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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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Die Freie Deutsche Schule und deutsche Schul-Pioniere. 549 sem Zweck ein Verein. Kirche und Schule sollten eine freisinnige Richtung haben. Der Anfang war versprechend. Es wurden Beiträge gezeichnet und zum Theil eingezahlt. Von Geo. L. Davenport wurde ein Grundstück an der Nordostecke der Sechsten und Brown Straße gekauft, und es wurde auch Baumaterial angefahren. Bis gegen Ende des Jahres 1851 waren $925 gezeichnet, wovon ungefähr der dritte Theil eingezahlt war. Die Baustelle hatte $125 gekostet, und für Erdarbeiten, Grundmauern und etwas Bauholz waren bis zum folgenden Februar $180 ausgegeben worden. Aber die Ausführung des Planes verzögerte sich und gerieth ins Stocken. Es hatte sich nämlich inzwischen ergeben, daß die Geistesrichtung der Vereinsmitglieder keine gleichartige war, sondern entschieden weit auseinanderging. Während der eine Theil das Hauptgewicht auf die Kirche legte, betrachtete der andere die Schule als die Hauptsache, und wollte diese zuerst geschaffen haben. Besonders waren die freigeistigen Mitglieder des Vereins sehr energisch in ihren Arbeiten und am liebsten hätten sie gesehen, daß die Schule ganz unabhängig von einer Kirche gegründet würde. Aber die andere Faktion hatte vorläufig den Daumen auf dem Vereinsseckel. Außer der Kirchen- und Schulfrage kamen vielleicht auch persönliche oder parteipolitische Zwistigkeiten in's Spiel; aber der Kürze wegen wurden die Gegner als "Kirchenverein"und "Schulverein" bezeichnet. Die Agitation wurde offen und im Geheimen betreiben, und es gab oft gewaltige Reibereien. Viel wichtiger als die Wahlcampagne zwischen Scott und Pierce war für die Davenporter Deutschen im Sommer 1852 die Frage: Deutsche Kirche oder Deutsche Schule? Theodor Gülich war ein Gegner des Kirchenbaus und trat in seinem jungen "Demokrat" mit Eifer für die Schule ein. Am 8. Januar 1853 schrieb er: "... Ein ernster Gegenstand ist der noch im alten Jahr gefaßte Beschluß, Geld zu sammeln, um einen Pfaffen aus Schleswig-Holstein hierher zu citiren. Seit den drei Jahren, daß man hier öffentlich für eine deutsche Kirche gestrebt, hat sich die deutsche Bevölkerung wenigstens um das Dreifache vermehrt, die Zahl der sich für eine Kirche Interessirenden aber in demselben Maße vermindert, und das Projekt selber hat weniger als je Aussicht auf ein Gelingen. In dem angefangenen Bau wuchern die Haselbüsche drei Fuß hoch. Und nun soll Reisegeld für einen Prediger gesammelt werden! Warum? Ist der Mensch einmal hier, dann wird er natürlich alles Mögliche in Bewegung setzen, um seine Stelle zu sichern. Das Mitleid mit dem jedenfalls unbemittelten (- denn warum sonst "Reisegeld" sammeln? -) Manne kommt hinzu; die ganze Altweiber-Armee wird auf die Beine gebracht, und
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Die Freie Deutsche Schule und deutsche Schul-Pioniere. 549 sem Zweck ein Verein. Kirche und Schule sollten eine freisinnige Richtung haben. Der Anfang war versprechend. Es wurden Beiträge gezeichnet und zum Theil eingezahlt. Von Geo. L. Davenport wurde ein Grundstück an der Nordostecke der Sechsten und Brown Straße gekauft, und es wurde auch Baumaterial angefahren. Bis gegen Ende des Jahres 1851 waren $925 gezeichnet, wovon ungefähr der dritte Theil eingezahlt war. Die Baustelle hatte $125 gekostet, und für Erdarbeiten, Grundmauern und etwas Bauholz waren bis zum folgenden Februar $180 ausgegeben worden. Aber die Ausführung des Planes verzögerte sich und gerieth ins Stocken. Es hatte sich nämlich inzwischen ergeben, daß die Geistesrichtung der Vereinsmitglieder keine gleichartige war, sondern entschieden weit auseinanderging. Während der eine Theil das Hauptgewicht auf die Kirche legte, betrachtete der andere die Schule als die Hauptsache, und wollte diese zuerst geschaffen haben. Besonders waren die freigeistigen Mitglieder des Vereins sehr energisch in ihren Arbeiten und am liebsten hätten sie gesehen, daß die Schule ganz unabhängig von einer Kirche gegründet würde. Aber die andere Faktion hatte vorläufig den Daumen auf dem Vereinsseckel. Außer der Kirchen- und Schulfrage kamen vielleicht auch persönliche oder parteipolitische Zwistigkeiten in's Spiel; aber der Kürze wegen wurden die Gegner als "Kirchenverein"und "Schulverein" bezeichnet. Die Agitation wurde offen und im Geheimen betreiben, und es gab oft gewaltige Reibereien. Viel wichtiger als die Wahlcampagne zwischen Scott und Pierce war für die Davenporter Deutschen im Sommer 1852 die Frage: Deutsche Kirche oder Deutsche Schule? Theodor Gülich war ein Gegner des Kirchenbaus und trat in seinem jungen "Demokrat" mit Eifer für die Schule ein. Am 8. Januar 1853 schrieb er: "... Ein ernster Gegenstand ist der noch im alten Jahr gefaßte Beschluß, Geld zu sammeln, um einen Pfaffen aus Schleswig-Holstein hierher zu citiren. Seit den drei Jahren, daß man hier öffentlich für eine deutsche Kirche gestrebt, hat sich die deutsche Bevölkerung wenigstens um das Dreifache vermehrt, die Zahl der sich für eine Kirche Interessirenden aber in demselben Maße vermindert, und das Projekt selber hat weniger als je Aussicht auf ein Gelingen. In dem angefangenen Bau wuchern die Haselbüsche drei Fuß hoch. Und nun soll Reisegeld für einen Prediger gesammelt werden! Warum? Ist der Mensch einmal hier, dann wird er natürlich alles Mögliche in Bewegung setzen, um seine Stelle zu sichern. Das Mitleid mit dem jedenfalls unbemittelten (- denn warum sonst "Reisegeld" sammeln? -) Manne kommt hinzu; die ganze Altweiber-Armee wird auf die Beine gebracht, und
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