Transcribe
Translate
Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 520
More information
digital collection
archival collection guide
transcription tips
506 Die Geschichte von Davenport. Henry Lischer. Henry Lischer, der langjährige Herausgeber des deutschen "Demokrat", war einer von den Bauleuten, die zu dem materiellen und sittlichen Aufbau Davenport's ihr gut Theil beigetragen und die deutlichen Spuren ihrer Wirksamkeit hinterlassen haben. Er wurde am 10. Juli 1828 zu Weingarten bei Germersheim in der bayrischen Pfalz geboren, von wo er im Jahre 1837 mit seinen Eltern und seinem in 1897 zu Mascoutah, Ill., verstorbenen Bruder Christian nach Amerika kam. Der Vater erwarb in St. Clair County im südlichen Illinois eine Farm, auf welcher der junge Heinrich mehrere Jahre verlebte. Als sehr junger Bursche trat er bei der englischen Zeitung "Republican" in St. Louis als Lehrling ein, und ein Jahr später ging er zu dem von dem bekannten österreichischen Patrioten, Schauspieler und Schriftsteller Heinrich Börnstein herausgegebenen "Anzeiger des Westens" über. Es war ein glücklicher Umstand für ihn, daß er seine Knaben- und ersten Mannesjahre in dem damals deutschesten Theile unseres Westens, in St. Clair County und St. Louis, einem Mittelpunkt des gebildeten Deutschamerikanerthums der vor- und nachachtundvierziger Jahre, verleben durfte, unter Einflüssen, die ihn zu einem so guten Deutschen wie Amerikaner, zu einem der vortrefflichsten Deutschamerikaner heranreifen ließen. In 1846 zog er mit dem Dritten Missouri Kavallerie Regiment, Col. Doniphan's Dragonern, nach Mexico, und machte den Krieg bis zu Ende mit, worauf er wieder zum "Anzeiger" zurückkehrte und Vormann in der Setzerei wurde, welche Stellung er bis zu seiner in Frühjahr 1856 erfolgten Uebersiedlung nach Davenport bekleidete. Der lange Umgang mit dem Freiheits-Enthusiasten und künstlerisch idealistisch veranlagten Börnstein ist unzweifelhaft auf den jungen Lischer von nachhaltigem Einfluß gewesen, indem sich unter diesem seine vortrefflichen natürlichen Anlagen in ähnlicher Richtung entwickelten. Er wurde bei dem von Börnstein geleiteten deutschen Liebhabertheater eine werthvolle Kraft und leistete dort, sowie später auch in Davenport, wo er bei dem in 1855 in's Leben gerufenen deutschen Theaterverein die künstlerische Leitung übernahm, in vielen Charakterollen ganz Bedeutendes. In April 1856 kam Lischer nach Davenport und kaufte gemeinschaftlich mit Theodor Olshausen, der einen großen Antheil an der Erhebung Schleswig-Holstein's gegen Dänemark in 1848 gehabt hatte und Mitglied der Regierung gewesen war, von Theodor Gülich den im November 1851 gegründeten "Demokrat". Die Zeitung hatte trotz ihrer schneidigen Redaktion oft nur ein kümmerliches Dasein ge-
Saving...
prev
next
506 Die Geschichte von Davenport. Henry Lischer. Henry Lischer, der langjährige Herausgeber des deutschen "Demokrat", war einer von den Bauleuten, die zu dem materiellen und sittlichen Aufbau Davenport's ihr gut Theil beigetragen und die deutlichen Spuren ihrer Wirksamkeit hinterlassen haben. Er wurde am 10. Juli 1828 zu Weingarten bei Germersheim in der bayrischen Pfalz geboren, von wo er im Jahre 1837 mit seinen Eltern und seinem in 1897 zu Mascoutah, Ill., verstorbenen Bruder Christian nach Amerika kam. Der Vater erwarb in St. Clair County im südlichen Illinois eine Farm, auf welcher der junge Heinrich mehrere Jahre verlebte. Als sehr junger Bursche trat er bei der englischen Zeitung "Republican" in St. Louis als Lehrling ein, und ein Jahr später ging er zu dem von dem bekannten österreichischen Patrioten, Schauspieler und Schriftsteller Heinrich Börnstein herausgegebenen "Anzeiger des Westens" über. Es war ein glücklicher Umstand für ihn, daß er seine Knaben- und ersten Mannesjahre in dem damals deutschesten Theile unseres Westens, in St. Clair County und St. Louis, einem Mittelpunkt des gebildeten Deutschamerikanerthums der vor- und nachachtundvierziger Jahre, verleben durfte, unter Einflüssen, die ihn zu einem so guten Deutschen wie Amerikaner, zu einem der vortrefflichsten Deutschamerikaner heranreifen ließen. In 1846 zog er mit dem Dritten Missouri Kavallerie Regiment, Col. Doniphan's Dragonern, nach Mexico, und machte den Krieg bis zu Ende mit, worauf er wieder zum "Anzeiger" zurückkehrte und Vormann in der Setzerei wurde, welche Stellung er bis zu seiner in Frühjahr 1856 erfolgten Uebersiedlung nach Davenport bekleidete. Der lange Umgang mit dem Freiheits-Enthusiasten und künstlerisch idealistisch veranlagten Börnstein ist unzweifelhaft auf den jungen Lischer von nachhaltigem Einfluß gewesen, indem sich unter diesem seine vortrefflichen natürlichen Anlagen in ähnlicher Richtung entwickelten. Er wurde bei dem von Börnstein geleiteten deutschen Liebhabertheater eine werthvolle Kraft und leistete dort, sowie später auch in Davenport, wo er bei dem in 1855 in's Leben gerufenen deutschen Theaterverein die künstlerische Leitung übernahm, in vielen Charakterollen ganz Bedeutendes. In April 1856 kam Lischer nach Davenport und kaufte gemeinschaftlich mit Theodor Olshausen, der einen großen Antheil an der Erhebung Schleswig-Holstein's gegen Dänemark in 1848 gehabt hatte und Mitglied der Regierung gewesen war, von Theodor Gülich den im November 1851 gegründeten "Demokrat". Die Zeitung hatte trotz ihrer schneidigen Redaktion oft nur ein kümmerliches Dasein ge-
Germans in Iowa
sidebar