Transcribe
Translate
Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 582
More information
digital collection
archival collection guide
transcription tips
568 Die Geschichte von Davenport. herigen Zersplitterung für schwach und ohnmächtig gehalten wurde, und sicherlich ist es auch richtig, daß die Stellung der Deutschamerikaner eine unerträglich bejammernswerthe geworden wäre, wenn die Franzosen in jenem Kriege die Sieger geblieben wären. Hiervor sind wir glücklich bewahrt worden. Noch viel unheildrohender als in den Augusttagen vor 44 Jahren lagern auch jetzt wieder düstere Wolken über unserem alten Vaterlande. Die ganze Meute von Neidern und Eifersüchtigen nebst dem kleinen Geschmeiß, welches bei jedem großen Fraß nach dem Abfall schnappt, haben sich auf Deutschland gestürzt, und das stolze "Deutschland, Deutschland über Alles" ist vertauscht gegen ein "Allles, Alles über Deutschland". Aber: viel Feind', viel Ehr'! Und wir verzagen nicht. Von dieser Seite des Ozeans können wir nicht aktiv in die großen Ereignisse eingreifen. Aber wir können hier der Brunnenvergiftung entgegentreten, durch unser Verhalten, die Opferwilligkeit unserer kämpfenden Brüder kräftigen, und jeder nach seinen Kräften durch materielle Beisteuern die Leiden des schweren Krieges sehr viel lindern. Noch darf das Germanenthum die von ihm so lange und erfolgreich vorangetragene Fackel der Kultur seiner Hand nicht entwinden lassen, - nicht von einem Slaventhum, in dessen Hand diese herrliche Leuchte zu einer Brandfackel werden würde. (Seither ist durch das unter Präsident Wilson erfolgte Eintreten der Ver. Staaten in den Weltkrieg den Deutschamerikanern jede werkthätige Theilnahme für ihr altes Vaterland unmöglich gemacht worden.) Aber doch ist es Thatsache, daß das Ansehen und der politische Einfluß der Deutsch-Amerikaner nach 1870 - 71 bei weitem nicht mehr so groß waren wie in den beiden vorhergegangenen Jahrzehten. Beweis sind die allerlei schikanösen Zwangsgesetze der neueren Zeit, die ganz besonders auf die Drangsalirung der Deutschen gerichtet sind. Nachdem das freisinnige Deutschthum um die Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts seine Kämpfe nach zwei Fronten- einerseits mit den päpstlichen Irländern und andererseits mit den um ihre Institutionen und ihren Brodkorb besorgten Knownothings und Nativisten siegreich ausgefochten hatten, wurde es im politischen Leben des Landes zu einem sehr wichtigen und oft sogar ausschlaggebenden Faktor. Bei allen neuen wichtigen Maßnahmen und Entschließungen wurde von den Parteiführern ängstlich geforscht, wie die Deutschen sich dazu stellen würden, und danach wurde gehandelt. Fragt man auch heute noch viel nach den Wünschen der Deutschen? Damals befanden sich im Congreß und den Staatslegislaturen, sowie im Konsular- und diplomatischen Dienst und in sonstigen, wirklich bedeutenden Aemtern die Deutschen in großer Zahl. Unanfechtbare Aufschlüsse über die lebhafte politische Thätigkeit und den großen politischen Einfluß unserer deutschen Pioniere in Iowa, und besonders in unserem Scott County, gibt die in alten Zeitungsbänden enthaltenen Geschichte darüber, wie unsere deutschen Pioniere sehr entschlossen eingriffen in die Politik der 50er Jahre - u. a. gegen die
Saving...
prev
next
568 Die Geschichte von Davenport. herigen Zersplitterung für schwach und ohnmächtig gehalten wurde, und sicherlich ist es auch richtig, daß die Stellung der Deutschamerikaner eine unerträglich bejammernswerthe geworden wäre, wenn die Franzosen in jenem Kriege die Sieger geblieben wären. Hiervor sind wir glücklich bewahrt worden. Noch viel unheildrohender als in den Augusttagen vor 44 Jahren lagern auch jetzt wieder düstere Wolken über unserem alten Vaterlande. Die ganze Meute von Neidern und Eifersüchtigen nebst dem kleinen Geschmeiß, welches bei jedem großen Fraß nach dem Abfall schnappt, haben sich auf Deutschland gestürzt, und das stolze "Deutschland, Deutschland über Alles" ist vertauscht gegen ein "Allles, Alles über Deutschland". Aber: viel Feind', viel Ehr'! Und wir verzagen nicht. Von dieser Seite des Ozeans können wir nicht aktiv in die großen Ereignisse eingreifen. Aber wir können hier der Brunnenvergiftung entgegentreten, durch unser Verhalten, die Opferwilligkeit unserer kämpfenden Brüder kräftigen, und jeder nach seinen Kräften durch materielle Beisteuern die Leiden des schweren Krieges sehr viel lindern. Noch darf das Germanenthum die von ihm so lange und erfolgreich vorangetragene Fackel der Kultur seiner Hand nicht entwinden lassen, - nicht von einem Slaventhum, in dessen Hand diese herrliche Leuchte zu einer Brandfackel werden würde. (Seither ist durch das unter Präsident Wilson erfolgte Eintreten der Ver. Staaten in den Weltkrieg den Deutschamerikanern jede werkthätige Theilnahme für ihr altes Vaterland unmöglich gemacht worden.) Aber doch ist es Thatsache, daß das Ansehen und der politische Einfluß der Deutsch-Amerikaner nach 1870 - 71 bei weitem nicht mehr so groß waren wie in den beiden vorhergegangenen Jahrzehten. Beweis sind die allerlei schikanösen Zwangsgesetze der neueren Zeit, die ganz besonders auf die Drangsalirung der Deutschen gerichtet sind. Nachdem das freisinnige Deutschthum um die Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts seine Kämpfe nach zwei Fronten- einerseits mit den päpstlichen Irländern und andererseits mit den um ihre Institutionen und ihren Brodkorb besorgten Knownothings und Nativisten siegreich ausgefochten hatten, wurde es im politischen Leben des Landes zu einem sehr wichtigen und oft sogar ausschlaggebenden Faktor. Bei allen neuen wichtigen Maßnahmen und Entschließungen wurde von den Parteiführern ängstlich geforscht, wie die Deutschen sich dazu stellen würden, und danach wurde gehandelt. Fragt man auch heute noch viel nach den Wünschen der Deutschen? Damals befanden sich im Congreß und den Staatslegislaturen, sowie im Konsular- und diplomatischen Dienst und in sonstigen, wirklich bedeutenden Aemtern die Deutschen in großer Zahl. Unanfechtbare Aufschlüsse über die lebhafte politische Thätigkeit und den großen politischen Einfluß unserer deutschen Pioniere in Iowa, und besonders in unserem Scott County, gibt die in alten Zeitungsbänden enthaltenen Geschichte darüber, wie unsere deutschen Pioniere sehr entschlossen eingriffen in die Politik der 50er Jahre - u. a. gegen die
Germans in Iowa
sidebar