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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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Die Davenporter Turn-Gemeinde. 539 freudigem Dankesausdruck verlesen, unter ihnen eine vom Turnerbundes-Vorort in Indianapolis, vom Bezitks-Vorort in Des Moines, dem Turnbezirk Chicago, den beiden Turnvereinen in Cincinnati, dem Turnverein in New Haven, Conn., u. A., sowie von vielen Turnern persönlich aus nah und fern. Den weitesten Weg hatte eine Depesche des Davenporter Turners und früheren Sprechers F. T. Blunck und seiner Frau, der Präsidentin der Damensektion, zurückgelegt, welche sich auf einer Reise durch Alaska und British Columbia befanden. Der Abend schloß mit einem Ball. Es war ein schönes Fest und würdig der alten Turngemeinde. Aber die Zeiten ändern sich, und die Menschen müssen sich den veränderten Umständen fügen. Die Turngemeinde konnte sich diesen Einflüssen nicht entziehen. Nur einmal noch war es ihr möglich, eine Reihe schöner Festtage zu feiern. Das war ihr bei dem Jahrmarkt, der Ende November 1906, diesmal nicht in "Krähwinkel", sondern in "Alt-Heidelberg" in heiterer studentischer Atmosphäre gehalten wurde. Dann senkte sich bald die düstere Wolke des Puritanismus und der Prohibition auch über Davenport. Der von den Fanatikern beherrschten Staatsgewalt mußte sich endlich auch diese freie Stadt fügen. Es wurde noch fleißig geturnt; bei dem Bundesturnfest zu Cincinnati in 1909 hatte Davenport wieder seinen Ehrenplatz unter den Siegern. Aber mit dem frisch-frei-fröhlichen Turnerleben war's vorläufig vorbei und auch mit der früheren turnerischen Begeisterung für das Gemeinwohl. Stumpfheit und Gleichgültigkeit traten an deren Stelle. Die Einkünfte der Turnhalle verringerten sich, während die Kosten für ihre Instandhaltung sich mit den Jahren immer mehr steigerten. Die früher nur noch geringe Schuld schwoll beängstigend an. Während mehrerer Jahre wurden Pläne erörtert und erwogen, um das werthvolle Eigenthum vor dem Hammer des Scherifs zu bewahren, und es wurde aus Aktionären und sonstigen Gläubigern eine "Turner Hall Holding Comp." gegründet, welche das Eigenthum am 1. August 1912 in Besitz nahm, und von welcher die Turngemeinde es seither in Pacht genommen hat.. - Um das Elend, unter welchem das gesamte Deutschamerikanerthum leidet, vollständig zu machen, kam dann noch der Krieg Amerika's gegen Deutschland, seinen ältesten, beständigsten und aufrichtigsten Freund. Der Kriegsdruck lastet schwer auf allen, die sich nicht zu dem Hurra-Patriotismus bekennen können. Die Pflicht gegen das Land, welchem Treue gelobt wurde, wird erfüllt; aber auch nicht vielmehr. Das freie Wort ist verstummt. Bei der Spionenriecherei ist sogar das Flüstern gefährlich und auch das Denken. Die weiten Räume
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Die Davenporter Turn-Gemeinde. 539 freudigem Dankesausdruck verlesen, unter ihnen eine vom Turnerbundes-Vorort in Indianapolis, vom Bezitks-Vorort in Des Moines, dem Turnbezirk Chicago, den beiden Turnvereinen in Cincinnati, dem Turnverein in New Haven, Conn., u. A., sowie von vielen Turnern persönlich aus nah und fern. Den weitesten Weg hatte eine Depesche des Davenporter Turners und früheren Sprechers F. T. Blunck und seiner Frau, der Präsidentin der Damensektion, zurückgelegt, welche sich auf einer Reise durch Alaska und British Columbia befanden. Der Abend schloß mit einem Ball. Es war ein schönes Fest und würdig der alten Turngemeinde. Aber die Zeiten ändern sich, und die Menschen müssen sich den veränderten Umständen fügen. Die Turngemeinde konnte sich diesen Einflüssen nicht entziehen. Nur einmal noch war es ihr möglich, eine Reihe schöner Festtage zu feiern. Das war ihr bei dem Jahrmarkt, der Ende November 1906, diesmal nicht in "Krähwinkel", sondern in "Alt-Heidelberg" in heiterer studentischer Atmosphäre gehalten wurde. Dann senkte sich bald die düstere Wolke des Puritanismus und der Prohibition auch über Davenport. Der von den Fanatikern beherrschten Staatsgewalt mußte sich endlich auch diese freie Stadt fügen. Es wurde noch fleißig geturnt; bei dem Bundesturnfest zu Cincinnati in 1909 hatte Davenport wieder seinen Ehrenplatz unter den Siegern. Aber mit dem frisch-frei-fröhlichen Turnerleben war's vorläufig vorbei und auch mit der früheren turnerischen Begeisterung für das Gemeinwohl. Stumpfheit und Gleichgültigkeit traten an deren Stelle. Die Einkünfte der Turnhalle verringerten sich, während die Kosten für ihre Instandhaltung sich mit den Jahren immer mehr steigerten. Die früher nur noch geringe Schuld schwoll beängstigend an. Während mehrerer Jahre wurden Pläne erörtert und erwogen, um das werthvolle Eigenthum vor dem Hammer des Scherifs zu bewahren, und es wurde aus Aktionären und sonstigen Gläubigern eine "Turner Hall Holding Comp." gegründet, welche das Eigenthum am 1. August 1912 in Besitz nahm, und von welcher die Turngemeinde es seither in Pacht genommen hat.. - Um das Elend, unter welchem das gesamte Deutschamerikanerthum leidet, vollständig zu machen, kam dann noch der Krieg Amerika's gegen Deutschland, seinen ältesten, beständigsten und aufrichtigsten Freund. Der Kriegsdruck lastet schwer auf allen, die sich nicht zu dem Hurra-Patriotismus bekennen können. Die Pflicht gegen das Land, welchem Treue gelobt wurde, wird erfüllt; aber auch nicht vielmehr. Das freie Wort ist verstummt. Bei der Spionenriecherei ist sogar das Flüstern gefährlich und auch das Denken. Die weiten Räume
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