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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 598
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584 Die Geschichte von Davenport. fünf steinernen Pfeilern und einem hölzernen Querbau bestehenden Brücke waren auf eine Viertelmillion Dollars veranschlagt. Ueber den Illinoiser Flußarm hatte sie eine Länge von 474 Fuß, und auf der Iowa-Seite , wo sie ihren Anfang etwa 1200 Schritt östlich von der gegenwärtigen Brücke hatte, war sie 1582 Fuß lang. Im Frühjahr 1856 konnte sie dem Verkehr übergeben werden. Sie fand eine hartnäckige Opposition bei der St. Louiser und New Orleanser Geschäftswelt, welche mit Recht eine theilweise Ablenkung des Verkehrs fürchtete, sowie auch bei den Dampfbootleuten, welche sie für ein gefährliches Verkehrshinderniß erklärten. Es gab langwierige Prozesse und auch einige Brandstiftungs-Attentate; aber die Brücke blieb bestehen. Man erwartete sehr viel von der Zukunft, und diese Brücke, sowie die Eisenbahn nach dem Osten und die Aussicht auf die baldige Eröffnung einer solchen nach dem Westen waren ein neuer kräftiger Hebel für den Wohlstand Davenport's. Die Nachfrage nach Wohnungen, Kaufläde und Werkstätten war groß, und Arbeiter jeder Art waren gesucht. An der Mississippi- und Missouri-Eisenbahn, zunächst bis zur Hauptstadt Iowa City, wurde mit Eifer gearbeitet. Die Farmprodukte brachten gute Preise. Im Frühjahr brachten Schweine $3.50 bis $3.75 per 100 Pfund, Weizen 65 Cents der Bushel, und Mehl $6 bis $6.50 das Faß, und wegen des Krimkrieges stiegen diese Preise bald noch viel höher. Geld war reichlich im Umlauf. Wer aber Geld borgen zu müssen glaubte, - und das thaten sehr viele ohne Noth, und meistens blos um recht viel Land zu kaufen, - der hatte 20 bis 24 Prozent jährliche Zinsen zu zahlen. Die hohen Zinsen schreckten nicht vom Schuldenmachen ab. In vielen Fällen war das Borgen vielleicht nothwendig, um auf der Farm Verbesserungen zu machen; in vielen anderen Fällen folgte man nur blindlings der vorherrschenden leichtsinnigen Strömung und belastete sich mit Schulden, die nicht getragen werden konnten, so daß die Farm versteigert wurde, als schlechte Zeiten kamen. An diese aber dachte man damals noch nicht. Die Straßen waren mit Fremden, neuen Ankömmlingen aus dem Osten und aus Europa gefüllt, und unter ihnen fielen die zahlreichen Deutschen ganz besonders auf. So groß war bereits ihre Zahl, daß die Kenntniß ihrer Sprache, welche anfänglich manchem Eingeborenen Veranlassung zur Heiterkeit gegeben hatte, ein sehr wünschenswerthes Requisit der Kaufläden wurde, und um deutsche Kundschaft heranzuziehen, suchten die Geschäftsleute mit Vorliebe junge Deutsche als Verkäufer oder Clerks, selbst wenn diese des Englischen noch nicht ganz mäch-
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584 Die Geschichte von Davenport. fünf steinernen Pfeilern und einem hölzernen Querbau bestehenden Brücke waren auf eine Viertelmillion Dollars veranschlagt. Ueber den Illinoiser Flußarm hatte sie eine Länge von 474 Fuß, und auf der Iowa-Seite , wo sie ihren Anfang etwa 1200 Schritt östlich von der gegenwärtigen Brücke hatte, war sie 1582 Fuß lang. Im Frühjahr 1856 konnte sie dem Verkehr übergeben werden. Sie fand eine hartnäckige Opposition bei der St. Louiser und New Orleanser Geschäftswelt, welche mit Recht eine theilweise Ablenkung des Verkehrs fürchtete, sowie auch bei den Dampfbootleuten, welche sie für ein gefährliches Verkehrshinderniß erklärten. Es gab langwierige Prozesse und auch einige Brandstiftungs-Attentate; aber die Brücke blieb bestehen. Man erwartete sehr viel von der Zukunft, und diese Brücke, sowie die Eisenbahn nach dem Osten und die Aussicht auf die baldige Eröffnung einer solchen nach dem Westen waren ein neuer kräftiger Hebel für den Wohlstand Davenport's. Die Nachfrage nach Wohnungen, Kaufläde und Werkstätten war groß, und Arbeiter jeder Art waren gesucht. An der Mississippi- und Missouri-Eisenbahn, zunächst bis zur Hauptstadt Iowa City, wurde mit Eifer gearbeitet. Die Farmprodukte brachten gute Preise. Im Frühjahr brachten Schweine $3.50 bis $3.75 per 100 Pfund, Weizen 65 Cents der Bushel, und Mehl $6 bis $6.50 das Faß, und wegen des Krimkrieges stiegen diese Preise bald noch viel höher. Geld war reichlich im Umlauf. Wer aber Geld borgen zu müssen glaubte, - und das thaten sehr viele ohne Noth, und meistens blos um recht viel Land zu kaufen, - der hatte 20 bis 24 Prozent jährliche Zinsen zu zahlen. Die hohen Zinsen schreckten nicht vom Schuldenmachen ab. In vielen Fällen war das Borgen vielleicht nothwendig, um auf der Farm Verbesserungen zu machen; in vielen anderen Fällen folgte man nur blindlings der vorherrschenden leichtsinnigen Strömung und belastete sich mit Schulden, die nicht getragen werden konnten, so daß die Farm versteigert wurde, als schlechte Zeiten kamen. An diese aber dachte man damals noch nicht. Die Straßen waren mit Fremden, neuen Ankömmlingen aus dem Osten und aus Europa gefüllt, und unter ihnen fielen die zahlreichen Deutschen ganz besonders auf. So groß war bereits ihre Zahl, daß die Kenntniß ihrer Sprache, welche anfänglich manchem Eingeborenen Veranlassung zur Heiterkeit gegeben hatte, ein sehr wünschenswerthes Requisit der Kaufläden wurde, und um deutsche Kundschaft heranzuziehen, suchten die Geschäftsleute mit Vorliebe junge Deutsche als Verkäufer oder Clerks, selbst wenn diese des Englischen noch nicht ganz mäch-
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