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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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488 Die Geschichte von Davenport. Iowa die Prohibition wieder in den Vordergrund. Beim Kampfe gegen diesen, in einem Freistaat geradezu selbstmörderischen Blödsinn wurde ich natürlich mitangespannt; selbstredend ohne Entschädigung und meistens auf eigene Kosten. Und nun ereignete es sich, daß mein Geschäftseinkommen rasch und sehr ernstlich verringert wurde und seither bedeutend knapper blieb, weil viele der braven Leute, welche ich dabei als Gesinnungsgenosse vertrat, in zartester Rücksichtnahme befürchteten, ich möchte überbürdet werden, und deshalb den lohnenden Theil ihrer Kundschaft ganz gemüthlich Andern zuwandten. Die Ehre, in diesem Streit ein Wort mitzureden, wurde also ziemlich theuer bezahlt. Mir selbst, für den der Geldgewinn nie einen besonderen Reiz hatte, war dies gleichgültig. Aber Andere müssen nun am Schluß dafür leiden; und mit ihnen mein eigenes Selbstgefühl. Der Tod wird dieses verhngnißvolle Mißverständniß endlich und endgültig aufklären, wenn es nicht schon vorher geschieht. Und leider für Manche in unangenehmer Weise. Denn es ist nicht nur kein Ueberschuß vorhanden, wie eine genauere Aufstellung meiner Verbindlichkeiten und Guthaben zeigt, welche ich in diesen Tagen abschloß, nachdem sie seit längerer Zeit in unverantwortlicher Weise verabsäumt worden, weil mich eben Anderes zu sehr beschäftigte, sondern es fehlt auch noch ein Erhebliches zur Deckung der ersteren... "Daß es sich mit diesem Unterschiede so verhält, und zwar in viel ernsterem Grade, als ich bisher selbst geglaubt, ist mir ein außerordentlich drückendes Bewußtsein. Der Ausgang hätte ein anderer sein können; jedenfalls wenn ich selbst ein Anderer gewesen wäre. Aber, der Idealist taugt einmal selten zum Geschäftsmann. Erfolg ist bei ihm die Ausnahme. Und nur der Umstand erleichtert mir diese schwere Last, daß es in meinem Fall weder an rastloser Thätigkeit gefehlt hat, noch auch der Vorwurf der Verschwendung hier statthaft wird. Diese Thatsachen schmälern den Verlust meiner ungedeckten Gläubiger nicht, noch auch erleichtern sie das Loos meiner unversorgten Angehörigen. Und davon, daß sie mich durchaus, oder auch nur annähernd, freisprächen, ist keine Rede. In "unserer Kirche" wird Crispin nicht unter die Heiligen gezählt... "Ich war nicht so klug, zu machen, was gemacht werden konnte, das Erworbene dann in sichere Pfandscheine zu stecken, und schließlich mit sorgsam zugeknöpfter Tasche den frommen Ausruf in aller Stille gutzuheißen, welchen man dem verflossenen Vanderbilt in die Rechnung schreibt... "Doch, ich werde bitter; und dazu habe ich weder ein Recht mehr, noch wäre dies der Platz. Mögen die, welchen ich nicht gleichgültig war, mich trotz Alledem in freundlichem Gedächtniß halten." Gülich suchte seinen Fehltritt nicht zu entschuldigen, sondern nur zu erklären. Es war eine Postmortem-Untersuchung. Nach dem Bekanntwerden seiner Enthüllungen wurde er von sehr Vielen aufrichtig
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488 Die Geschichte von Davenport. Iowa die Prohibition wieder in den Vordergrund. Beim Kampfe gegen diesen, in einem Freistaat geradezu selbstmörderischen Blödsinn wurde ich natürlich mitangespannt; selbstredend ohne Entschädigung und meistens auf eigene Kosten. Und nun ereignete es sich, daß mein Geschäftseinkommen rasch und sehr ernstlich verringert wurde und seither bedeutend knapper blieb, weil viele der braven Leute, welche ich dabei als Gesinnungsgenosse vertrat, in zartester Rücksichtnahme befürchteten, ich möchte überbürdet werden, und deshalb den lohnenden Theil ihrer Kundschaft ganz gemüthlich Andern zuwandten. Die Ehre, in diesem Streit ein Wort mitzureden, wurde also ziemlich theuer bezahlt. Mir selbst, für den der Geldgewinn nie einen besonderen Reiz hatte, war dies gleichgültig. Aber Andere müssen nun am Schluß dafür leiden; und mit ihnen mein eigenes Selbstgefühl. Der Tod wird dieses verhngnißvolle Mißverständniß endlich und endgültig aufklären, wenn es nicht schon vorher geschieht. Und leider für Manche in unangenehmer Weise. Denn es ist nicht nur kein Ueberschuß vorhanden, wie eine genauere Aufstellung meiner Verbindlichkeiten und Guthaben zeigt, welche ich in diesen Tagen abschloß, nachdem sie seit längerer Zeit in unverantwortlicher Weise verabsäumt worden, weil mich eben Anderes zu sehr beschäftigte, sondern es fehlt auch noch ein Erhebliches zur Deckung der ersteren... "Daß es sich mit diesem Unterschiede so verhält, und zwar in viel ernsterem Grade, als ich bisher selbst geglaubt, ist mir ein außerordentlich drückendes Bewußtsein. Der Ausgang hätte ein anderer sein können; jedenfalls wenn ich selbst ein Anderer gewesen wäre. Aber, der Idealist taugt einmal selten zum Geschäftsmann. Erfolg ist bei ihm die Ausnahme. Und nur der Umstand erleichtert mir diese schwere Last, daß es in meinem Fall weder an rastloser Thätigkeit gefehlt hat, noch auch der Vorwurf der Verschwendung hier statthaft wird. Diese Thatsachen schmälern den Verlust meiner ungedeckten Gläubiger nicht, noch auch erleichtern sie das Loos meiner unversorgten Angehörigen. Und davon, daß sie mich durchaus, oder auch nur annähernd, freisprächen, ist keine Rede. In "unserer Kirche" wird Crispin nicht unter die Heiligen gezählt... "Ich war nicht so klug, zu machen, was gemacht werden konnte, das Erworbene dann in sichere Pfandscheine zu stecken, und schließlich mit sorgsam zugeknöpfter Tasche den frommen Ausruf in aller Stille gutzuheißen, welchen man dem verflossenen Vanderbilt in die Rechnung schreibt... "Doch, ich werde bitter; und dazu habe ich weder ein Recht mehr, noch wäre dies der Platz. Mögen die, welchen ich nicht gleichgültig war, mich trotz Alledem in freundlichem Gedächtniß halten." Gülich suchte seinen Fehltritt nicht zu entschuldigen, sondern nur zu erklären. Es war eine Postmortem-Untersuchung. Nach dem Bekanntwerden seiner Enthüllungen wurde er von sehr Vielen aufrichtig
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