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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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Wachsthum der Stadt und zunehmender Wohlstand. 587 Deutschen. Es ist auffallend und bemerkenswerth, wie die einheimische und fremdgeborene Bevölkerung den Sonntag zubringen. Während die Ersteren den Tag als eine göttliche Einrichtung betrachten, um dem allmächtigen Vater Gebet und Preis darzubringen, erachten die Deutschen ihn vorzugsweise als einen Tag, der ganz besonders für das Vergnügen geeignet und zu Lust und Fröhlichkeit bestimmt ist. Der Unterschied hat sich mir am Sonntag Abend bei einem Gange durch die Straßen mächtig aufgedrängt, als ich an einer Betversammlung vorüberging und gleich darauf an einem Tanzhause mit allem musikalischen und sonstigen Zubehör, um die Geister anzuregen." In anderen Orten von Iowa, besonders im Inneren des Staates, war man bezüglich der Temperenz- und Sonntagsgesetze nicht so duldsam wie hier. Dort hat der Puritanismus öfters seine Orgien gefeiert. Die hiesige "Iowa News" vom 20. November 1854 meldete aus Anamosa: "Vierzehn der respektabelsten verheiratheten Frauen, bewaffnet mit Aexten und Schmiedehämmern, marschirten in einer Kolonne durch die Straßen und zertrümmerten die Schnapsschenken, schlugen die Spunde und Faßböden ein und hielten einen Triumphzug für die Temperenz." Sie waren also die Vorläufer der "Betseucherinnen" der 70er Jahre und der Kansas'er Megäre Carrie Nation. In Davenport begnügte man sich mit der sporadischen Bestrafung von Whiskeyverkäufern, wenn sich nämlich ein Angeber fand, der genügend Muth und Fanatismus oder auch vielleicht ein Rachebedürfniß empfand, und dann machte es keinen Unterschied, ob der Richter ein Whig oder Demokrat war. Im November 1854 wurden zwei Wirthe wegen gesetzwidrigen Schnapshandels angezeigt und schuldig befunden. Dem einen wurde die Verabfolgung von drei und dem anderen von sieben Gläsern nachgewiesen. Mayor James Grant, ein Demokrat, verurtheilte sie nach der Rate von $100 Strafe per Glas, also zu $300 resp. $700. Ob diese enorme Geldstrafe bezahlt wurde, darüber vermeldet die Geschichte nichts; wahrscheinlich dachten die Wirthe auch in diesem Falle, "die Strafe bleiben wir schuldig, denn Gerichtspapier ist geduldig." Vielleicht waren die Uebelthäter zwei Deutsche gewesen, die in der neuen politischen Gährung sich von der alten demokratischen Partei ab- und den Freesoilers zugewandt hatten, und an denen der unerschütterlich zähe Demokrat Grant als Mayor ein warnendes Beispiel für Andere hatte statuiren wollen. Wenige Wochen vorher war nämlich der nicht-demokratische James W. Grimes und eine überwiegend antidemokratische Legislatur gewählt worden nach einer sehr lebhaften Campagne, in welcher auch namentlich gediegene
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Wachsthum der Stadt und zunehmender Wohlstand. 587 Deutschen. Es ist auffallend und bemerkenswerth, wie die einheimische und fremdgeborene Bevölkerung den Sonntag zubringen. Während die Ersteren den Tag als eine göttliche Einrichtung betrachten, um dem allmächtigen Vater Gebet und Preis darzubringen, erachten die Deutschen ihn vorzugsweise als einen Tag, der ganz besonders für das Vergnügen geeignet und zu Lust und Fröhlichkeit bestimmt ist. Der Unterschied hat sich mir am Sonntag Abend bei einem Gange durch die Straßen mächtig aufgedrängt, als ich an einer Betversammlung vorüberging und gleich darauf an einem Tanzhause mit allem musikalischen und sonstigen Zubehör, um die Geister anzuregen." In anderen Orten von Iowa, besonders im Inneren des Staates, war man bezüglich der Temperenz- und Sonntagsgesetze nicht so duldsam wie hier. Dort hat der Puritanismus öfters seine Orgien gefeiert. Die hiesige "Iowa News" vom 20. November 1854 meldete aus Anamosa: "Vierzehn der respektabelsten verheiratheten Frauen, bewaffnet mit Aexten und Schmiedehämmern, marschirten in einer Kolonne durch die Straßen und zertrümmerten die Schnapsschenken, schlugen die Spunde und Faßböden ein und hielten einen Triumphzug für die Temperenz." Sie waren also die Vorläufer der "Betseucherinnen" der 70er Jahre und der Kansas'er Megäre Carrie Nation. In Davenport begnügte man sich mit der sporadischen Bestrafung von Whiskeyverkäufern, wenn sich nämlich ein Angeber fand, der genügend Muth und Fanatismus oder auch vielleicht ein Rachebedürfniß empfand, und dann machte es keinen Unterschied, ob der Richter ein Whig oder Demokrat war. Im November 1854 wurden zwei Wirthe wegen gesetzwidrigen Schnapshandels angezeigt und schuldig befunden. Dem einen wurde die Verabfolgung von drei und dem anderen von sieben Gläsern nachgewiesen. Mayor James Grant, ein Demokrat, verurtheilte sie nach der Rate von $100 Strafe per Glas, also zu $300 resp. $700. Ob diese enorme Geldstrafe bezahlt wurde, darüber vermeldet die Geschichte nichts; wahrscheinlich dachten die Wirthe auch in diesem Falle, "die Strafe bleiben wir schuldig, denn Gerichtspapier ist geduldig." Vielleicht waren die Uebelthäter zwei Deutsche gewesen, die in der neuen politischen Gährung sich von der alten demokratischen Partei ab- und den Freesoilers zugewandt hatten, und an denen der unerschütterlich zähe Demokrat Grant als Mayor ein warnendes Beispiel für Andere hatte statuiren wollen. Wenige Wochen vorher war nämlich der nicht-demokratische James W. Grimes und eine überwiegend antidemokratische Legislatur gewählt worden nach einer sehr lebhaften Campagne, in welcher auch namentlich gediegene
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