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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 580
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566 Die Geschichte von Davenport. dabei thun, als was die Vorfahren immer thun, wenn die Nachkommen es gar zu arg treiben. Er dreht sich im Grabe herum und legt sich auf den Leib. Könnte er aber reden, so würde er sagen: "Ji sünd wull unklok!" Und zu seiner Enkelin, zu dieser entarteten Tochter Germaniens wird er also reden: "Stina, mien Deern, weeß wat? Wenn Du Dien Gören Mörtel un Glatties nennst, denn büs Du en Verrätherin an das Deutschthum." Wenige Tage nach Ausbruch des großen Weltkrieges, dessen Wogenschlag die amerikanische Nation als solche noch wenig berührt und nur die Deutschamerikaner und die alten Anglophilen aufgeregt hatte, am 11. August 1914, kam eine von Aug. P. Richter vorbereitete Festrede durch Henry Lau zur Lesung, da ihr Verfasser ans Krankenbett gefesselt war. Auch in ihr wurden die deutschen Bahnbrecher des jungen amerikanischen Westens, und besonders die "Lateinischen Farmer" unter denselben geehrt. "... Diese Einwandererscharen wollten ihr Loos verbessern, als sie sich aus altgewohnten Verhältnissen, von Familienangehörigen und Freunden losrissen und auf beschwerlicher und gefährlicher Meerfahrt dem neuen Lande zusteuerten. Aber sie empfingen hier nicht bloß, sondern brachten für das zu Empfangende auch reiche Gaben und Gegenleistungen und sind ihrer neuen Heimath nichts schuldig geblieben. Unter den Tausenden von Ankömmlingen waren alle Berufsarten vertreten - Bauern, Handwerker, Kaufleute, Offiziere und Gelehrte. Jene deutsche Einwanderung liefert ein sehr interessantes und ernstes Blatt für die Geschichte der Ver. Staaten, auf welchem die Hoffnungen und Enttäuschungen, die siegreichen Kämpfe und Mißerfolge, das geistige Ringen und Streben von hochgebildeten und auf den Flügeln der Freiheitsbegeisterung diesem Lande zugetragenen Deutschen verzeichnet stehen. Zu keiner anderen Zeit hat man in einem so engen Umkreise eine an Zahl so mächtige und geistig hochstehende und in Bezug auf ihr Vorleben doch so verschiedenartige Klasse von Männern und Frauen gefunden, als jener Einwanderungszug nach Scott County und auch einigen anderen Theilen des östlichen Iowa brachte. Und fast alle gereichten ihrer neuen Heimath zum Segen, indem sie entweder deren Hülsquellen entwickeln halfen oder ihr Geistesleben mit neuen Ideen und Idealen befruchteten. Einen großen und merkwürdigen Bestandtheil der genannten Einwanderung bildeten die sogenannten "Lateiner", zu denen man die Akademiker, Techniker, Lehrer, Kaufleute und andere Männer von mehr als gewöhnlicher Bildung zählte und darunter besonders die nach Auflösung der schleswig-holstein'schen Armee brodlos gewordenen Offiziere - Leute, die in der Höhe der Gelehrsamkeit wohlbewandert, aber dem praktischen Leben gegenüber fremd waren und von harter Arbeit keinen Begriff hatten, bis sie sich nun hier an ihr versuchen sollten. Es waren Männer eignene Gepräges, erfüllt von dem allgemeinen Freiheitstriebe
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566 Die Geschichte von Davenport. dabei thun, als was die Vorfahren immer thun, wenn die Nachkommen es gar zu arg treiben. Er dreht sich im Grabe herum und legt sich auf den Leib. Könnte er aber reden, so würde er sagen: "Ji sünd wull unklok!" Und zu seiner Enkelin, zu dieser entarteten Tochter Germaniens wird er also reden: "Stina, mien Deern, weeß wat? Wenn Du Dien Gören Mörtel un Glatties nennst, denn büs Du en Verrätherin an das Deutschthum." Wenige Tage nach Ausbruch des großen Weltkrieges, dessen Wogenschlag die amerikanische Nation als solche noch wenig berührt und nur die Deutschamerikaner und die alten Anglophilen aufgeregt hatte, am 11. August 1914, kam eine von Aug. P. Richter vorbereitete Festrede durch Henry Lau zur Lesung, da ihr Verfasser ans Krankenbett gefesselt war. Auch in ihr wurden die deutschen Bahnbrecher des jungen amerikanischen Westens, und besonders die "Lateinischen Farmer" unter denselben geehrt. "... Diese Einwandererscharen wollten ihr Loos verbessern, als sie sich aus altgewohnten Verhältnissen, von Familienangehörigen und Freunden losrissen und auf beschwerlicher und gefährlicher Meerfahrt dem neuen Lande zusteuerten. Aber sie empfingen hier nicht bloß, sondern brachten für das zu Empfangende auch reiche Gaben und Gegenleistungen und sind ihrer neuen Heimath nichts schuldig geblieben. Unter den Tausenden von Ankömmlingen waren alle Berufsarten vertreten - Bauern, Handwerker, Kaufleute, Offiziere und Gelehrte. Jene deutsche Einwanderung liefert ein sehr interessantes und ernstes Blatt für die Geschichte der Ver. Staaten, auf welchem die Hoffnungen und Enttäuschungen, die siegreichen Kämpfe und Mißerfolge, das geistige Ringen und Streben von hochgebildeten und auf den Flügeln der Freiheitsbegeisterung diesem Lande zugetragenen Deutschen verzeichnet stehen. Zu keiner anderen Zeit hat man in einem so engen Umkreise eine an Zahl so mächtige und geistig hochstehende und in Bezug auf ihr Vorleben doch so verschiedenartige Klasse von Männern und Frauen gefunden, als jener Einwanderungszug nach Scott County und auch einigen anderen Theilen des östlichen Iowa brachte. Und fast alle gereichten ihrer neuen Heimath zum Segen, indem sie entweder deren Hülsquellen entwickeln halfen oder ihr Geistesleben mit neuen Ideen und Idealen befruchteten. Einen großen und merkwürdigen Bestandtheil der genannten Einwanderung bildeten die sogenannten "Lateiner", zu denen man die Akademiker, Techniker, Lehrer, Kaufleute und andere Männer von mehr als gewöhnlicher Bildung zählte und darunter besonders die nach Auflösung der schleswig-holstein'schen Armee brodlos gewordenen Offiziere - Leute, die in der Höhe der Gelehrsamkeit wohlbewandert, aber dem praktischen Leben gegenüber fremd waren und von harter Arbeit keinen Begriff hatten, bis sie sich nun hier an ihr versuchen sollten. Es waren Männer eignene Gepräges, erfüllt von dem allgemeinen Freiheitstriebe
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