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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 498
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484 Die Geschichte von Davenport. späteren dänischen Amnestie ausgeschlossen wurden. Er verließ seine Heimath und verzog nach der Insel Rügen. Nachdem Theodor die Domschule zu Schleswig absolvirt hatte, begab er sich auf das Polytechnikum zu Stuttgart. Schon in der Schleswiger Schule zeichnete sich der Jüngling durch glühende Freiheitsliebe aus, und in jener Zeit schon entstanden zahlreiche Gedichte und Lieder von demokratischem Geiste, welche nebst denen von Harro Harring bei den Mitschülern und anderen Vertrauten im Geheimen von Hand zu Hand wanderten und gewiß viel dazu beigetragen haben, den freiheitlichen Geist und die Opposition gegen die dänische Regierung zu wecken. Von Stuttgart aus betheiligte er sich im Frühjahr 1848 an der "Badischen Revolution". Er erhielt einen Schuß in die Wange und ging dann bald nach seiner Heimath zurück, wo inzwischen ebenfalls die Volkserhebung stattgefunden hatte, und schloß sich dem Hauptmann Aldosser'schen 4. schlesweig-holstein'schen Freicorps an, mit welchem er manchen genialen Parteigängerstreich ausführte. Er wurde Ende Juni auf einer Streiftour bei Aroesund gefangen genommen und als Hochverräther zum Tode durch den Strang verurtheilt. Zu 30jähriger Festungsstrafe begnadigt, wurde er endlich, nach dem Waffenstillstand von Malmö, ausgewechselt. Er trat nun in die reguläre schleswig-holstein'sche Armee ein, wo ihm aber seine radikalen Ansichten, mit denen er nie zurückhielt, sowie deren rückhaltloses Aussprechen in der Zeitung "Das Volk" einen schwierigen Stand bereiteten. In der Schlacht bei Idstedt wurde Gülich schwer verwundet, und wegen seiner hervorragenden Tapferkeit wurde er durch Armeebefehl ausdrücklich belobt. Bezeichnend für die damaligen sonderbaren politischen Zustände ist es übrigens, daß man ihm, während er im Felde gegen Dänemark kämpfte, wegen Majestätsbeleidigung des Königs Frederik VII. den Prozeß machte, und ihn wirklich zum Zuchthaus verurtheilte. Es gelang ihm, sich dieser brutalen Strafe durch die Flucht zu entgehen und das Sitzen schuldig zu bleiben. Als er sich bereits längere Zeit im Auslande befand, erfolgte seine Begnadigung. Die eigenthümliche Thatsache, daß ein schleswig-holtein'scher Freiheitskämpfer durch seine eigene Regierung wegen einer respektwidrigen Aeußerung über den König eines feindlichen Landes bestraft werden konnte, erklärt sich nur aus der "Fiktion", daß Schleswig-Holstein keinen Krieg gegen den König von Dänemark (der bekanntlich auch zugleich Herzog von Schleswig und Holstein und Landesherr war,) führte, sondern ihm gegen feindliche dänische Einflüsse beistehen wollte. Die provisorische Regierung hatte erklärt: der König sei
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484 Die Geschichte von Davenport. späteren dänischen Amnestie ausgeschlossen wurden. Er verließ seine Heimath und verzog nach der Insel Rügen. Nachdem Theodor die Domschule zu Schleswig absolvirt hatte, begab er sich auf das Polytechnikum zu Stuttgart. Schon in der Schleswiger Schule zeichnete sich der Jüngling durch glühende Freiheitsliebe aus, und in jener Zeit schon entstanden zahlreiche Gedichte und Lieder von demokratischem Geiste, welche nebst denen von Harro Harring bei den Mitschülern und anderen Vertrauten im Geheimen von Hand zu Hand wanderten und gewiß viel dazu beigetragen haben, den freiheitlichen Geist und die Opposition gegen die dänische Regierung zu wecken. Von Stuttgart aus betheiligte er sich im Frühjahr 1848 an der "Badischen Revolution". Er erhielt einen Schuß in die Wange und ging dann bald nach seiner Heimath zurück, wo inzwischen ebenfalls die Volkserhebung stattgefunden hatte, und schloß sich dem Hauptmann Aldosser'schen 4. schlesweig-holstein'schen Freicorps an, mit welchem er manchen genialen Parteigängerstreich ausführte. Er wurde Ende Juni auf einer Streiftour bei Aroesund gefangen genommen und als Hochverräther zum Tode durch den Strang verurtheilt. Zu 30jähriger Festungsstrafe begnadigt, wurde er endlich, nach dem Waffenstillstand von Malmö, ausgewechselt. Er trat nun in die reguläre schleswig-holstein'sche Armee ein, wo ihm aber seine radikalen Ansichten, mit denen er nie zurückhielt, sowie deren rückhaltloses Aussprechen in der Zeitung "Das Volk" einen schwierigen Stand bereiteten. In der Schlacht bei Idstedt wurde Gülich schwer verwundet, und wegen seiner hervorragenden Tapferkeit wurde er durch Armeebefehl ausdrücklich belobt. Bezeichnend für die damaligen sonderbaren politischen Zustände ist es übrigens, daß man ihm, während er im Felde gegen Dänemark kämpfte, wegen Majestätsbeleidigung des Königs Frederik VII. den Prozeß machte, und ihn wirklich zum Zuchthaus verurtheilte. Es gelang ihm, sich dieser brutalen Strafe durch die Flucht zu entgehen und das Sitzen schuldig zu bleiben. Als er sich bereits längere Zeit im Auslande befand, erfolgte seine Begnadigung. Die eigenthümliche Thatsache, daß ein schleswig-holtein'scher Freiheitskämpfer durch seine eigene Regierung wegen einer respektwidrigen Aeußerung über den König eines feindlichen Landes bestraft werden konnte, erklärt sich nur aus der "Fiktion", daß Schleswig-Holstein keinen Krieg gegen den König von Dänemark (der bekanntlich auch zugleich Herzog von Schleswig und Holstein und Landesherr war,) führte, sondern ihm gegen feindliche dänische Einflüsse beistehen wollte. Die provisorische Regierung hatte erklärt: der König sei
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