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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 488
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474 Die Geschicht von Davenport. deren Spuren noch lange bemekbar gewesen sind. Diese Handvoll junger Leute, meistens "arme Teufel", bildete eine sehr respektable Kolonie des Geistes, deren Macht bei mehr als einer Gelegenheit zur Geltung gebracht wurde. Die meisten von ihnen sind seither "gestorben, verdorben". Nein, verdorben sind nur wenige. Es ging diesen Wenigen wie manchen Pflanzen, die in einem gewissen Alter das Umsetzen in einen anderen Boden nicht mehr vertragen können.Viele aber sind in dem fremden Boden wirklich heimisch geworden; sie grünten und blühten lustig fort. Diese Leute waren die Freunde und Gönner des "Demokrat", dem sie aber kaum mehr als ihre "moralische Unterstützung" zutheil werden lassen konnten. Letztere war übrigens nicht zu unterschätzen, und hat jedenfalls bedeutenden Einfluß auf manchen sehr geistreichen Artikel der Zeitung gehabt. Die Auflage der Zeitung entsprach vollkommen den übrigen bescheidenen Verhältnissen. Die Einnahmen waren sehr gering, und trotz der Bedürfnißlosigkeit des Zeitungspersonals wollten die Einkünfte niemals reichen. Eine Sammlung zur Unterstützung der Zeitung ergab nicht ganz $40. Davenport war damals wenig mehr als ein Dorf mit etwa 2000 Einwohnern und die wenigen Deutschen hatten, bis auf wenige Ausnahmen, noch selber um ihre Existenz zu ringen. Bei allen diesen Widerwärtigkeiten war es für den Bestand und späteren Erfolg des Blattes ein Glück, daß dem Unternehmer alle Fachkenntniß mangelte und derselbe wie "Töffel durch seine Dummheit" fortkam. Ein Fachmann, der die Sache mehr geschäftlich beurtheilt und sicher weniger idealistisch betrachtet hätte, würde unter so widrigen Umständen den Versuch gar nicht gewagt, oder doch gleich nach den ersten Nummern wieder aufgegeben haben. Die ersten sieben Monate hatte der "Demokrat" unter der alleinigen Leitung Gülich's gestanden. In der Nummer vom 12. Juni 1852 ist zum erstenmal R u d o l p h R e i ch m a n n als Miteigenthümer genannt, und unter dem Titel stand: "Herausgeber: Theo. Gülich und R. Reichmann. -- Redakteur Theodor Gülich." Reichmann war ein praktischer Buchdrucker und ebensalls ein Mitglied des schleswig-holstein'schen Freiheitsheeres gewesen, welcher nach mancherlei Fährlichkeiten aus den Urwäldern Wisconsin's, wo er in Sheboygan, Milwaukee etc. als Zeitungsmann die deutsche Kultur zu verbreiten gesucht hatte, nach Davenport gekommen war. Die Absicht, nach welcher Reichmann gleich von vornherein hätte eintreten sollen, hatte nicht ausgeführt werden können. Mit seinem Eintritt in die Firma wurde das junge Blatt ver-
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474 Die Geschicht von Davenport. deren Spuren noch lange bemekbar gewesen sind. Diese Handvoll junger Leute, meistens "arme Teufel", bildete eine sehr respektable Kolonie des Geistes, deren Macht bei mehr als einer Gelegenheit zur Geltung gebracht wurde. Die meisten von ihnen sind seither "gestorben, verdorben". Nein, verdorben sind nur wenige. Es ging diesen Wenigen wie manchen Pflanzen, die in einem gewissen Alter das Umsetzen in einen anderen Boden nicht mehr vertragen können.Viele aber sind in dem fremden Boden wirklich heimisch geworden; sie grünten und blühten lustig fort. Diese Leute waren die Freunde und Gönner des "Demokrat", dem sie aber kaum mehr als ihre "moralische Unterstützung" zutheil werden lassen konnten. Letztere war übrigens nicht zu unterschätzen, und hat jedenfalls bedeutenden Einfluß auf manchen sehr geistreichen Artikel der Zeitung gehabt. Die Auflage der Zeitung entsprach vollkommen den übrigen bescheidenen Verhältnissen. Die Einnahmen waren sehr gering, und trotz der Bedürfnißlosigkeit des Zeitungspersonals wollten die Einkünfte niemals reichen. Eine Sammlung zur Unterstützung der Zeitung ergab nicht ganz $40. Davenport war damals wenig mehr als ein Dorf mit etwa 2000 Einwohnern und die wenigen Deutschen hatten, bis auf wenige Ausnahmen, noch selber um ihre Existenz zu ringen. Bei allen diesen Widerwärtigkeiten war es für den Bestand und späteren Erfolg des Blattes ein Glück, daß dem Unternehmer alle Fachkenntniß mangelte und derselbe wie "Töffel durch seine Dummheit" fortkam. Ein Fachmann, der die Sache mehr geschäftlich beurtheilt und sicher weniger idealistisch betrachtet hätte, würde unter so widrigen Umständen den Versuch gar nicht gewagt, oder doch gleich nach den ersten Nummern wieder aufgegeben haben. Die ersten sieben Monate hatte der "Demokrat" unter der alleinigen Leitung Gülich's gestanden. In der Nummer vom 12. Juni 1852 ist zum erstenmal R u d o l p h R e i ch m a n n als Miteigenthümer genannt, und unter dem Titel stand: "Herausgeber: Theo. Gülich und R. Reichmann. -- Redakteur Theodor Gülich." Reichmann war ein praktischer Buchdrucker und ebensalls ein Mitglied des schleswig-holstein'schen Freiheitsheeres gewesen, welcher nach mancherlei Fährlichkeiten aus den Urwäldern Wisconsin's, wo er in Sheboygan, Milwaukee etc. als Zeitungsmann die deutsche Kultur zu verbreiten gesucht hatte, nach Davenport gekommen war. Die Absicht, nach welcher Reichmann gleich von vornherein hätte eintreten sollen, hatte nicht ausgeführt werden können. Mit seinem Eintritt in die Firma wurde das junge Blatt ver-
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