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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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510 Die Geschichte von Davenport. Der Jahre siebzig, ei fürwahr - Ein gut Stück Zeit sind sie, indessen, Wer will nach Monden, Tag und Jahr Ein thatenvolles Leben messen? - Wo jeder Tag ein Markstein ist, Dran Luft und Leid und Freud sich reih'ten Und Glück und Ungemach, da mißt Man anders als nach Jahrn die Zeiten. Ob kurz, ob lang die Lebensbahn: Der hat gelebt, wer seine Pflicht gethan! Mit Ernst hast Du gewirkt; Du hast Geglaubt, geliebt, gehofft im Leben. Die Arbeit war Dir keine Last, Denn Dir war heitrer Sinn gegeben. Du thatst Dein Werk nach rechter Art, Der Pflicht getreu, mit Selbstvertrauen, Und rastend auf der Erdenfahrt Kannst froh Du heute rückwärts schauen. Das gute Werk trägt guten Lohn: Den Meister schmückt der Arbeit Ehrenkron'. Nicht immer schien die Sonne Dir; Sie wechselte mit Regentagen. Auch Stürme tos'ten im Revier, Doch trugst Du standhaft, ohne Zagen, Was vom Geschick Dir war beschert. - Im Kampf für Wahrheit, ohne Zittern, Hast stets als Ritter Dich bewährt, Trotz Sonnenbrand und Ungewittern. Wer seinen Schild so rein erhält Im Dienst der Pflicht, der ist ein echter Held. Wer Rosen pflücken will, der darf Den Dorn nicht fürchten an den Hecken, Wer Steine in den Tümpel warf, Der mußte auch wohl Unken wecken. Der Mann von echtem Schrot und Korn Steht unentwegt im Kampf für's Rechte; Ihn beugt nicht Tücke, schreckt kein Zorn Des Feind's und seiner feilen Knechte. Unangefochten bleibt nur Der, Der wen'ger als ein Mensch ist oder mehr. Nun bricht des Alters Anfang an; Der Abend will herab sich senken, Und rastwärts muß nach langer Bahn Der Wandrer seine Schritte lenken. Dein Tagwerk ist bestellt; nun sei Ein Führer uns mit weisem Rathe, Und viele Jahre noch erfreu' Dich "Otium cum dignitate!" Lang mög' Dir noch beschieden sein, O Freund, ein goldig heller Sonnenschein! *** Mit diesem Wunsch sich heute naht Als Gratulant Sein "Demokrat". - Wohl ist's nicht Brauch in unserm Haus, Zu rufen in die Welt hinaus, Zu bringen "coram publico," Was uns bewegt, so oder so; Doch denk' ich, daß solch Jubelfest Wohl eine Ausnahm' gelten läßt Auch für den indiskreten Dichter, Der jene Regel brach. - A. Richter. Die guten Charaktereigenschaften Henry Lichers, besonders diejenigen des Herzens, waren auch auf seine Kinder übergegangen. Er wurde überlebt von einer Tochter Johanna, Gattin des Architekten F. G. Clausen, und den Söhnen Oskar, Eduard und Fred A. Oskar hatte in München Philosophue studirt und war in der Redaktion des "Demokrat" thätig, bis er nach langer und schmerzvoller Krankheit am 3. Mai 1912, drei Tage nach seinem 56. Geburtstag starb. Seine Mußestunden pflegte er bei seiner reichen Büchersammlung oder auch beim Schachspiel zu verleben. Eduard hat lange Zeit dem Zeitungsgeschäft vorgestanden; aber neben dieser anspruchsvollen Thätigkeit hat er seine Kräfte vielfach in den Dienst öffentlicher oder halböffentlicher Anforderungen stellen müssen, wobei sein klarer Blick und sein rasches und allzeit treffendes Urtheil von unschätzbarem Werthe waren. Anspruchsvoller noch waren die gesellschaftlichen Anforderungen, die beständig an ihn als einen der nobelsten und angenehmsten Gesellschafter gestellt wurden, und die mit der Zeit sogar aufreibend für ihn wurden. Fred A. Lischer unterbrach seine
