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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 506
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492 Die Geschichte von Davenport. runde mit etwa $30 in Baargeld und einer Partie Wildpret heimkehrte, fand er, daß Rößler seit mehreren Tagen kaum trocken Brod genug zum Sattessen gehabt habe, und daß die Frau dazu noch auf dem Krankenbette lag. Er legte die ganze Ausbeute auf den Tisch und schlich, von so viel Elend tief ergriffen, davon. Rößler ist einige Jahres später in tiefster Armuth in Quincy gestorben. Anfangs März 1852 kam Reichmann nach Davenport. Auf brieflichem Wege war duch Vermittelung von Freunden vorher vereinbart worden, daß er und Gülich hier eine deutsche Zeitung herausgeben sollten. Reichmann war duch die Hoffnung, noch einige ausstehende Gelder eintreiben zu können, in Wisconsin länger zurückgehalten worden, als erwartet war. Gülich hatte deshalb schon im November des vorherigen Jahres mit der Herausgabe der Zeitung begonnen. Auch hier, nahe der "Grenze der Civilisation", glaubte Reichmann, eine Wiederholung seiner früheren Erfahrungen und Enttäuschungen erwarten zu können, denn die Verhältnisse des "Demokrat" schienen trostlos, und nur eine philosophische Bedürfnißlosigkeit konnte darüber hinweghelfen. Es fand hier aber so viele Landsleute, darunter alte Bekannte und Freunde, - der erste, der ihm auf der Straße begegnete, war sein alter Freund, der Bäcker Wilhelm Pape, - daß er sich den Mißmuth verkniff und an die Arbeit ging, die sich auch immer erfolgreicher erwies und auch niemals zu drückend wurde, da sie mit Jagd und sonstigen Vergnügungen reichlich abwechselte. In 1855 jedoch löste die Firma sich auf. Gülich blieb beim "Demokrat" und Reichmann begab sich nach Tama County, wo er Landwirthschaft trieb und bald auch eine englische Wochenzeitung gründete. Er wurde wohlhabend und dadurch immer unternehmender. In 1873 - 74 machte er Propaganda für eine schmalspurige Eisenbahn durch das südliche Iowa, die auch Verbindung mit Davenport erhalten sollte, aber sich niemals verwirklicht hat. Zu Anfang der 80er Jahre lebte er eine Zeitlang im Territorium Washington und erwarb Ländereien am Puget Sound, nicht weit von Seattle, wo er Bären, Hirschen und anderem Gethier nachging, wie er es in den Urwäldern Wisconsins gethan hatte. In späteren Jahren hielt er sich im Süden auf, in Tennessee und Mississippi, und in letzterem Staate heirathete er als Achtzigjähriger seine zweite Frau. Seit einigen Jahren lebte er wieder in Iowa, in Tama County, wo seine bedeutendsten Grundeigenthums-Interessen waren. Bis ins hohe Alter hat er sich eine wunderbare Zähigkeit des Körpers und des
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492 Die Geschichte von Davenport. runde mit etwa $30 in Baargeld und einer Partie Wildpret heimkehrte, fand er, daß Rößler seit mehreren Tagen kaum trocken Brod genug zum Sattessen gehabt habe, und daß die Frau dazu noch auf dem Krankenbette lag. Er legte die ganze Ausbeute auf den Tisch und schlich, von so viel Elend tief ergriffen, davon. Rößler ist einige Jahres später in tiefster Armuth in Quincy gestorben. Anfangs März 1852 kam Reichmann nach Davenport. Auf brieflichem Wege war duch Vermittelung von Freunden vorher vereinbart worden, daß er und Gülich hier eine deutsche Zeitung herausgeben sollten. Reichmann war duch die Hoffnung, noch einige ausstehende Gelder eintreiben zu können, in Wisconsin länger zurückgehalten worden, als erwartet war. Gülich hatte deshalb schon im November des vorherigen Jahres mit der Herausgabe der Zeitung begonnen. Auch hier, nahe der "Grenze der Civilisation", glaubte Reichmann, eine Wiederholung seiner früheren Erfahrungen und Enttäuschungen erwarten zu können, denn die Verhältnisse des "Demokrat" schienen trostlos, und nur eine philosophische Bedürfnißlosigkeit konnte darüber hinweghelfen. Es fand hier aber so viele Landsleute, darunter alte Bekannte und Freunde, - der erste, der ihm auf der Straße begegnete, war sein alter Freund, der Bäcker Wilhelm Pape, - daß er sich den Mißmuth verkniff und an die Arbeit ging, die sich auch immer erfolgreicher erwies und auch niemals zu drückend wurde, da sie mit Jagd und sonstigen Vergnügungen reichlich abwechselte. In 1855 jedoch löste die Firma sich auf. Gülich blieb beim "Demokrat" und Reichmann begab sich nach Tama County, wo er Landwirthschaft trieb und bald auch eine englische Wochenzeitung gründete. Er wurde wohlhabend und dadurch immer unternehmender. In 1873 - 74 machte er Propaganda für eine schmalspurige Eisenbahn durch das südliche Iowa, die auch Verbindung mit Davenport erhalten sollte, aber sich niemals verwirklicht hat. Zu Anfang der 80er Jahre lebte er eine Zeitlang im Territorium Washington und erwarb Ländereien am Puget Sound, nicht weit von Seattle, wo er Bären, Hirschen und anderem Gethier nachging, wie er es in den Urwäldern Wisconsins gethan hatte. In späteren Jahren hielt er sich im Süden auf, in Tennessee und Mississippi, und in letzterem Staate heirathete er als Achtzigjähriger seine zweite Frau. Seit einigen Jahren lebte er wieder in Iowa, in Tama County, wo seine bedeutendsten Grundeigenthums-Interessen waren. Bis ins hohe Alter hat er sich eine wunderbare Zähigkeit des Körpers und des
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