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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 510
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496 Die Geschichte von Davenport. Unabhängigkeit von Dänemark und eigene Verwaltung. Aus der Ständeversammlung wurde eine Deputation gewählt, um dem König die Forderungen vorzutragen. Die Deputation bestand aus V. Neergard, Regierungsrath Engel, Dr. Gülich (Vater unseres früheren Mitbürgers) und Hans Reimer Claussen. Die Mission nach Kopenhagen war eine ziemlich gefahrvolle, da der dortige Pöbel eine sehr drohende Haltung gegen diese Deutschen beobachtete. Die Forderungen wurden vom König ungnädig abgewiesen. Noch ehe die Deputation Kiel wieder erreicht hatte, war die Revolution ausgebrochen und auch schon die Festung Rendsburg genommen. Die provisorische Regierung bestand aus dem Prinzen von Noer, Bruder des Thronprätendenten Herzog Friedrich von Augustenburg und Vaters der Kaiserin Augusta Victoria, dem Grafen Reventlov, den beiden Advokaten Beseler und Bargum, und dem Kaufmann M. T. Schmidt. Die radikale Fraktion war nicht darin vertreten, doch gelang es dieser später, für Olshausen einen Platz in ihr zu erlangen. Da er sich aber in einer unwirksamen Minderheit gegenüber den Konservativen sah, schied Olshausen im August wieder aus. Er wirkte sodann in der Ständeversammlung und für die Landesvertheidigung; zugleich gab er eine tägliche Zeitung "Freie Presse", heraus, welche nicht dem früheren Preßzwange unterworfen war und frei heraus reden konnte. Die Erhebung der Herzogthümer nahm bekanntlich in fast dreijährigem Kriege einen unglücklichen Verlauf, und die Reaktion hielt ihren Einzug und ihr Strafgericht. Von der später folgenden Amnestie wurden die Mitlgieder der Provisorischen Regierung und einige zwanzig andere Patrioten, darunter H. R. Claussen, Th. Olshausen und Dr. Gülich ausgeschlossen. Olshausen begab sich nach Hamburg, wo er 1851 nach Amerika auswanderte. Er lebte mehrere Jahre in St. Louis, wo er als Redakteur des "Anzeiger des Westens" und auch sonst noch schriftstellerisch wirkte. Im Frühjahr 1856 kam er nach Davenport, dem vornehmlichsten Sammelpunkt der schleswig-holstein'schen Emigration, und übernahm zusammen mit Henry Lischer, ebenfalls von St. Louis, die Herausgabe des deutschen "Demokrat", der ein kräftiges Organ der jungen und in jenem Jahre zum erstenmal in einen nationalen Wahlkampf eintretenden republikanischen Partei wurde. Der "Demokrat" war ein zielsicherer Führer der deutschen Republikaner, und Olshausen übte mit einigen anderen von diesen einen außerordentlich großen Einfluß auf die wichtige Staatswahl von Iowa in 1859, sowie im folgen-
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496 Die Geschichte von Davenport. Unabhängigkeit von Dänemark und eigene Verwaltung. Aus der Ständeversammlung wurde eine Deputation gewählt, um dem König die Forderungen vorzutragen. Die Deputation bestand aus V. Neergard, Regierungsrath Engel, Dr. Gülich (Vater unseres früheren Mitbürgers) und Hans Reimer Claussen. Die Mission nach Kopenhagen war eine ziemlich gefahrvolle, da der dortige Pöbel eine sehr drohende Haltung gegen diese Deutschen beobachtete. Die Forderungen wurden vom König ungnädig abgewiesen. Noch ehe die Deputation Kiel wieder erreicht hatte, war die Revolution ausgebrochen und auch schon die Festung Rendsburg genommen. Die provisorische Regierung bestand aus dem Prinzen von Noer, Bruder des Thronprätendenten Herzog Friedrich von Augustenburg und Vaters der Kaiserin Augusta Victoria, dem Grafen Reventlov, den beiden Advokaten Beseler und Bargum, und dem Kaufmann M. T. Schmidt. Die radikale Fraktion war nicht darin vertreten, doch gelang es dieser später, für Olshausen einen Platz in ihr zu erlangen. Da er sich aber in einer unwirksamen Minderheit gegenüber den Konservativen sah, schied Olshausen im August wieder aus. Er wirkte sodann in der Ständeversammlung und für die Landesvertheidigung; zugleich gab er eine tägliche Zeitung "Freie Presse", heraus, welche nicht dem früheren Preßzwange unterworfen war und frei heraus reden konnte. Die Erhebung der Herzogthümer nahm bekanntlich in fast dreijährigem Kriege einen unglücklichen Verlauf, und die Reaktion hielt ihren Einzug und ihr Strafgericht. Von der später folgenden Amnestie wurden die Mitlgieder der Provisorischen Regierung und einige zwanzig andere Patrioten, darunter H. R. Claussen, Th. Olshausen und Dr. Gülich ausgeschlossen. Olshausen begab sich nach Hamburg, wo er 1851 nach Amerika auswanderte. Er lebte mehrere Jahre in St. Louis, wo er als Redakteur des "Anzeiger des Westens" und auch sonst noch schriftstellerisch wirkte. Im Frühjahr 1856 kam er nach Davenport, dem vornehmlichsten Sammelpunkt der schleswig-holstein'schen Emigration, und übernahm zusammen mit Henry Lischer, ebenfalls von St. Louis, die Herausgabe des deutschen "Demokrat", der ein kräftiges Organ der jungen und in jenem Jahre zum erstenmal in einen nationalen Wahlkampf eintretenden republikanischen Partei wurde. Der "Demokrat" war ein zielsicherer Führer der deutschen Republikaner, und Olshausen übte mit einigen anderen von diesen einen außerordentlich großen Einfluß auf die wichtige Staatswahl von Iowa in 1859, sowie im folgen-
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