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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
Page 444
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430 Die Geschichte von Davenport. schen Armee. Der Baron, welcher bald Landtags-Abgeordneter wurde, verheirathete sich abermals. Auch die Tochter heirathete, wurde aber Wittwe und kehrte mit mehreren Kindern zu ihrem Vater zurück, der als Greis seinen Enkeln viel Fremdes und Wunderbares erzählte von dem Lande, wo er, ein Baron, einstmals in Milch hausirt hatte. Er ist im August 1888 gestorben. Der Sohn Theodor war ein hübscher junger Mann von lebhaftem Ungarblut. Er hatte keinen bestimmten Beruf; arbeitete öfters auf Farmen oder sonst hier und da, und war Heizer auf der Eisenbahn, als der Krieg ausbrach. Er wurde Soldat im Zweiten Iowa Freiwilligen-Regiment, Sergeant und Leutnant im Fremont's Leibgarde und Captain im Dritten Missouri Kavallerie-Regiment, und soll während seiner vierjährigen Dienstzeit manche tapfere That gethan haben. Schade, daß er dabei nicht seinen Tod gefunden hat; dann hätte es einen Helden mehr und einen Schurken weniger gegeben. Nach dem Kriege trat er in die reguläre Armee ein und wurde zweiter Leutnant im Sechsten Regiment. Er blieb aber nicht lange im Heer, sondern ging bald ebenfalls nach Ungarn zurück, begleitet von einer Gattin, einer Davenporterin. In Ungarn wurde er ins Offizierscorps aufgenommen. Durch Spiel und sonstige Lüderlichkeiten verdarb er sich seine Karriere und wurde kassirt. Seine Frau nebst einem Knaben in Ungarn im Stich lassend, kehrte er wieder nach Amerika zurück. Die Frau hätte bei ihrem Schwiegervater in Luxus leben können; sie zog es aber vor, mit ihrem Knaben nach ihrer früheren Heimath am Mississippi zurückzukehren. Was aus Theodor Majthenyi wurde, ist nicht bekannt. Er soll in Philadelphia als Pferdebahnkutscher gesehen worden sein. Es wäre besser gewesen, wenn er früher auf einem Schlachtfelde seines Adoptivlandes ehrenvoll gefallen wäre. Samuel Hirschl wurde 1810 in Arad geboren und erhielt eine gediegene kaufmännische Bildung. Nachdem er eine Zeitlang in dem Geschäft seines Vaters Moses Hirschl thätig gewesen war, betrieben beide von 1830 bis 1848 ein Bankgeschäft in Wien und Arad unter der Firma M. Hirschl & Sohn. Infolge der unruhigen politischen Zustände, aber ohne sich hervorragend an der Revolution betheiligt zu haben, beschloß Samuel Hirschl, sich in Amerika eine neue Existenz zu gründen, und nach Abwickelung der Bankgeschäfte traf er mit seiner Familie nach mehrmonatlicher Fahrt im Januar 1850 in New Orleans ein, von wo er nach kurzem Aufenthalt
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430 Die Geschichte von Davenport. schen Armee. Der Baron, welcher bald Landtags-Abgeordneter wurde, verheirathete sich abermals. Auch die Tochter heirathete, wurde aber Wittwe und kehrte mit mehreren Kindern zu ihrem Vater zurück, der als Greis seinen Enkeln viel Fremdes und Wunderbares erzählte von dem Lande, wo er, ein Baron, einstmals in Milch hausirt hatte. Er ist im August 1888 gestorben. Der Sohn Theodor war ein hübscher junger Mann von lebhaftem Ungarblut. Er hatte keinen bestimmten Beruf; arbeitete öfters auf Farmen oder sonst hier und da, und war Heizer auf der Eisenbahn, als der Krieg ausbrach. Er wurde Soldat im Zweiten Iowa Freiwilligen-Regiment, Sergeant und Leutnant im Fremont's Leibgarde und Captain im Dritten Missouri Kavallerie-Regiment, und soll während seiner vierjährigen Dienstzeit manche tapfere That gethan haben. Schade, daß er dabei nicht seinen Tod gefunden hat; dann hätte es einen Helden mehr und einen Schurken weniger gegeben. Nach dem Kriege trat er in die reguläre Armee ein und wurde zweiter Leutnant im Sechsten Regiment. Er blieb aber nicht lange im Heer, sondern ging bald ebenfalls nach Ungarn zurück, begleitet von einer Gattin, einer Davenporterin. In Ungarn wurde er ins Offizierscorps aufgenommen. Durch Spiel und sonstige Lüderlichkeiten verdarb er sich seine Karriere und wurde kassirt. Seine Frau nebst einem Knaben in Ungarn im Stich lassend, kehrte er wieder nach Amerika zurück. Die Frau hätte bei ihrem Schwiegervater in Luxus leben können; sie zog es aber vor, mit ihrem Knaben nach ihrer früheren Heimath am Mississippi zurückzukehren. Was aus Theodor Majthenyi wurde, ist nicht bekannt. Er soll in Philadelphia als Pferdebahnkutscher gesehen worden sein. Es wäre besser gewesen, wenn er früher auf einem Schlachtfelde seines Adoptivlandes ehrenvoll gefallen wäre. Samuel Hirschl wurde 1810 in Arad geboren und erhielt eine gediegene kaufmännische Bildung. Nachdem er eine Zeitlang in dem Geschäft seines Vaters Moses Hirschl thätig gewesen war, betrieben beide von 1830 bis 1848 ein Bankgeschäft in Wien und Arad unter der Firma M. Hirschl & Sohn. Infolge der unruhigen politischen Zustände, aber ohne sich hervorragend an der Revolution betheiligt zu haben, beschloß Samuel Hirschl, sich in Amerika eine neue Existenz zu gründen, und nach Abwickelung der Bankgeschäfte traf er mit seiner Familie nach mehrmonatlicher Fahrt im Januar 1850 in New Orleans ein, von wo er nach kurzem Aufenthalt
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