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510 Die Geschichte von Davenport. Der Jahre siebzig, ei fürwahr - Ein gut Stück Zeit sind sie, indessen, Wer will nach Monden, Tag und Jahr Ein thatenvolles Leben messen? - Wo jeder Tag ein Markstein ist, Dran Luft und Leid und Freud sich reih'ten Und Glück und Ungemach, da mißt Man anders als nach Jahrn die Zeiten. Ob kurz, ob lang die Lebensbahn: Der hat gelebt, wer seine Pflicht gethan! Mit Ernst hast Du gewirkt; Du hast Geglaubt, geliebt, gehofft im Leben. Die Arbeit war Dir keine Last, Denn Dir war heitrer Sinn gegeben. Du thatst Dein Werk nach rechter Art, Der Pflicht getreu, mit Selbstvertrauen, Und rastend auf der Erdenfahrt Kannst froh Du heute rückwärts schauen. Das gute Werk trägt guten Lohn: Den Meister schmückt der Arbeit Ehrenkron'. Nicht immer schien die Sonne Dir; Sie wechselte mit Regentagen. Auch Stürme tos'ten im Revier, Doch trugst Du standhaft, ohne Zagen, Was vom Geschick Dir war beschert. - Im Kampf für Wahrheit, ohne Zittern, Hast stets als Ritter Dich bewährt, Trotz Sonnenbrand und Ungewittern. Wer seinen Schild so rein erhält Im Dienst der Pflicht, der ist ein echter Held. Wer Rosen pflücken will, der darf Den Dorn nicht fürchten an den Hecken, Wer Steine in den Tümpel warf, Der mußte auch wohl Unken wecken. Der Mann von echtem Schrot und Korn Steht unentwegt im Kampf für's Rechte; Ihn beugt nicht Tücke, schreckt kein Zorn Des Feind's und seiner feilen Knechte. Unangefochten bleibt nur Der, Der wen'ger als ein Mensch ist oder mehr. Nun bricht des Alters Anfang an; Der Abend will herab sich senken, Und rastwärts muß nach langer Bahn Der Wandrer seine Schritte lenken. Dein Tagwerk ist bestellt; nun sei Ein Führer uns mit weisem Rathe, Und viele Jahre noch erfreu' Dich "Otium cum dignitate!" Lang mög' Dir noch beschieden sein, O Freund, ein goldig heller Sonnenschein! *** Mit diesem Wunsch sich heute naht Als Gratulant Sein "Demokrat". - Wohl ist's nicht Brauch in unserm Haus, Zu rufen in die Welt hinaus, Zu bringen "coram publico," Was uns bewegt, so oder so; Doch denk' ich, daß solch Jubelfest Wohl eine Ausnahm' gelten läßt Auch für den indiskreten Dichter, Der jene Regel brach. - A. Richter. Die guten Charaktereigenschaften Henry Lichers, besonders diejenigen des Herzens, waren auch auf seine Kinder übergegangen. Er wurde überlebt von einer Tochter Johanna, Gattin des Architekten F. G. Clausen, und den Söhnen Oskar, Eduard und Fred A. Oskar hatte in München Philosophue studirt und war in der Redaktion des "Demokrat" thätig, bis er nach langer und schmerzvoller Krankheit am 3. Mai 1912, drei Tage nach seinem 56. Geburtstag starb. Seine Mußestunden pflegte er bei seiner reichen Büchersammlung oder auch beim Schachspiel zu verleben. Eduard hat lange Zeit dem Zeitungsgeschäft vorgestanden; aber neben dieser anspruchsvollen Thätigkeit hat er seine Kräfte vielfach in den Dienst öffentlicher oder halböffentlicher Anforderungen stellen müssen, wobei sein klarer Blick und sein rasches und allzeit treffendes Urtheil von unschätzbarem Werthe waren. Anspruchsvoller noch waren die gesellschaftlichen Anforderungen, die beständig an ihn als einen der nobelsten und angenehmsten Gesellschafter gestellt wurden, und die mit der Zeit sogar aufreibend für ihn wurden. Fred A. Lischer unterbrach seine
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