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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 487
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"Demokrat" und Vorgänger "Herold". 473 und Fünften verbesserten sich die Bequemlichkeiten. Die Räumlichkeiten umfaßten ein kleines Preßzimmer, ein Setzerzimmer und einen Verschlag unter der Treppe, welcher letztere gewöhnlich als Schlafkabinet diente, ---alles für die bescheidene Miethe von $4 monatlich. Eine Schattenseite dieses Lokals bestand darin, daß dasselbe bedenklich undicht war, so daß die Form auf der Presse nicht selten anfror, beim "Ablegen" der Schrift oft der zäheste Geduldsfaden riß, und für die Schriftkästen manchmal ein Blasebalg aus der Nachbarschaft entliehen werden mußte, um im Sommer den dicken Staub, und im Winter den Schnee aus den Fächern zu blasen. Der erste Winter war ausnehmend kalt, und da die Kohlen für die damaligen Verhältnisse einen sehr hohen Preis hatten, d. h. 7 bis 8 Cents der Bushel kosteten, und da ferner dieselben aus ökonomischen Zwangsrücksichten oft nicht in größeren Quantitäten angeschafft werden konnten, als sich Abends in einem Sack bequem herbeitragen ließ, so begreift man, daß das Heim des "Demokrat" einen fast sibirischen Anstrich hatte. Der Vollständigkeit wegen mag nach Gülich's eigenen Angaben noch hinzugefügt werden, daß das Setzer- und Redaktionszimmer gleichzeitig als Empfangszimmer, Küche und Speisesaal diente, da der vielseitige Unternehmer des Blattes nicht nur den Herausgeber, Redakteur und Druckerteufel zugleich machte, sondern sich selbst und seinem "Setzerpersonal", aus einem einzigen Exemplar bestehend, Frühstück und Abendessen eigenhändig zubereitete, um Zeit und Geld zu sparen. Mittags wurde,zu 10 Cents die Portion, auswärts gespeist. Zuweilen brachte der "Omnibus" etwas Abwechselung in diese höchst einförmig elende Wirthschaft. Unter diesem Namen bestand hier nämlich eine "zwanglose Gesellschaft" von in und um Davenport lebenden Mitgliedern der ehemaligen schleswig-holstein'schen Armee, welche gelegentlich, ausgerüstet mit allen Ingredienzien zu einem soliden Punsch, einem oder dem anderen Kameraden als "Surprise Party" auf die Bude rückte, und dabei in der Regel einen Ulk losließ, "der die Eingeborenen in Erstaunen setzte." Dem schon erwähnten originellen Setzer Krey verursachte eine solche Omnibussitzung aus verschiedenen Gründen manches Herzeleid; denn einmal fehlte ihm jeder Sinn für burschikose Geselligkeit, und dann war auch infolge unliebsamer Erfahrungen die Bestimmung getroffen, daß er vor Eröffnung des Gelages jedesmal den alten eisernen Ofen vor die Thür zu setzen hatte, den sonst einer der sehr lebhaften Herren regelmäßig umzustoßen pflegte. Von dieser Gesellschaft munterer Geister ging übrigens neben manchem guten und schlechten Witze, die Propaganda des politischen und sozialen Fortschrittes aus,
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"Demokrat" und Vorgänger "Herold". 473 und Fünften verbesserten sich die Bequemlichkeiten. Die Räumlichkeiten umfaßten ein kleines Preßzimmer, ein Setzerzimmer und einen Verschlag unter der Treppe, welcher letztere gewöhnlich als Schlafkabinet diente, ---alles für die bescheidene Miethe von $4 monatlich. Eine Schattenseite dieses Lokals bestand darin, daß dasselbe bedenklich undicht war, so daß die Form auf der Presse nicht selten anfror, beim "Ablegen" der Schrift oft der zäheste Geduldsfaden riß, und für die Schriftkästen manchmal ein Blasebalg aus der Nachbarschaft entliehen werden mußte, um im Sommer den dicken Staub, und im Winter den Schnee aus den Fächern zu blasen. Der erste Winter war ausnehmend kalt, und da die Kohlen für die damaligen Verhältnisse einen sehr hohen Preis hatten, d. h. 7 bis 8 Cents der Bushel kosteten, und da ferner dieselben aus ökonomischen Zwangsrücksichten oft nicht in größeren Quantitäten angeschafft werden konnten, als sich Abends in einem Sack bequem herbeitragen ließ, so begreift man, daß das Heim des "Demokrat" einen fast sibirischen Anstrich hatte. Der Vollständigkeit wegen mag nach Gülich's eigenen Angaben noch hinzugefügt werden, daß das Setzer- und Redaktionszimmer gleichzeitig als Empfangszimmer, Küche und Speisesaal diente, da der vielseitige Unternehmer des Blattes nicht nur den Herausgeber, Redakteur und Druckerteufel zugleich machte, sondern sich selbst und seinem "Setzerpersonal", aus einem einzigen Exemplar bestehend, Frühstück und Abendessen eigenhändig zubereitete, um Zeit und Geld zu sparen. Mittags wurde,zu 10 Cents die Portion, auswärts gespeist. Zuweilen brachte der "Omnibus" etwas Abwechselung in diese höchst einförmig elende Wirthschaft. Unter diesem Namen bestand hier nämlich eine "zwanglose Gesellschaft" von in und um Davenport lebenden Mitgliedern der ehemaligen schleswig-holstein'schen Armee, welche gelegentlich, ausgerüstet mit allen Ingredienzien zu einem soliden Punsch, einem oder dem anderen Kameraden als "Surprise Party" auf die Bude rückte, und dabei in der Regel einen Ulk losließ, "der die Eingeborenen in Erstaunen setzte." Dem schon erwähnten originellen Setzer Krey verursachte eine solche Omnibussitzung aus verschiedenen Gründen manches Herzeleid; denn einmal fehlte ihm jeder Sinn für burschikose Geselligkeit, und dann war auch infolge unliebsamer Erfahrungen die Bestimmung getroffen, daß er vor Eröffnung des Gelages jedesmal den alten eisernen Ofen vor die Thür zu setzen hatte, den sonst einer der sehr lebhaften Herren regelmäßig umzustoßen pflegte. Von dieser Gesellschaft munterer Geister ging übrigens neben manchem guten und schlechten Witze, die Propaganda des politischen und sozialen Fortschrittes aus,
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