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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 477
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Der Davenporter Männerchor. 463 das angloamerikanische Publikum. Ueber die Einzelheiten seines Verlaufes soll in einem besonderen Kapitel berichtet werden. Es ist während einer sehr langen Zeit, vielleicht bis zu dem noch viel größeren Sängerfest von 1898, das größte musikalische Ereigniß von Davenport gewesen. In die Mühen zu seiner Veranstaltung und Durchführung hatten sich der schweizerische Grütli-Verein, der Gemischte Chor Concordia und der Sängerbund mit dem Männerchor getheilt. St. Louis wurde die Feststadt des nächsten Sängerfestes. Bei dem Bankerott der hiesigen Bankfirma Cook & Sargent, einer Folge des großen "Kraches von 1857", büßte der Verein fast seine sämtlichen Depositen ein, aber seine Sangesfreudigkeit wurde dadurch nicht vermindert, und im Januar 1861 wurde von ihm und der Concordia nebst Strasser's Orchester unter Gustav Schlegel's Direktion Schiller-Romberg's "Lied von der Glocke" aufgeführt. Der Verein besaß zu der Zeit schon eine sehr große und werthvolle Musik-Bibliothek, bei deren Durchsicht man auch in noch viel späteren Zeiten einen großen Respekt vor ihm haben mußte. Bei dem Trommelwirbel und Klang der Waffen des vierjährigen Bürgerkrieges hatte der Gesangverein keinen Platz; aber er verstummte nicht gänzlich, und nach der Rückkehr des Friedens, am 1. August 1865 wurde die Wiederaufnahme der Thätigkeit beschlossen. William Glaßmann war Präsident, Julius Schreiber Sekretär und G. Härling Schatzmeister, und bald hatte sich wieder eine stattliche Sängerschar um den Dirigenten Hugo Bräunlich gesammelt, der an Stelle des anderweitig vielbeschäftigten Gustav Schlegel das Amt vorläufig übernommen hatte. Nach zwei Jahren trat er es auf kurze Zeit wieder an Schlegel ab. Dieser resignirte, nachdem er seine Sänger zum Fest nach Chicago begleitet hatte, im Sommer 1868. Carl Beiderbecke, ein musikalisch gründlich gebildetes Vereinsmitglied, übernahm die Direktion "zeitweilig, bis ein anderer geeigneter Dirigent gefunden wäre." Beiderbecke erwies sich wegen seiner musikalischen und vortrefflichen gesellschaftlichen Eigenschaften, sowie dem Takt, mit dem er sogar die oft recht schwer zu zügelnden eingebildeten Sänger zu leiten verstand, in seiner Stellung so erfolgreich, daß der Verein ihn nicht losließ, und er gegen acht Jahre die Leitung behielt. Während seiner Amtszeit wurde im Mai 1870 das schon unter Bräunlich fünf Jahre vorher aufgeführte Raimund'sche Zaubermärchen "Der Verschwender" gegeben, wobei Beiderbecke den "Azur" sang und Schlegel dirigirte. Bald darauf kam der französisch-deutsche Krieg. Die Wogen der Begeisterung für das deutsche Vaterland
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Der Davenporter Männerchor. 463 das angloamerikanische Publikum. Ueber die Einzelheiten seines Verlaufes soll in einem besonderen Kapitel berichtet werden. Es ist während einer sehr langen Zeit, vielleicht bis zu dem noch viel größeren Sängerfest von 1898, das größte musikalische Ereigniß von Davenport gewesen. In die Mühen zu seiner Veranstaltung und Durchführung hatten sich der schweizerische Grütli-Verein, der Gemischte Chor Concordia und der Sängerbund mit dem Männerchor getheilt. St. Louis wurde die Feststadt des nächsten Sängerfestes. Bei dem Bankerott der hiesigen Bankfirma Cook & Sargent, einer Folge des großen "Kraches von 1857", büßte der Verein fast seine sämtlichen Depositen ein, aber seine Sangesfreudigkeit wurde dadurch nicht vermindert, und im Januar 1861 wurde von ihm und der Concordia nebst Strasser's Orchester unter Gustav Schlegel's Direktion Schiller-Romberg's "Lied von der Glocke" aufgeführt. Der Verein besaß zu der Zeit schon eine sehr große und werthvolle Musik-Bibliothek, bei deren Durchsicht man auch in noch viel späteren Zeiten einen großen Respekt vor ihm haben mußte. Bei dem Trommelwirbel und Klang der Waffen des vierjährigen Bürgerkrieges hatte der Gesangverein keinen Platz; aber er verstummte nicht gänzlich, und nach der Rückkehr des Friedens, am 1. August 1865 wurde die Wiederaufnahme der Thätigkeit beschlossen. William Glaßmann war Präsident, Julius Schreiber Sekretär und G. Härling Schatzmeister, und bald hatte sich wieder eine stattliche Sängerschar um den Dirigenten Hugo Bräunlich gesammelt, der an Stelle des anderweitig vielbeschäftigten Gustav Schlegel das Amt vorläufig übernommen hatte. Nach zwei Jahren trat er es auf kurze Zeit wieder an Schlegel ab. Dieser resignirte, nachdem er seine Sänger zum Fest nach Chicago begleitet hatte, im Sommer 1868. Carl Beiderbecke, ein musikalisch gründlich gebildetes Vereinsmitglied, übernahm die Direktion "zeitweilig, bis ein anderer geeigneter Dirigent gefunden wäre." Beiderbecke erwies sich wegen seiner musikalischen und vortrefflichen gesellschaftlichen Eigenschaften, sowie dem Takt, mit dem er sogar die oft recht schwer zu zügelnden eingebildeten Sänger zu leiten verstand, in seiner Stellung so erfolgreich, daß der Verein ihn nicht losließ, und er gegen acht Jahre die Leitung behielt. Während seiner Amtszeit wurde im Mai 1870 das schon unter Bräunlich fünf Jahre vorher aufgeführte Raimund'sche Zaubermärchen "Der Verschwender" gegeben, wobei Beiderbecke den "Azur" sang und Schlegel dirigirte. Bald darauf kam der französisch-deutsche Krieg. Die Wogen der Begeisterung für das deutsche Vaterland
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