alle patriotische Kundgebung seitens der Eingeborenen vorüber; aber die Deutschen hielten einen Umzug, an welchen sie sich ein Festessen mit Reden anschloß, und abends gab es einen Ball in Hans Casper Möller's kleiner Tanzhalle an der Front Straße. Als Beweis für die Ausbildung des kosmo- und metropolitischen Charakters der Stadt berichtete die "Gazette" an einem Augusttage von einem "Franzosen, der mit einem Leierkasten und possirlichen Affen durch die Straßen zog, zum großen Vergnügen der ihm folgenden Jungenschar. Bald darauf kam ein Italiener mit bunt bemalten Gipsfiguren angeschlendert, die er hübsch auf einem Brett arrangirt auf dem Kopf balanzirte und zum Kaufe anpries. Nicht weit von diesen Szenen, am Flußufer, sah man eine neu aufgeschlagene Bude, in welcher eine Mulattenjungfer Gefrorenes, Kuchen und andere Leckereien feilhielt. "Dies alles waren nur Kleinigkeiten, aber sie lassen die zunehmende Bedeutung der Stadt erkennen;" meinte die Zeitung. Die Geschäftverhältnisse waren fortwährend günstig. Während der Schiffahrtszeit von 1849 wurden nach Angaben von A. C. Fulton nach St. Louis versandt: 30,000 Faß Mehl, 16,700 Bushel Weizen, 11,160 Bushel Zwiebeln, 5000 Bushel Gerste und 3000 Bushel Kartoffeln, sowie große Quantitäten Pökelfleisch, Speck, Schinken, Schmalz, Häute, Kleie u s. w. Eine neue Sägemühle wurde im Westende der Stadt bei Brown Straße von einem gewissen Howard errichtet. Sie kam nach zwei Jahren in den Besitz von Alexander McGregor und wurde später von John M. Cannon, von Cannon & French, von French & Davies, von John L. Davies & Son und zuletzt von Paige, Dixon & Co. betrieben. Nach 1886 stand sie still und verfiel. Ihr Platz wurde von Seiffert & Wiese zum Lagern von Bauholz benutzt, und jetzt befindet sich auf ihm die People's Gasanstalt. Das erste deutsche Kaufmannsgeschäft in Davenport wurde im August von der Firma Klug & Vieths an der Front Straße westlich von der Main Straße eröffnet. Die Inhaber waren Otto Klug, ein gründlich gebildeter Kaufmann, und Heinrich Asmus Vieths, von Beruf ein Maurer, der seit ein paar Jahren hier und in Moline gewohnt hatte. Die Gründung dieses Geschäftes war eine Folge der Cholera-Epidmie. Wie vorhin erzählt, hatte der an dieser Krankheit gestorbene Adolph Hagge einen großen Waarenvorrath aus Hambug mitgebracht. Um diesen möglichst gut zu verwerthen, einigten sich die Ge-
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