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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
Page 442
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428 Die Geschichte von Davenport. Farm am Duck Creek. Als der Unionskrieg ausbrach, wurde er Oberst des Zehnten Iowa Infanterie-Regiments, mußte jedoch bald wegen Kränklichkeit von dessen Führung zurücktreten, ohne sich neuen Kriegsruhm erworben zu haben. Bis 1865 wohnte er dann an der Zwölften Straße zwischen Perry und Rock Island Straße in Davenport und siedelte dann nach New York über, wo er eine Ungarweinhandlung eröffnete. In 1867, nach der Amnestie, kehrte er in seine alte Heimath zurück. Er wurde zum lebenslänglichen Mitglied im Oberhause des Reichstags ernannt, zog jedoch vor, ein Wahlmandat für das Unterhaus anzunehmen. Nikolaus Perczel war überall hochgeehrt von allen Magyaren. Im Schlosse des Fürsten Esterhazy zu Also Lendver, bei Szerdahely und im Forsthause zu Benitza an der Mur, im Schlosse des Grafen Festetiz-zu Czapaturn in Kroatien wie zu Warasdin an der Drawe, überall sprach man von dem wilden Führer. Die alten Magyaren erzählten sich Wunder der Tapferkeit von ihm, und die kroatischen Mädchen mit ihren weißen, malerisch geschlungenen Kopftüchern und ihren kurzen weißleinenen Röcken, mit ihren bunten Glasperlenschnüren um den gebräunten Nacken, mit ihren funkelnden Augen und lackirten Reiterstiefeln - nicht nur die Bauernmädel Malci, Resi, Vicza und Estelka, sondern auch die vornehmen Edelfräulein schwärmten in 1849 und auch später für diesen ungarischen Helden. Perczel war es, der in der Revolution, während Kossuth predigte und deklamirte und Manifeste und Proklamationenen schrieb, wie ein Hagelwetter mit seinen Scharen die Kaiserlichen von der Mura Insel fegte. Die kühnsten Streiche wurden ihm noch lange zugeschrieben, und schauerlich romantisch klangen die Erzählungen der alten Soldaten vom österreichsichen Regiment "Hoch- und Deutschmeister", die er in seinem starken Griff gehabt und tüchtig zerklopft und zerzaust hat. In den Hütten des Mura Waldes kann man vielleicht noch heute sein Bilde sehen, umwunden von Eichenlaub und romantischen Legenden, ein nationaler Heiliger im Andenken des ungarischen Bauern. Baron Joseph Majthenyi war ein Jurist und Grundbesitzer. Als Mitglied des ungarischen Landtages war er einer der Unterzeichner der Unabhängigkeits-Erklärung, was beinahe so viel wie Hochverräther war. Deshalb und wegen seiner Betheiligung an der Revolution mußte er flüchten. Bevor die politischen Dinge in Ungarn sich zuspitzten, war er mit einer reichen Aristokratin verlobt; wegen seiner nationalen Haltung wurde das Verhältniß aufgelöst. Er heirathete eine Andere, und das Fräulein folgte seinem Bei-
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428 Die Geschichte von Davenport. Farm am Duck Creek. Als der Unionskrieg ausbrach, wurde er Oberst des Zehnten Iowa Infanterie-Regiments, mußte jedoch bald wegen Kränklichkeit von dessen Führung zurücktreten, ohne sich neuen Kriegsruhm erworben zu haben. Bis 1865 wohnte er dann an der Zwölften Straße zwischen Perry und Rock Island Straße in Davenport und siedelte dann nach New York über, wo er eine Ungarweinhandlung eröffnete. In 1867, nach der Amnestie, kehrte er in seine alte Heimath zurück. Er wurde zum lebenslänglichen Mitglied im Oberhause des Reichstags ernannt, zog jedoch vor, ein Wahlmandat für das Unterhaus anzunehmen. Nikolaus Perczel war überall hochgeehrt von allen Magyaren. Im Schlosse des Fürsten Esterhazy zu Also Lendver, bei Szerdahely und im Forsthause zu Benitza an der Mur, im Schlosse des Grafen Festetiz-zu Czapaturn in Kroatien wie zu Warasdin an der Drawe, überall sprach man von dem wilden Führer. Die alten Magyaren erzählten sich Wunder der Tapferkeit von ihm, und die kroatischen Mädchen mit ihren weißen, malerisch geschlungenen Kopftüchern und ihren kurzen weißleinenen Röcken, mit ihren bunten Glasperlenschnüren um den gebräunten Nacken, mit ihren funkelnden Augen und lackirten Reiterstiefeln - nicht nur die Bauernmädel Malci, Resi, Vicza und Estelka, sondern auch die vornehmen Edelfräulein schwärmten in 1849 und auch später für diesen ungarischen Helden. Perczel war es, der in der Revolution, während Kossuth predigte und deklamirte und Manifeste und Proklamationenen schrieb, wie ein Hagelwetter mit seinen Scharen die Kaiserlichen von der Mura Insel fegte. Die kühnsten Streiche wurden ihm noch lange zugeschrieben, und schauerlich romantisch klangen die Erzählungen der alten Soldaten vom österreichsichen Regiment "Hoch- und Deutschmeister", die er in seinem starken Griff gehabt und tüchtig zerklopft und zerzaust hat. In den Hütten des Mura Waldes kann man vielleicht noch heute sein Bilde sehen, umwunden von Eichenlaub und romantischen Legenden, ein nationaler Heiliger im Andenken des ungarischen Bauern. Baron Joseph Majthenyi war ein Jurist und Grundbesitzer. Als Mitglied des ungarischen Landtages war er einer der Unterzeichner der Unabhängigkeits-Erklärung, was beinahe so viel wie Hochverräther war. Deshalb und wegen seiner Betheiligung an der Revolution mußte er flüchten. Bevor die politischen Dinge in Ungarn sich zuspitzten, war er mit einer reichen Aristokratin verlobt; wegen seiner nationalen Haltung wurde das Verhältniß aufgelöst. Er heirathete eine Andere, und das Fräulein folgte seinem Bei-
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