Transcribe
Translate
Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 501
More information
digital collection
archival collection guide
transcription tips
Pioniere der deutschen Presse. 487 eingriff in die persönlichen Rechte der Bürger erachtete. Er war ein guter Kämpfer aus Prinzip und Ueberzeugung, ohne Wunsch nach Aemtern. Nur das Ehrenamt als einer der Kommissäre vom Staate Iowa für die Columbische Weltausstellung in Chicago, zu welchem er von Governor Boies ernannt wurde, hat er angenommen. Am 27. Januar 1893 Abends, als eine kleine Gesellschaft von Freunden bei ihm war, starb Theodor Gülich plötzlich, angeblich am Herzschlag, und an seinem 64. Geburtstag wurde ein "müder Fechter", der in manchem heißen Strauß seinen Mann gestanden hatte, zur Ruhe bestattet. - Bald nach seinem Tode stellte es sich zur peinlichen Ueberraschung seiner Freunde und vieler durch die Enthüllung direkt betroffener Personen heraus, daß Gülich, den man für wohlhabend, oder sogar für reich gehalten hatte, nicht nur kein Vermögen hinterlassen habe, sondern daß auch große Summen ihm zu nutzbringender Verwaltung anvertrauter Gelder verschwunden waren. Gülich war kein Verschwender und hatte keinen lüderlichen Lebenswandel geführt; aber Grundeigenthum, welches er in Burlington's "Buhmzeit" in Menge und zu hohem Preise gekauft hatte, war im Werthe beträchtlich heruntergegangen, und durch Betheiligung an kostspieligen industriellen Unternehmungen, darunter ein Eisenwerk in Burlington, welches versprechend war und immer neue Geldzuschüsse erforderte, war er zum Angreifen fremder Gelder verlockt worden. Er selber erkannte den Abgrund, dem er sich näherte, zu spät, als es kein Zurück mehr gab. Hierüber hat er in einem vom 14. Juli 1892 datirten Schreiben an einen vertrauten Freund, Christian Matthes, welches aber erst nach seinem Tode geöffnet werden sollte, umfassende Mittheilungen, eine Beichte, hinterlassen. Darin heißt es: "Man hat mach, trotz aller entschiedensten Einsprache meinerseits, viele Jahre hindurch für einen sehr begüterten Mann gehalten. Es war dies für mich ein ziemlich unbequemer und kostpieliger Irrthum. Denn nicht nur wurde ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit entsprechend besteuert, sondern man betrachtete es auch augenscheinlich für bedeutungslos, ob ich überhaupt Einkünfte habe, oder nicht. Und was ich für Andere that, entbehrte, nebenbei, der Anerkennung, auf die es Anspruch hatte; unter der Annahme natürlich, daß ich nur von meinem Ueberfluß mittheile, anstatt in Wirklichkeit die Frucht aufreibender Anstrengungen zu bieten. In den siebziger Jahren, als öffentliche Angelegenheiten mich weniger in Anspruch nahmen, schwankte mein
Saving...
prev
next
Pioniere der deutschen Presse. 487 eingriff in die persönlichen Rechte der Bürger erachtete. Er war ein guter Kämpfer aus Prinzip und Ueberzeugung, ohne Wunsch nach Aemtern. Nur das Ehrenamt als einer der Kommissäre vom Staate Iowa für die Columbische Weltausstellung in Chicago, zu welchem er von Governor Boies ernannt wurde, hat er angenommen. Am 27. Januar 1893 Abends, als eine kleine Gesellschaft von Freunden bei ihm war, starb Theodor Gülich plötzlich, angeblich am Herzschlag, und an seinem 64. Geburtstag wurde ein "müder Fechter", der in manchem heißen Strauß seinen Mann gestanden hatte, zur Ruhe bestattet. - Bald nach seinem Tode stellte es sich zur peinlichen Ueberraschung seiner Freunde und vieler durch die Enthüllung direkt betroffener Personen heraus, daß Gülich, den man für wohlhabend, oder sogar für reich gehalten hatte, nicht nur kein Vermögen hinterlassen habe, sondern daß auch große Summen ihm zu nutzbringender Verwaltung anvertrauter Gelder verschwunden waren. Gülich war kein Verschwender und hatte keinen lüderlichen Lebenswandel geführt; aber Grundeigenthum, welches er in Burlington's "Buhmzeit" in Menge und zu hohem Preise gekauft hatte, war im Werthe beträchtlich heruntergegangen, und durch Betheiligung an kostspieligen industriellen Unternehmungen, darunter ein Eisenwerk in Burlington, welches versprechend war und immer neue Geldzuschüsse erforderte, war er zum Angreifen fremder Gelder verlockt worden. Er selber erkannte den Abgrund, dem er sich näherte, zu spät, als es kein Zurück mehr gab. Hierüber hat er in einem vom 14. Juli 1892 datirten Schreiben an einen vertrauten Freund, Christian Matthes, welches aber erst nach seinem Tode geöffnet werden sollte, umfassende Mittheilungen, eine Beichte, hinterlassen. Darin heißt es: "Man hat mach, trotz aller entschiedensten Einsprache meinerseits, viele Jahre hindurch für einen sehr begüterten Mann gehalten. Es war dies für mich ein ziemlich unbequemer und kostpieliger Irrthum. Denn nicht nur wurde ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit entsprechend besteuert, sondern man betrachtete es auch augenscheinlich für bedeutungslos, ob ich überhaupt Einkünfte habe, oder nicht. Und was ich für Andere that, entbehrte, nebenbei, der Anerkennung, auf die es Anspruch hatte; unter der Annahme natürlich, daß ich nur von meinem Ueberfluß mittheile, anstatt in Wirklichkeit die Frucht aufreibender Anstrengungen zu bieten. In den siebziger Jahren, als öffentliche Angelegenheiten mich weniger in Anspruch nahmen, schwankte mein
Germans in Iowa
sidebar