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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 558
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544 Die Geschichte von Davenport. 1840 zu Gelnhausen im vormaligen Kurfürstenthum Hessen geboren und kam im Alter von 14 Jahren nach Amerika, zuerst nach Indianapolis und im Dezember des nämlichen Jahres nach Davenport, wo sein älterer Bruder Charles sich kurz vorher als Möbeltischler niedergelassen hatte. Durch diesen, einen eifrigen Turner, wurde er als Zögling in die Turnhalle eingeführt, und mit Erreichung seines 18. Jahres wurde er Mitglied des Vereins. John Hill erlernte ebenfalls die Tischlerei. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges stand er in Muscatine in Arbeit. Er meldete sich sogleich für ein in Burlington in Bildung begriffenes Reiter-Regiment, "The Lancers", welches in seiner unvollständigen Organisation lange Zeit in Burlington liegen mußte und dann aufgelöst wurde, weil die Regierung keine Lanzenreiter organisiren wollte. Im Frühjahr 1862 trat er bei der Comp. C. des 35. Iowa Infanterie Regiments als Sergeant ein. Er war bei Cairo, der Belagerung von Vicksburg, bei Jacksonville und in Tennessee. Am 11. Juli 1863 wurde er, als er sich bei Jackson in Mississippi auf einer Fouragirungs-Expedition befand, von einer Streifpartie von Texas Rangers gefangen. Die meisten seiner Genossen wurden niedergemacht. Für Hill wurde die deutsche Sprache zum Lebensretter. Als einer der Rangers den Säbel über ihm schwang, rief er ihm einen derben deutschen Fluch zu. "Ha, du bist ein Deutscher? Ich auch! Ich denke, wir haben für diesmal genug Yankees abgethan, und nehme dich als Gefangenen." Er wurde nach dem Libby Gefängniß bei Richmond gebracht, und nun begann eine lange Zeit schwerer Leiden, die bis zum Schluß des Krieges dauerten. In Libby blieb er nur einen Monat; dann folgten dreizehn Monate in dem noch schlimmeren Gefangenenlager von Andersonville. Der Kommandant des Libby Gefängnisses war ein Franzose. Als dieser hörte, daß Hill ein Tischler sei, gab er ihm den Auftrag, einen Schrank für sein Büro zu machen, wobei Hill eine große Erleichterung seines Gefangenenlebens gehabt und vielleicht auch Gelegenheit zur Flucht gefunden haben würde. Trotzig aber erwiderte er, daß er lieber sterben als nur einen Handschlag für einen Rebellen thun wolle. "Und da habe ich," so sagte Hill später, "als ein rechter Narr gehandelt. Wenn ich zu meinem Regiment ausgekniffen wäre, hätte ich der Union besser dienen können als in dem Hungerloche von Libby." War es hier schon arg genug gewesen, so war Andersonville geradezu eine Hölle. In dieser blieb er dreizehn Monate. Der vom Kriege verheerte Süden litt selber große Noth an allem Nothwendigen, und die gefangenen Unionssoldaten waren dem größten Elend preisgegeben. Dazu kam
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544 Die Geschichte von Davenport. 1840 zu Gelnhausen im vormaligen Kurfürstenthum Hessen geboren und kam im Alter von 14 Jahren nach Amerika, zuerst nach Indianapolis und im Dezember des nämlichen Jahres nach Davenport, wo sein älterer Bruder Charles sich kurz vorher als Möbeltischler niedergelassen hatte. Durch diesen, einen eifrigen Turner, wurde er als Zögling in die Turnhalle eingeführt, und mit Erreichung seines 18. Jahres wurde er Mitglied des Vereins. John Hill erlernte ebenfalls die Tischlerei. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges stand er in Muscatine in Arbeit. Er meldete sich sogleich für ein in Burlington in Bildung begriffenes Reiter-Regiment, "The Lancers", welches in seiner unvollständigen Organisation lange Zeit in Burlington liegen mußte und dann aufgelöst wurde, weil die Regierung keine Lanzenreiter organisiren wollte. Im Frühjahr 1862 trat er bei der Comp. C. des 35. Iowa Infanterie Regiments als Sergeant ein. Er war bei Cairo, der Belagerung von Vicksburg, bei Jacksonville und in Tennessee. Am 11. Juli 1863 wurde er, als er sich bei Jackson in Mississippi auf einer Fouragirungs-Expedition befand, von einer Streifpartie von Texas Rangers gefangen. Die meisten seiner Genossen wurden niedergemacht. Für Hill wurde die deutsche Sprache zum Lebensretter. Als einer der Rangers den Säbel über ihm schwang, rief er ihm einen derben deutschen Fluch zu. "Ha, du bist ein Deutscher? Ich auch! Ich denke, wir haben für diesmal genug Yankees abgethan, und nehme dich als Gefangenen." Er wurde nach dem Libby Gefängniß bei Richmond gebracht, und nun begann eine lange Zeit schwerer Leiden, die bis zum Schluß des Krieges dauerten. In Libby blieb er nur einen Monat; dann folgten dreizehn Monate in dem noch schlimmeren Gefangenenlager von Andersonville. Der Kommandant des Libby Gefängnisses war ein Franzose. Als dieser hörte, daß Hill ein Tischler sei, gab er ihm den Auftrag, einen Schrank für sein Büro zu machen, wobei Hill eine große Erleichterung seines Gefangenenlebens gehabt und vielleicht auch Gelegenheit zur Flucht gefunden haben würde. Trotzig aber erwiderte er, daß er lieber sterben als nur einen Handschlag für einen Rebellen thun wolle. "Und da habe ich," so sagte Hill später, "als ein rechter Narr gehandelt. Wenn ich zu meinem Regiment ausgekniffen wäre, hätte ich der Union besser dienen können als in dem Hungerloche von Libby." War es hier schon arg genug gewesen, so war Andersonville geradezu eine Hölle. In dieser blieb er dreizehn Monate. Der vom Kriege verheerte Süden litt selber große Noth an allem Nothwendigen, und die gefangenen Unionssoldaten waren dem größten Elend preisgegeben. Dazu kam
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