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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 508
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494 Die Geschichte von Davenport. Den Gelderwerb mißachtend, wendete Olshausen sich mit neuem Eifer der Politik seines engeren Vaterlandes Schleswig-Holstein zu, wozu ihn der Umgang mit Uwe Lornsen noch mehr begeistert hatte, als er schon vorher gewesen war. In 1831 gründete er zu Kiel eine politische Zeitung, das "Kieler Correspondenz-Blatt", welches bald einen bedeutenden Einfluß auf die Entwickelung der Dinge daselbst ausübte. Es war das einzige Oppositionsblatt im Lande und hatte zur vorsichtigen Umschiffung der Klippen der Censur mit Schwierigkeiten zu kämpfen, wie sie heutzutage vielleicht nur noch in einigen der Alliirtenländer denkbar sind. Jede Druckschrift mußte vor ihrer Verbreitung dem Censor der Regierung zur Prüfung vorgelegt werden. Das Volk hatte in Staatsangelegenheiten nicht dreinzureden. Es wurde ihm einfach mitgetheilt, wie viel Steuern es zu zahlen habe, und "der Rest war Schweigen". Die Regierung hielt sich niemandem verantwortlich. Unter solchem Absolutismus begann Olshausen sein politisches Aufklärungswerk durch sein "Correspondenz-Blatt", welches Beschränkungen und Schikanen ausgesetzt war, die wohl einem Anderen die Herausgabe verleidet oder unmöglich gemacht hätten. Es durfte keine Anzeigen publiziren, denn das ausschließliche Privilegium hierzu besaß eine andere (regierungsfreundliche) Zeitung in Kiel. Es war ihm nicht gestattet, politische Neuigkeiten zu bringen, wie z. B. Mittheilungen aus den Debatten der französischen Kammer oder des englischen Parlaments. Seine Besprechungen hatten sich auf die lokalen und inneren Angelegenheiten der Städte, Kreise und des Staates zu beschränken und sich aller unliebsamen Kritik zu enthalten. Die Einnahmen deckten oft kaum die Ausgaben für das Blatt. Wo dem Herausgeber so in jeder Weise die Hände gebunden waren, da brauchte es in Wahrheit einer großen Begeisterung und außerordentlichen Begabung, um das ideale Werk fortzuführen. Die größte Schwierigkeit bestand darin, die oppositionellen Ideen gegen die mächtige Bürokratie vor das Volk zu bringen, ohne daß die Censur dagegen einschreiten konnte. Bei seinen Kritiken hatte er sich aller scharfen Ausdrücke zu enthalten, und dennoch hatte er den vollen Haß der gesamten Regierungs-Maschinerie gegen sich. Er bedurfte der ganzen leidenschaftsfreien Ruhe und der vollen selbstlosen Hingabe an sein Land und Volk, wie wohl nur Olshausen sie besaß, um die Zeitung gegen die Willkür des allmächtigen Königthums aufrecht zu erhalten. Stets entschieden, aber niemals schroff und verletzend, meistens genial und immer originell in seinen Ideen und Beurtheilungen der Staatsverhältnisse, gewann er sich bei redlichen
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494 Die Geschichte von Davenport. Den Gelderwerb mißachtend, wendete Olshausen sich mit neuem Eifer der Politik seines engeren Vaterlandes Schleswig-Holstein zu, wozu ihn der Umgang mit Uwe Lornsen noch mehr begeistert hatte, als er schon vorher gewesen war. In 1831 gründete er zu Kiel eine politische Zeitung, das "Kieler Correspondenz-Blatt", welches bald einen bedeutenden Einfluß auf die Entwickelung der Dinge daselbst ausübte. Es war das einzige Oppositionsblatt im Lande und hatte zur vorsichtigen Umschiffung der Klippen der Censur mit Schwierigkeiten zu kämpfen, wie sie heutzutage vielleicht nur noch in einigen der Alliirtenländer denkbar sind. Jede Druckschrift mußte vor ihrer Verbreitung dem Censor der Regierung zur Prüfung vorgelegt werden. Das Volk hatte in Staatsangelegenheiten nicht dreinzureden. Es wurde ihm einfach mitgetheilt, wie viel Steuern es zu zahlen habe, und "der Rest war Schweigen". Die Regierung hielt sich niemandem verantwortlich. Unter solchem Absolutismus begann Olshausen sein politisches Aufklärungswerk durch sein "Correspondenz-Blatt", welches Beschränkungen und Schikanen ausgesetzt war, die wohl einem Anderen die Herausgabe verleidet oder unmöglich gemacht hätten. Es durfte keine Anzeigen publiziren, denn das ausschließliche Privilegium hierzu besaß eine andere (regierungsfreundliche) Zeitung in Kiel. Es war ihm nicht gestattet, politische Neuigkeiten zu bringen, wie z. B. Mittheilungen aus den Debatten der französischen Kammer oder des englischen Parlaments. Seine Besprechungen hatten sich auf die lokalen und inneren Angelegenheiten der Städte, Kreise und des Staates zu beschränken und sich aller unliebsamen Kritik zu enthalten. Die Einnahmen deckten oft kaum die Ausgaben für das Blatt. Wo dem Herausgeber so in jeder Weise die Hände gebunden waren, da brauchte es in Wahrheit einer großen Begeisterung und außerordentlichen Begabung, um das ideale Werk fortzuführen. Die größte Schwierigkeit bestand darin, die oppositionellen Ideen gegen die mächtige Bürokratie vor das Volk zu bringen, ohne daß die Censur dagegen einschreiten konnte. Bei seinen Kritiken hatte er sich aller scharfen Ausdrücke zu enthalten, und dennoch hatte er den vollen Haß der gesamten Regierungs-Maschinerie gegen sich. Er bedurfte der ganzen leidenschaftsfreien Ruhe und der vollen selbstlosen Hingabe an sein Land und Volk, wie wohl nur Olshausen sie besaß, um die Zeitung gegen die Willkür des allmächtigen Königthums aufrecht zu erhalten. Stets entschieden, aber niemals schroff und verletzend, meistens genial und immer originell in seinen Ideen und Beurtheilungen der Staatsverhältnisse, gewann er sich bei redlichen
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