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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 533
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Die Davenporter Turn-Gemeinde. 519 bemerkbar und machte im Bunde mit sonstigem Strolchenthum den Deutschen zu schaffen. Die Turner gingen an den Wochentagen ihrem Broderwerb nach und hielten ihre Turnübungen hauptsächlich am Sonntag Vormittag, was bei den Frommen im Lande böses Blut machte. Gestützt auf das puritanische Sabbathgesetz untersagte in 1855 der Konstabler Parmele diese Uebungen. Vorturner Christian Müller und Turnwart Charles Hill erklärten ihm, daß die Turnhalle die Kirche der Turner sei und luden ihn ein, sich persönlich zu überzeugen, daß es dort so ordnungsmäßig zugehe wie in einem sogenannten Gotteshause. Am nächsten Sonntag erschien der Beamte wirklich, erklärte auch, daß keine Ruhe gestört würde, aber blieb dabei, daß die Zusammenkünfte gesetzwidrig seien und unterbleiben müßten, widrigenfalls er alle Betheiligten verhaften würde. Die Turner befragten den Rechtsanwalt John P. Cook, was dabei zu thun sei. Dieser sagte ihnen: "Ihr habt das Recht, euch in eurem eigenen Hause gegen Eindringlinge zu schützen." Der Wink wurde beachtet, und Parmele, der von der Sache Wind bekommen hatte, war klug genug, die Turner in ihrer Feier des Sonntags nicht zu stören. Am 26. und 27. Mai 1856 fand in Bomberg's Garten auf dem Hügel ein großes Turnfest statt, zu welchem Turner und Freunde der Turnerei auf Dampfern und Extrazügen aus Burlington, Dubuque, Ottawa, Ill., u. s. w. kamen. Die preisgekrönten Davenporter Turner waren Chr. Müller, J. A. Daldorf, Ch. Hill, L. Feid, C. Eyser, C. Frickel, Hy. Haak; Rilitz und Enderle. Auch Wilhelm Pfänder aus Cincinnati, der Gründer von New Ulm in Minnesota, erhielt einen Preis. Als die besten Turnerzöglinge erwiesen sich A. Miedke, W. Lerchen, G. Walter und Fr. Schirach. Bei diesem Turnfest ging es ebenfalls nicht ohne Störungen durch Rowdies ab. Zur Wache über die schon vor dem Feste auf dem Platz aufgestellten Geräthe waren Turner Philipp Betz und der Turnzögling John Hill beordert. Als Hill spät abends die Runde machte, ertappte er in der Dunkelheit einen Burschen, der in satanischer Gemüthsruhe mit einem Messer den Lederüberzug eines Sngpferdes zerfetzte. Er verdrosch den Bösewicht und schleifte ihn nach dem Gartenzaun, über den er ihn einen ziemlich steilen Abhang hinabwarf. Nach einiger Zeit empfand der junge Turner doch etwas Besorgniß über das Schicksal des Menschen, und die beiden Wächter begaben sich nach der Stelle zurück; sie suchten den Platz sorgfältig ab, aber fanden zur großen Erleichterung ihres Gewissens von dem Hinausgeworfenen keine Spur mehr. Darauf leisteten sie sich von dem Festvorrath eine Flasche Wein, ein Leichtsinn, der
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Die Davenporter Turn-Gemeinde. 519 bemerkbar und machte im Bunde mit sonstigem Strolchenthum den Deutschen zu schaffen. Die Turner gingen an den Wochentagen ihrem Broderwerb nach und hielten ihre Turnübungen hauptsächlich am Sonntag Vormittag, was bei den Frommen im Lande böses Blut machte. Gestützt auf das puritanische Sabbathgesetz untersagte in 1855 der Konstabler Parmele diese Uebungen. Vorturner Christian Müller und Turnwart Charles Hill erklärten ihm, daß die Turnhalle die Kirche der Turner sei und luden ihn ein, sich persönlich zu überzeugen, daß es dort so ordnungsmäßig zugehe wie in einem sogenannten Gotteshause. Am nächsten Sonntag erschien der Beamte wirklich, erklärte auch, daß keine Ruhe gestört würde, aber blieb dabei, daß die Zusammenkünfte gesetzwidrig seien und unterbleiben müßten, widrigenfalls er alle Betheiligten verhaften würde. Die Turner befragten den Rechtsanwalt John P. Cook, was dabei zu thun sei. Dieser sagte ihnen: "Ihr habt das Recht, euch in eurem eigenen Hause gegen Eindringlinge zu schützen." Der Wink wurde beachtet, und Parmele, der von der Sache Wind bekommen hatte, war klug genug, die Turner in ihrer Feier des Sonntags nicht zu stören. Am 26. und 27. Mai 1856 fand in Bomberg's Garten auf dem Hügel ein großes Turnfest statt, zu welchem Turner und Freunde der Turnerei auf Dampfern und Extrazügen aus Burlington, Dubuque, Ottawa, Ill., u. s. w. kamen. Die preisgekrönten Davenporter Turner waren Chr. Müller, J. A. Daldorf, Ch. Hill, L. Feid, C. Eyser, C. Frickel, Hy. Haak; Rilitz und Enderle. Auch Wilhelm Pfänder aus Cincinnati, der Gründer von New Ulm in Minnesota, erhielt einen Preis. Als die besten Turnerzöglinge erwiesen sich A. Miedke, W. Lerchen, G. Walter und Fr. Schirach. Bei diesem Turnfest ging es ebenfalls nicht ohne Störungen durch Rowdies ab. Zur Wache über die schon vor dem Feste auf dem Platz aufgestellten Geräthe waren Turner Philipp Betz und der Turnzögling John Hill beordert. Als Hill spät abends die Runde machte, ertappte er in der Dunkelheit einen Burschen, der in satanischer Gemüthsruhe mit einem Messer den Lederüberzug eines Sngpferdes zerfetzte. Er verdrosch den Bösewicht und schleifte ihn nach dem Gartenzaun, über den er ihn einen ziemlich steilen Abhang hinabwarf. Nach einiger Zeit empfand der junge Turner doch etwas Besorgniß über das Schicksal des Menschen, und die beiden Wächter begaben sich nach der Stelle zurück; sie suchten den Platz sorgfältig ab, aber fanden zur großen Erleichterung ihres Gewissens von dem Hinausgeworfenen keine Spur mehr. Darauf leisteten sie sich von dem Festvorrath eine Flasche Wein, ein Leichtsinn, der
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