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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)
Page 467
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Deutsche Pionierzeit in Scott County. 453 Hat ein amerikanischer Farmer einen Viehstall, worin viel Dünger ist, so reißt er den Stall weg und setzt ihn wo anders hin, damit er den Dung nicht hinauszuschaffen braucht. Als der Landmesser Friedrich sein Land vermaß, mußten wir durch eine große Slough, wo viel Wasser war, sodaß wir Schuhe und Stielfeln voll Wasser hatten; wir zogen alle die Stiefeln aus und gossen dasselbe aus, der Feldmesser aber, ein alter Yankee, nahm ein Messer und schnitt ein Loch in seine fast neuen Stiefel, damit das Wasser hinauslaufen könne, dabei sind es jedoch die besten Menschen und den hiesigen Deutschen vorzuziehen. Kleidungsstücke sind hier etwas theurer wie in Deutschland. Mädchen heirathen schon mit 15 Jahren, aber auch Männer heirathen wie in Deutschland. Das Heirathen ist in Amerika nicht so schwierig als man denkt. Frauenzimmer gibt es genug, doch werden die, die aus Deutschland kommen, vorgezogen, da die hiesigen zu sehr verwöhnt sind und nicht gern arbeiten. Prediger sind auch zur Trauung nicht nothwendig. Man meldet es einfach beim Friedensrichter, dieser trägt den Fall in ein Buch ein und die Ehe ist geschlossen. Solche Personen, die Lust zu arbeiten haben und auch weiter kein Vermögen haben, als um die Ueberfahrt bis New York oder New Orleans bezahlen zu können, dürfen es ruhig wagen, nach Amerika zu kommen, da sie in den Seestädten immer Arbeit finden und manchmal besser fortkommen wie solche, die einige hundert Thaler mitbringen und nicht arbeiten können oder wollen; für diese ist es leider sehr schlimm, denn ehe sie sich es vergehen, sind ihre paar Thaler weg und wollen sie dann nicht verhungern, so müssen sie arbeiten. Dann schreiben sie freilich die größten Klagelieder und machen die erbärmlichsten Lügen; doch dadurch lasse sich ja keiner abschrecken. Wer Lust zur Arbeit hat, wenn er auch arm ist, komme getrost nach dem freien Amerika und keiner wird sich getäuscht finden. Hier braucht er sich vor keinem herrschsüchtigen Despoten zu fürchten, dem er seinen verdienten Lohn in schweren Steuern opfern muß und hat er auch vielleicht die erste Zeit mit manchen Widerwärtigkeiten zu kämpfen, was denen mit Familie wohl passiren kann, so überwindet er sie doch leicht, und bald wir er sich frei und glücklich fühlen. Reiche, die ohne die Reisekosten noch einige tausend Dollar mitbringen, können, wenn sie sich eine eingerichtete Farm in der Nähe der Stadt kaufen, ein schönes, sorgenfreies Leben führen, wenn sie sich einen Knecht für das ganze Jahr miethen, der, wenn er die Arbeit versteht, 150-200
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Deutsche Pionierzeit in Scott County. 453 Hat ein amerikanischer Farmer einen Viehstall, worin viel Dünger ist, so reißt er den Stall weg und setzt ihn wo anders hin, damit er den Dung nicht hinauszuschaffen braucht. Als der Landmesser Friedrich sein Land vermaß, mußten wir durch eine große Slough, wo viel Wasser war, sodaß wir Schuhe und Stielfeln voll Wasser hatten; wir zogen alle die Stiefeln aus und gossen dasselbe aus, der Feldmesser aber, ein alter Yankee, nahm ein Messer und schnitt ein Loch in seine fast neuen Stiefel, damit das Wasser hinauslaufen könne, dabei sind es jedoch die besten Menschen und den hiesigen Deutschen vorzuziehen. Kleidungsstücke sind hier etwas theurer wie in Deutschland. Mädchen heirathen schon mit 15 Jahren, aber auch Männer heirathen wie in Deutschland. Das Heirathen ist in Amerika nicht so schwierig als man denkt. Frauenzimmer gibt es genug, doch werden die, die aus Deutschland kommen, vorgezogen, da die hiesigen zu sehr verwöhnt sind und nicht gern arbeiten. Prediger sind auch zur Trauung nicht nothwendig. Man meldet es einfach beim Friedensrichter, dieser trägt den Fall in ein Buch ein und die Ehe ist geschlossen. Solche Personen, die Lust zu arbeiten haben und auch weiter kein Vermögen haben, als um die Ueberfahrt bis New York oder New Orleans bezahlen zu können, dürfen es ruhig wagen, nach Amerika zu kommen, da sie in den Seestädten immer Arbeit finden und manchmal besser fortkommen wie solche, die einige hundert Thaler mitbringen und nicht arbeiten können oder wollen; für diese ist es leider sehr schlimm, denn ehe sie sich es vergehen, sind ihre paar Thaler weg und wollen sie dann nicht verhungern, so müssen sie arbeiten. Dann schreiben sie freilich die größten Klagelieder und machen die erbärmlichsten Lügen; doch dadurch lasse sich ja keiner abschrecken. Wer Lust zur Arbeit hat, wenn er auch arm ist, komme getrost nach dem freien Amerika und keiner wird sich getäuscht finden. Hier braucht er sich vor keinem herrschsüchtigen Despoten zu fürchten, dem er seinen verdienten Lohn in schweren Steuern opfern muß und hat er auch vielleicht die erste Zeit mit manchen Widerwärtigkeiten zu kämpfen, was denen mit Familie wohl passiren kann, so überwindet er sie doch leicht, und bald wir er sich frei und glücklich fühlen. Reiche, die ohne die Reisekosten noch einige tausend Dollar mitbringen, können, wenn sie sich eine eingerichtete Farm in der Nähe der Stadt kaufen, ein schönes, sorgenfreies Leben führen, wenn sie sich einen Knecht für das ganze Jahr miethen, der, wenn er die Arbeit versteht, 150-200
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