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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 483
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"Demokrat" und Vorgänger "Herold". 469 Druckerteufel und Träger beim "Herold" und im folgenden Jahre eine Stütze der Intelligenz beim "Demokrat", d. h. einige Monate der Träger dieser Zeitung gewesen ist, schätzte Jacobsen etwa 40 Jahre alt. Das Schriftmaterial wurde zum Theil mit dem voraus kollektirten Abonnementsgelde bezahlt. Der erste Vormann, Setzer und Drucker der Zeitung war ein gewisser Friedrich August Grummich, und dessen Nachfolger hieß Gottlieb Schwab. Beide hielten es nicht lange aus, weil der ihnen versporchene Lohn, $35 monatlich, nicht über das Stadium des Versprechens hinauskam. Die erste Nummer des Blattes, welches in dem Etablissement von T. D. Eagal's "Democratic Banner" hergestellt wurde, erschien am 6. Auguft 1850, und es wurden von ihr 500 bis 600 Eremplare gedruckt, also beinahe eines auf jeden Kopf der deutschen Bevölkerung dieser Umgegend. Aber trotz aller Hungerleiderei ließ das Unternehmen sich nicht über Wasser halten. Noth und Elend hat dieser Pionier der deutschen Presse, wie so mancher seiner Kameraden, gründlich durchkostet. Er wohnte in der Kammer eines Holzhäuschens zwischen der Zweiten und Dritten Straße nahe bei der Harrison Staße, und hungerte und fror, so daß Nachbarn ihm Bett und Nahrung schenkten. Nachdem Jacobsen in Galena mit den "Blättern am Mississippi" einem neuen Anlauf genommen hatte, ist er für diese Gegend verschollen. Die von Stolley gefertigten Setzkästen hatten, wie Erwers sagte, so tiefe Fächer, daß es Mühe machte, die wenigen Typen zu fassen. Eagal behielt das gesamte geringe Zeitungsmaterial als theilweise Deckung seiner Forderung für geliefertes Papier und Druckkosten. Unter etwas, aber nicht viel bessern Umständen trat im folgenden Jahre "Der Demokrat" ins Dasein, welcher mit dem Material des früheren "Herold" in der Druckerei des "Banner" hergestellt wurde, die sich in einem Holzhäuschen an der Stelle befand, wo nun schon seit vielen Jahren das St. James Hotel steht. In einem Stübchen des nahen Kosthauses von Hans Casper Möller schrieb der Herausgeber T h e o d o r G ü l i ch viele seiner genialen Leitartikel, frisch und kampflustig, aber immer geistreich, wie sie nur selten aus einem der modernen Zeitungspaläste hervorgegangen find. Oft aber kam es vor, daß er seine Artikel garnicht erst niederschrieb, sondern seine Gedanken direkt vom Kopf in den Winkelhaken brachte; denn er hatte sich hier auch bald die Kunst des Schrift-
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"Demokrat" und Vorgänger "Herold". 469 Druckerteufel und Träger beim "Herold" und im folgenden Jahre eine Stütze der Intelligenz beim "Demokrat", d. h. einige Monate der Träger dieser Zeitung gewesen ist, schätzte Jacobsen etwa 40 Jahre alt. Das Schriftmaterial wurde zum Theil mit dem voraus kollektirten Abonnementsgelde bezahlt. Der erste Vormann, Setzer und Drucker der Zeitung war ein gewisser Friedrich August Grummich, und dessen Nachfolger hieß Gottlieb Schwab. Beide hielten es nicht lange aus, weil der ihnen versporchene Lohn, $35 monatlich, nicht über das Stadium des Versprechens hinauskam. Die erste Nummer des Blattes, welches in dem Etablissement von T. D. Eagal's "Democratic Banner" hergestellt wurde, erschien am 6. Auguft 1850, und es wurden von ihr 500 bis 600 Eremplare gedruckt, also beinahe eines auf jeden Kopf der deutschen Bevölkerung dieser Umgegend. Aber trotz aller Hungerleiderei ließ das Unternehmen sich nicht über Wasser halten. Noth und Elend hat dieser Pionier der deutschen Presse, wie so mancher seiner Kameraden, gründlich durchkostet. Er wohnte in der Kammer eines Holzhäuschens zwischen der Zweiten und Dritten Straße nahe bei der Harrison Staße, und hungerte und fror, so daß Nachbarn ihm Bett und Nahrung schenkten. Nachdem Jacobsen in Galena mit den "Blättern am Mississippi" einem neuen Anlauf genommen hatte, ist er für diese Gegend verschollen. Die von Stolley gefertigten Setzkästen hatten, wie Erwers sagte, so tiefe Fächer, daß es Mühe machte, die wenigen Typen zu fassen. Eagal behielt das gesamte geringe Zeitungsmaterial als theilweise Deckung seiner Forderung für geliefertes Papier und Druckkosten. Unter etwas, aber nicht viel bessern Umständen trat im folgenden Jahre "Der Demokrat" ins Dasein, welcher mit dem Material des früheren "Herold" in der Druckerei des "Banner" hergestellt wurde, die sich in einem Holzhäuschen an der Stelle befand, wo nun schon seit vielen Jahren das St. James Hotel steht. In einem Stübchen des nahen Kosthauses von Hans Casper Möller schrieb der Herausgeber T h e o d o r G ü l i ch viele seiner genialen Leitartikel, frisch und kampflustig, aber immer geistreich, wie sie nur selten aus einem der modernen Zeitungspaläste hervorgegangen find. Oft aber kam es vor, daß er seine Artikel garnicht erst niederschrieb, sondern seine Gedanken direkt vom Kopf in den Winkelhaken brachte; denn er hatte sich hier auch bald die Kunst des Schrift-
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