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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 499
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Pioniere der deutschen Presse. 485 nicht frei; er befinde sich in der Gewalt schlechter Rathgeber, die ihn zur Untreue gegen die Herzogthümer zwangen und aus deren Gewalt er befreit werden sollte. Der König wurde als rechtmäßiger Herzog anerkannt und die bewaffnete Aktion beabsichtigte seine "Befreiung" aus dem Einfluß seiner schlechten dänischen Rathgeber und Machthaber. - Krieg und Nicht-Krieg, wie zur Boxerzeit in China! Wie die Mäuler der Kanonen dabei wohl geschmunzelt haben mögen! Im Frühsommer 1851 kam Gülich nach Amerika und sogleich nach Davenport, das schon damals ein Sammelpunkt der schleswig-holstein'schen Immigration war. Er selber bezeichnete diese in einem seiner schwungvollen Gedichte zu Ehren der Turnerei als "Versprengte Trümmer eines Freiheitsheeres". Bald nach seiner Ankunft traf er Anstalten zur Gründung einer deutschen Zeitung, und am 15. November 1851 erschien die erste Nummer des "Demokrat". Sorgloser Muth und Hoffnung waren das Hauptkapital, mit welchem die Zeitung geführt wurde; aber dem genialen noch nicht 23jährigen Herausgeber und Redakteur; dem das Ideal einer "reinen Demokratie" vorschwebte, gelang es, sie nicht nur über Wasser zu halten, sondern ihr auch sehr bald einen hervorragenden einflußreichen Platz in der deutsch-amerikanischen Presse zu verschaffen, und eine Führerschaft in den öffentlichen Angelegenheiten zu übernehmen. Im Frühjahr 1852 war Rudolph Reichmann, ein praktischer Buchdrucker aus Schleswig, als Theilhaber in das Geschäft eingetreten. Die Zeitung ging im Jahre 1856 in den Besitz von Henry Lischer und Theodor Olshausen über. Gülich hatte in Davenport die amerikanische Rechtswissenschaft studirt, und nachdem er schon vorher als Notar in der Advokaten- und Landfirma Stewart & Gülich thätig gewesen war, wurde er im Februar 1857 nach einem Examen zur regulären Advokatenpraxis zugelassen. Er war in 1852 einer von den dreizehn Gründern des Davenporter Turnvereins und dessen Erster Sprecher gewesen, und bei der Legung des Grundsteins für die neue Turnhalle am 3. Juli 1887 hielt er die Weiherede. Der in 1851 gegründete Verein der Freien Deutschen Schule zählte Gülich ebenfalls zu seinen Gründern, und die entschiedene freisinnige Richtung, welche der Schule viele Jahre ihren Erfolg sicherte, war ebenfalls sein Werk. Nach größeren oder bezahlten Aemtern hat er nie getrachtet. Er bekleidete in den Jahren 1857, 1858 und 1860 das Amt einer Vertreters der Zweiten Ward im Stadtrath und war um dieselbe Zeit Sekretär des Schulbezirks der Warren Straße Schule. Zu jener Zeit bil-
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Pioniere der deutschen Presse. 485 nicht frei; er befinde sich in der Gewalt schlechter Rathgeber, die ihn zur Untreue gegen die Herzogthümer zwangen und aus deren Gewalt er befreit werden sollte. Der König wurde als rechtmäßiger Herzog anerkannt und die bewaffnete Aktion beabsichtigte seine "Befreiung" aus dem Einfluß seiner schlechten dänischen Rathgeber und Machthaber. - Krieg und Nicht-Krieg, wie zur Boxerzeit in China! Wie die Mäuler der Kanonen dabei wohl geschmunzelt haben mögen! Im Frühsommer 1851 kam Gülich nach Amerika und sogleich nach Davenport, das schon damals ein Sammelpunkt der schleswig-holstein'schen Immigration war. Er selber bezeichnete diese in einem seiner schwungvollen Gedichte zu Ehren der Turnerei als "Versprengte Trümmer eines Freiheitsheeres". Bald nach seiner Ankunft traf er Anstalten zur Gründung einer deutschen Zeitung, und am 15. November 1851 erschien die erste Nummer des "Demokrat". Sorgloser Muth und Hoffnung waren das Hauptkapital, mit welchem die Zeitung geführt wurde; aber dem genialen noch nicht 23jährigen Herausgeber und Redakteur; dem das Ideal einer "reinen Demokratie" vorschwebte, gelang es, sie nicht nur über Wasser zu halten, sondern ihr auch sehr bald einen hervorragenden einflußreichen Platz in der deutsch-amerikanischen Presse zu verschaffen, und eine Führerschaft in den öffentlichen Angelegenheiten zu übernehmen. Im Frühjahr 1852 war Rudolph Reichmann, ein praktischer Buchdrucker aus Schleswig, als Theilhaber in das Geschäft eingetreten. Die Zeitung ging im Jahre 1856 in den Besitz von Henry Lischer und Theodor Olshausen über. Gülich hatte in Davenport die amerikanische Rechtswissenschaft studirt, und nachdem er schon vorher als Notar in der Advokaten- und Landfirma Stewart & Gülich thätig gewesen war, wurde er im Februar 1857 nach einem Examen zur regulären Advokatenpraxis zugelassen. Er war in 1852 einer von den dreizehn Gründern des Davenporter Turnvereins und dessen Erster Sprecher gewesen, und bei der Legung des Grundsteins für die neue Turnhalle am 3. Juli 1887 hielt er die Weiherede. Der in 1851 gegründete Verein der Freien Deutschen Schule zählte Gülich ebenfalls zu seinen Gründern, und die entschiedene freisinnige Richtung, welche der Schule viele Jahre ihren Erfolg sicherte, war ebenfalls sein Werk. Nach größeren oder bezahlten Aemtern hat er nie getrachtet. Er bekleidete in den Jahren 1857, 1858 und 1860 das Amt einer Vertreters der Zweiten Ward im Stadtrath und war um dieselbe Zeit Sekretär des Schulbezirks der Warren Straße Schule. Zu jener Zeit bil-
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