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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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Antheil der Deutschen am Wirthschafts- und Geistesleben. 565 eigenen Wichtigkeit und Bedeutung. Mit Vaters Geld in der Tasche gehen sie auf hohe Schulen, und treiben da allerlei Allotria. Statt sich des Studiums zu befleißigen, verbringen sie die Zeit mit allerhand Sport, mit Theaterspielen, geheimen Gesellschaften und Baseball-Blödsinn, mit Katzbalgereien zwischen den verschiedenen Jahrgängen, mit Feldgeschrei und "Rah-Rah" Geheul. Von Thatendrang beseelt und erfüllt von dem edlen Bedürfniß, irgend Etwas zu verungeniren, eilen sie hinaus in die ländlichen Gefilde, schmeißen den Bauern die Fenster ein und reißen die Blitzableiter von den Schulhäusern. Und wenn sie ihre Zeit mit solchen Heldenthaten ausgefüllt haben, dann halten sie wohl eine herrliche Abgangsrede über die Ideale oder die Sittenverderbniß im alten Rom. Und selbst die Wenigen, denen man mit Ach und Krach die Fähigkeit beigebracht hat, deutsch zu lesen, lesen diese vielleicht deutsche Bücher und deutsche Zeitungen? Fällt ihnen gar nicht ein. Aus dem Wust von Nichtigkeiten, womit die englische Tagespresse ihre Spalten füllt, suchen sie sich ihre Geistesnahrung heraus. Was irgend ein grüner Junge von Berichterstatter ihnen das auftischt, schlucken sie gläubig und vertrauensvoll hinunter; danach bilden sie sich ihre Lebensanschauungen und Rechtsbegriffe, und die sind denn auch danach. Specksuppe und Klümp wollen sie nicht mehr essen, und es hat den Alten doch so gut geschmeckt. Aber wir wollen nicht verzagen, denn das Schlimmste kommt noch! - Das Schlimmste ist nämlich, daß sie vor uns, den würdigen Alten, keinen ordentlichen Respekt mehr haben. Ich denke, wir sind ihnen wohl nicht fein genug. Besonders wird uns zum Vorwurf gemacht, daß wir den Thaler zu sehr festhalten, ihn zu lange kneifen und umdrehen, ehe wir ihn ausgeben. Darauf läßt sich erwidern, daß es uns nicht so leicht geworden ist, den Thaler zu kriegen. Die ökonomischen Grundsätze, die wir uns in schweren Zeiten angeeignet haben, sind uns zur zweiten Natur geworden und wir werden nicht davon lassen, ob unsere lieben Sprößlinge es auch für unfein halten. Und nun gar die jungen Damen von heute, die leiden erst recht an Ueberverfeinerung. Worauf die ihren Sinn richten, das wird so recht offenbar, wenn sie ihren Kindern Namen beilegen. Befolgen sie vielleicht die gute alte Sitte, und geben ihnen die Namen von Großvater und Großmutter, von Onkeln und Tanten? Behüte, die sind ihnen lange nicht fein genug. Sie machen es wie die Amerikanerinnen, die sich aus dummen Romanbüchern allerlei verrückte Namen herausfischen, um ihre verehrlichen Sprößlinge damit herauszuputzen. Und so heißen denn die Jungen nicht mehr Klaus, Krischan, Jochim oder Hans Asmus, sondern Raleigh, Earl und Lloyd. Und die Mädels, werden sie vielleicht Trina, Liese, Lena oder Doris genannt? - Nein, sondern Mabel, Hazel, Birdie, Goldie, Myrtle, Pearl und daß Gott erbarm, sogar Gladys. Was würde der selige Großvater, der Patriarch von '47, wohl zu diesem Treiben sagen? Er war ein Mann von schlichter Sinnesart, und jede Vornehmthuerei war ihm ein Greuel. Er kann freilich weiter nichts
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Antheil der Deutschen am Wirthschafts- und Geistesleben. 565 eigenen Wichtigkeit und Bedeutung. Mit Vaters Geld in der Tasche gehen sie auf hohe Schulen, und treiben da allerlei Allotria. Statt sich des Studiums zu befleißigen, verbringen sie die Zeit mit allerhand Sport, mit Theaterspielen, geheimen Gesellschaften und Baseball-Blödsinn, mit Katzbalgereien zwischen den verschiedenen Jahrgängen, mit Feldgeschrei und "Rah-Rah" Geheul. Von Thatendrang beseelt und erfüllt von dem edlen Bedürfniß, irgend Etwas zu verungeniren, eilen sie hinaus in die ländlichen Gefilde, schmeißen den Bauern die Fenster ein und reißen die Blitzableiter von den Schulhäusern. Und wenn sie ihre Zeit mit solchen Heldenthaten ausgefüllt haben, dann halten sie wohl eine herrliche Abgangsrede über die Ideale oder die Sittenverderbniß im alten Rom. Und selbst die Wenigen, denen man mit Ach und Krach die Fähigkeit beigebracht hat, deutsch zu lesen, lesen diese vielleicht deutsche Bücher und deutsche Zeitungen? Fällt ihnen gar nicht ein. Aus dem Wust von Nichtigkeiten, womit die englische Tagespresse ihre Spalten füllt, suchen sie sich ihre Geistesnahrung heraus. Was irgend ein grüner Junge von Berichterstatter ihnen das auftischt, schlucken sie gläubig und vertrauensvoll hinunter; danach bilden sie sich ihre Lebensanschauungen und Rechtsbegriffe, und die sind denn auch danach. Specksuppe und Klümp wollen sie nicht mehr essen, und es hat den Alten doch so gut geschmeckt. Aber wir wollen nicht verzagen, denn das Schlimmste kommt noch! - Das Schlimmste ist nämlich, daß sie vor uns, den würdigen Alten, keinen ordentlichen Respekt mehr haben. Ich denke, wir sind ihnen wohl nicht fein genug. Besonders wird uns zum Vorwurf gemacht, daß wir den Thaler zu sehr festhalten, ihn zu lange kneifen und umdrehen, ehe wir ihn ausgeben. Darauf läßt sich erwidern, daß es uns nicht so leicht geworden ist, den Thaler zu kriegen. Die ökonomischen Grundsätze, die wir uns in schweren Zeiten angeeignet haben, sind uns zur zweiten Natur geworden und wir werden nicht davon lassen, ob unsere lieben Sprößlinge es auch für unfein halten. Und nun gar die jungen Damen von heute, die leiden erst recht an Ueberverfeinerung. Worauf die ihren Sinn richten, das wird so recht offenbar, wenn sie ihren Kindern Namen beilegen. Befolgen sie vielleicht die gute alte Sitte, und geben ihnen die Namen von Großvater und Großmutter, von Onkeln und Tanten? Behüte, die sind ihnen lange nicht fein genug. Sie machen es wie die Amerikanerinnen, die sich aus dummen Romanbüchern allerlei verrückte Namen herausfischen, um ihre verehrlichen Sprößlinge damit herauszuputzen. Und so heißen denn die Jungen nicht mehr Klaus, Krischan, Jochim oder Hans Asmus, sondern Raleigh, Earl und Lloyd. Und die Mädels, werden sie vielleicht Trina, Liese, Lena oder Doris genannt? - Nein, sondern Mabel, Hazel, Birdie, Goldie, Myrtle, Pearl und daß Gott erbarm, sogar Gladys. Was würde der selige Großvater, der Patriarch von '47, wohl zu diesem Treiben sagen? Er war ein Mann von schlichter Sinnesart, und jede Vornehmthuerei war ihm ein Greuel. Er kann freilich weiter nichts
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