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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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576 Die Geschichte von Davenport. National Theater Organisirt für die Aufführung des moralischen Drama's. Obige dramatische Truppe unter der Leitung des Herrn G. F. Adams macht den Bewohnern Davenport's und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß sie von morgen, Sonnabend den 14. Mai, an eine Reihe von Vorstellungen in der Neuen LeClaire Halle geben wird, beginnend mit dem patriotischen Schauspiel Wilhelm Tell. Darauf folgt die komische Farce Die Schweizerhütte. Jeden Abend Gesang von Mrs. Adams, Mr. Nixon und Mr. Adams, - Jeden Abend ein neues Programm. Eintritt 25. Cents. Näheres besagen die Zettel. Der künstlerische Erfolg dieser Darbietungen scheint etwas magerer Art gewesen zu sein; denn Theodor Gülich schrieb im "Demokrat" darüber: "Wir schwelgen seit acht Tagen in dem hier so seltenen Genusse eines Schauspiels. Wer freilich die besseren Theater Europa's kennt, wird über diese sogenannte Apollo-Halle (LeClaire's Halle) mitleidig lächelnd die Achseln zucken. Wie aber kann man von den kaum der Civilisation erschlossenen Hinterwäldlern mehr verlangen? Unsere eingeborenen Mitbürger jedenfalls wurden durch das Gebotene zum größeren Theil befriedigt. Es ist eine merkwürdige Thatsache, daß in diesem Lande die Künste dem Volke durchweg fremd sind, eine Thatsache, die wohl den Mangel an Künstlern, nicht aber sich selbst erklärt und deren Ursachen weiter auf den Grund gegangen werden sollte." So waren hier die bescheidenen Anfänge der Schauspielkunst. Zwei Jahre später gab es schon ein recht gutes deutsches Liebhaber-Theater, und auf der deutschen wie der englischen Bühne hat man im Laufe der Jahre viele Koryphäen der Bühne zu bewundern Gelegenheit gehabt. Das deutsche Theater ist nach einem halben Jahrhundert an Entkräftung gestorben, und die englische Bühne befindet sich im Stadium chronischen Siechthums. Die Wandelbilder-Theater mit ihrer stummen, aber oft recht nervenerregenden Kunst sind ein billiger Ersatz für das legitime Theater und andere gute Unterhaltungen. Die Entwickelung Davenport's machte stetige Fortschritte. Das war zu einem Theil die Folge der beständig zunehmenden Einwanderung, und zu einem anderen der im ganzen Lande sich bemerklich machen-
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576 Die Geschichte von Davenport. National Theater Organisirt für die Aufführung des moralischen Drama's. Obige dramatische Truppe unter der Leitung des Herrn G. F. Adams macht den Bewohnern Davenport's und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß sie von morgen, Sonnabend den 14. Mai, an eine Reihe von Vorstellungen in der Neuen LeClaire Halle geben wird, beginnend mit dem patriotischen Schauspiel Wilhelm Tell. Darauf folgt die komische Farce Die Schweizerhütte. Jeden Abend Gesang von Mrs. Adams, Mr. Nixon und Mr. Adams, - Jeden Abend ein neues Programm. Eintritt 25. Cents. Näheres besagen die Zettel. Der künstlerische Erfolg dieser Darbietungen scheint etwas magerer Art gewesen zu sein; denn Theodor Gülich schrieb im "Demokrat" darüber: "Wir schwelgen seit acht Tagen in dem hier so seltenen Genusse eines Schauspiels. Wer freilich die besseren Theater Europa's kennt, wird über diese sogenannte Apollo-Halle (LeClaire's Halle) mitleidig lächelnd die Achseln zucken. Wie aber kann man von den kaum der Civilisation erschlossenen Hinterwäldlern mehr verlangen? Unsere eingeborenen Mitbürger jedenfalls wurden durch das Gebotene zum größeren Theil befriedigt. Es ist eine merkwürdige Thatsache, daß in diesem Lande die Künste dem Volke durchweg fremd sind, eine Thatsache, die wohl den Mangel an Künstlern, nicht aber sich selbst erklärt und deren Ursachen weiter auf den Grund gegangen werden sollte." So waren hier die bescheidenen Anfänge der Schauspielkunst. Zwei Jahre später gab es schon ein recht gutes deutsches Liebhaber-Theater, und auf der deutschen wie der englischen Bühne hat man im Laufe der Jahre viele Koryphäen der Bühne zu bewundern Gelegenheit gehabt. Das deutsche Theater ist nach einem halben Jahrhundert an Entkräftung gestorben, und die englische Bühne befindet sich im Stadium chronischen Siechthums. Die Wandelbilder-Theater mit ihrer stummen, aber oft recht nervenerregenden Kunst sind ein billiger Ersatz für das legitime Theater und andere gute Unterhaltungen. Die Entwickelung Davenport's machte stetige Fortschritte. Das war zu einem Theil die Folge der beständig zunehmenden Einwanderung, und zu einem anderen der im ganzen Lande sich bemerklich machen-
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