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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 484
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470 Die Geschichte von Davenport. setzens angeeignet. Das hatte den doppelten Vortheil, daß Schreibpapier erspart wurde und daß auch dem Mangel an Typenvorrath Rechnung getragen werden konnte, da im Falle für ein gewisses Wort keine Buchstaben vorhanden waren, ein anderes gleichbedeutendes substituirt werden konnte. Der 15. November 18151 war der denkwürdige Tag, an welchem die erste Nummer des Blattes das Licht der Welt erblickte und sich sehen lassen konnte. Es wurden von derselben 93, nach anderen Berichten sogar 97 Eremplare gedruckt und auch abgesetzt. Zeitungsträger waren John Ewers und Claus Friedrich Krey (dessen Nachkommen sich Kroy nennen), ein Original, das sich als Setzer, Drucker, Träger und überhaupt als ein wirkliches "Factotum" überall nützlich machte. Das neue Blatt führte in großen, verzierten lateinischen Lettern den Titel "Der Demokrat", und darunter den Wahlspruch "Suum cuique --- Jedem das Seine". Entweder schon vorher oder bald nachher war ein anderer, originellerer Titel beabsichtigt, dessen in Buxbaum geschnittener Stock noch vor einigen Jahren vorhanden war, und der hier in verkleinertem Maßstabe reproduzirt wird. Dieser Holzschnitt zeigt Namen und Motto des Blattes und außerdem ein humoristisch-satirisches Zeitpanorama, eine von Europa nach Amerika reichende Umsicht von Zeitbildern. Da sieht man vor einem Hintergrund von Zwingburgen, Kasematten, Zuchthäusern und Galgen eine Gesellschaft von Fürstlichkeiten, Jesuiten und sonstigen Reaktionären, denen Lola Montez vortanzt. Weiter vorauf schreiten in feierlichem Zuge die "Volksbeglücker von Gottes Gnaden", Friedrich Wilhelm der Vierte (Champagner Fritze), gefolgt von Zar Nikolaus, dem jugendlichen Franz Joseph, dem Papst und Louis Napoleon. Demokraten in dichten Massen, die sich augenscheinlich nicht beglücken lassen wollen, drängen nach dem Hafen, der ebenso wie das große Wasser von Dampfern und Seglern bedeckt ist, und in der Neuen Welt werden die Männer der Freiheit mit überschwänglicher Herzlichkeit begrüßt, sogar von Pfaffen und Bibelgesellschaftlern, an denen sie hastig vorbeidrängen zum Eisenbahnzuge, der sie nach dem Westen tragen soll. Der Titel, dessen Autor nicht mehr bekannt ist, hat bei der Zeitung keine Verwendung erhalten; statt seiner wurde eine einfache Titelschrift benutzt. Auch des "Demokrat" erste Lebensjahre sind eine stetiger und ernster Kampf ums Dasein gewesen. Bei der philosophischen Bedürfnißlosigkeit seines Herausgebers und dessen Helfer hatte dieser Daseinskampf aber ein gut Stück. burschikoser Romantik an sich. Dem Gründer Gülich selber
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470 Die Geschichte von Davenport. setzens angeeignet. Das hatte den doppelten Vortheil, daß Schreibpapier erspart wurde und daß auch dem Mangel an Typenvorrath Rechnung getragen werden konnte, da im Falle für ein gewisses Wort keine Buchstaben vorhanden waren, ein anderes gleichbedeutendes substituirt werden konnte. Der 15. November 18151 war der denkwürdige Tag, an welchem die erste Nummer des Blattes das Licht der Welt erblickte und sich sehen lassen konnte. Es wurden von derselben 93, nach anderen Berichten sogar 97 Eremplare gedruckt und auch abgesetzt. Zeitungsträger waren John Ewers und Claus Friedrich Krey (dessen Nachkommen sich Kroy nennen), ein Original, das sich als Setzer, Drucker, Träger und überhaupt als ein wirkliches "Factotum" überall nützlich machte. Das neue Blatt führte in großen, verzierten lateinischen Lettern den Titel "Der Demokrat", und darunter den Wahlspruch "Suum cuique --- Jedem das Seine". Entweder schon vorher oder bald nachher war ein anderer, originellerer Titel beabsichtigt, dessen in Buxbaum geschnittener Stock noch vor einigen Jahren vorhanden war, und der hier in verkleinertem Maßstabe reproduzirt wird. Dieser Holzschnitt zeigt Namen und Motto des Blattes und außerdem ein humoristisch-satirisches Zeitpanorama, eine von Europa nach Amerika reichende Umsicht von Zeitbildern. Da sieht man vor einem Hintergrund von Zwingburgen, Kasematten, Zuchthäusern und Galgen eine Gesellschaft von Fürstlichkeiten, Jesuiten und sonstigen Reaktionären, denen Lola Montez vortanzt. Weiter vorauf schreiten in feierlichem Zuge die "Volksbeglücker von Gottes Gnaden", Friedrich Wilhelm der Vierte (Champagner Fritze), gefolgt von Zar Nikolaus, dem jugendlichen Franz Joseph, dem Papst und Louis Napoleon. Demokraten in dichten Massen, die sich augenscheinlich nicht beglücken lassen wollen, drängen nach dem Hafen, der ebenso wie das große Wasser von Dampfern und Seglern bedeckt ist, und in der Neuen Welt werden die Männer der Freiheit mit überschwänglicher Herzlichkeit begrüßt, sogar von Pfaffen und Bibelgesellschaftlern, an denen sie hastig vorbeidrängen zum Eisenbahnzuge, der sie nach dem Westen tragen soll. Der Titel, dessen Autor nicht mehr bekannt ist, hat bei der Zeitung keine Verwendung erhalten; statt seiner wurde eine einfache Titelschrift benutzt. Auch des "Demokrat" erste Lebensjahre sind eine stetiger und ernster Kampf ums Dasein gewesen. Bei der philosophischen Bedürfnißlosigkeit seines Herausgebers und dessen Helfer hatte dieser Daseinskampf aber ein gut Stück. burschikoser Romantik an sich. Dem Gründer Gülich selber
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