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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 576
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562 Die Geschichte von Davenport. Vor ihm lag die Wildniß: der Urwald und die Prärie, und ein langer, mühseliger Kampf um die Nothdurft des Lebens. Es fehlte beinahe Alles, und was das Schlimmste war, es fehlten jene vollständigen Einrichtungen, jene vollkommenen Werkzeuge, welche heutzutage Arbeit und Erwerb erleichtern. Alles war erst zu erschaffen und zwar mit den beschränkten Hifsmitteln jener Zeit. Auf kahler Prärie stand das Bretterhäuschen, ohne Baum und Strauch, dem Sonnenbrand des Sommers ausgesetzt, dem Wintersturme preisgegeben. Endlose Arbeit, Mühsal und Beschwerde erwarteten den Ansiedler, Krankheit vielleicht und der Witterung Ungemach, die ungewohnte Gluth eines tropischen Sommers, des Winters sibirische Kälte. In das selbstverfertigte Joch zwängte er den Nacken der widerstrebenden Stiere, mit dem unbehülflichen Brechpfluge die zähe Scholle zu wenden. Und nicht immer ward ihm der Lohn für seine Mühe; manchmal ward ihm statt goldenen Erntesegens grauer Mißwachs zu Theil. Und es kamen traurige Tage für den Farmer wie für den Geschäftsmann: schlechte Zeiten, Geldmangel und ein allgemeines Daniederliegen der Erwerbsthätigkeit. Jahrelang lag die Krisis wir ein Alp auf dem Lande; alle Werthe sanken und das schon Errungene ward wieder in Frage gestellt. Mühsam schleppte sich der Ansiedler durch jene Zeit, von einem Tag zum anderen trug er der Arbeit schwere Bürde; in schlaflosen Nächten stand an seinem Lager der Sorge drohendes Gespenst. In jenen dunklen Prüfingsstunden bewährte sich die Tüchtigkeit der deutschen Einwanderer. Im Kampfe wuchsen ihnen die Kräfte. Es war im Grunde ein zähes Geschlecht, an Arbeit und Beschwerde gewöhnt, im Kampfe um die Scholle, im Jahrhunderte langen Kampf mit den Sturmfluthen der Nordsee. Mit unerschütterlicher Pflichttreue erfüllten sie die Forderungen des Tages und überwanden schließlich alle Schwierigkeiten durch jene unverwüstliche Arbeitskraft, jene zähe Beharrlichkeit, die kein Wanken kennt und kein Weichen. Ihr Tagewerk ist nun beendigt. Sie haben den Platz ausgefüllt, wohin das Schicksal sie stellte, die Arbeit verrichtet, die ihnen zugetheilt war. Ihr Leben und Wirken verdient den Antheil der Nachkommen; ihr Andenken, daß man es in Ehren halte. An den Enkeln ist es, das Werk der Väter fortzusetzen, die bevorzugte Stellung zu behaupten und treu zu bewahren das schwer errungene Erbtheil der Vergangenheit." Bei einem späteren Pionierfeste stellte der nämliche Redner auf Grund eigener Erfahrungen beachtenswerthe Betrachtungen über das "Einst und Jetzt" an, über die Prüfungen und Drangsale der Auswanderer um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und ihre mannigfaltigen Anfechtungen in diesem Lande, sowie auch über ihren "modernen" und amerikanisirten Nachwuchs.
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562 Die Geschichte von Davenport. Vor ihm lag die Wildniß: der Urwald und die Prärie, und ein langer, mühseliger Kampf um die Nothdurft des Lebens. Es fehlte beinahe Alles, und was das Schlimmste war, es fehlten jene vollständigen Einrichtungen, jene vollkommenen Werkzeuge, welche heutzutage Arbeit und Erwerb erleichtern. Alles war erst zu erschaffen und zwar mit den beschränkten Hifsmitteln jener Zeit. Auf kahler Prärie stand das Bretterhäuschen, ohne Baum und Strauch, dem Sonnenbrand des Sommers ausgesetzt, dem Wintersturme preisgegeben. Endlose Arbeit, Mühsal und Beschwerde erwarteten den Ansiedler, Krankheit vielleicht und der Witterung Ungemach, die ungewohnte Gluth eines tropischen Sommers, des Winters sibirische Kälte. In das selbstverfertigte Joch zwängte er den Nacken der widerstrebenden Stiere, mit dem unbehülflichen Brechpfluge die zähe Scholle zu wenden. Und nicht immer ward ihm der Lohn für seine Mühe; manchmal ward ihm statt goldenen Erntesegens grauer Mißwachs zu Theil. Und es kamen traurige Tage für den Farmer wie für den Geschäftsmann: schlechte Zeiten, Geldmangel und ein allgemeines Daniederliegen der Erwerbsthätigkeit. Jahrelang lag die Krisis wir ein Alp auf dem Lande; alle Werthe sanken und das schon Errungene ward wieder in Frage gestellt. Mühsam schleppte sich der Ansiedler durch jene Zeit, von einem Tag zum anderen trug er der Arbeit schwere Bürde; in schlaflosen Nächten stand an seinem Lager der Sorge drohendes Gespenst. In jenen dunklen Prüfingsstunden bewährte sich die Tüchtigkeit der deutschen Einwanderer. Im Kampfe wuchsen ihnen die Kräfte. Es war im Grunde ein zähes Geschlecht, an Arbeit und Beschwerde gewöhnt, im Kampfe um die Scholle, im Jahrhunderte langen Kampf mit den Sturmfluthen der Nordsee. Mit unerschütterlicher Pflichttreue erfüllten sie die Forderungen des Tages und überwanden schließlich alle Schwierigkeiten durch jene unverwüstliche Arbeitskraft, jene zähe Beharrlichkeit, die kein Wanken kennt und kein Weichen. Ihr Tagewerk ist nun beendigt. Sie haben den Platz ausgefüllt, wohin das Schicksal sie stellte, die Arbeit verrichtet, die ihnen zugetheilt war. Ihr Leben und Wirken verdient den Antheil der Nachkommen; ihr Andenken, daß man es in Ehren halte. An den Enkeln ist es, das Werk der Väter fortzusetzen, die bevorzugte Stellung zu behaupten und treu zu bewahren das schwer errungene Erbtheil der Vergangenheit." Bei einem späteren Pionierfeste stellte der nämliche Redner auf Grund eigener Erfahrungen beachtenswerthe Betrachtungen über das "Einst und Jetzt" an, über die Prüfungen und Drangsale der Auswanderer um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und ihre mannigfaltigen Anfechtungen in diesem Lande, sowie auch über ihren "modernen" und amerikanisirten Nachwuchs.
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