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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 609
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Wachsthum der Stadt und zunehmender Wohlstand. 595 von vier hohen Stockwerken auf einer Grundfläche von 32 bei 100 Fuß, den "Bazaar Block", der im Oktober vollendet wurde. Aber jenes Jahr war ein Unglücksjahr für die verdienstvolle Firma. Im Sommer hatte es nach anhaltenden Regen und infolge des raschen Schmelzens des Schnees in den Waldungen von Minnesota und Wisconsin eine ungewöhnliche Hochfluth gegeben. Auch hier bei Davenport trat der Mississippi weit über seine damals noch niedrigen Ufer bis über die Zweite Straße hinaus. Burrows & Prettyman mußten ihre Mühle zwei Monate lang stillstehen lassen, weil die Feuerungsanlage unter Wasser stand. Auch der Flurboden des Lagerhauses stand ein paar Fuß unter Wasser und wurde, als dieses sich verlaufen hatte, höhergelegt. Der Bazaar Block wurde nach mehreren Jahren zum größten Theil durch Feuer zerstört, worauf daselbst ein anderes aber nur zweistöckiges Gebäude errichtet wurde, dessen letzter vom Zahn der Zeit arg zernagter Rest bei den jüngsten großen Verbesserungen des Flußufers beseitigt wurde. Zu den genannten Widerwärtigkeiten der Firma kamen noch enorme Geldverluste an ihren Getreide- und Mehlvorräthen. Es war während des Krimkrieges. Burrows & Prettyman, bekannt wegen ihres manchmal rücksichtslosen Unternehmungsgeistes, waren im Getreidehandel stark engagirt. Die Fracht auf der neuen Eisenbahn betrug 20 Cents für den Bushel von Davenport nach Chicago. Burrows kaufte große Mengen Weizen von der 1854er Ernte zu 50 Cents den Bushel und speicherte ihn in Chicago und anderen östlichen Plätzen auf. Sebastopol und Kronstadt waren von Franzosen und Engländern belagert, und die Häfen des Schwarzen Meeres und der Ostsee waren für die Ausfuhr des russischen Weizens gesperrt. Brotstoffe gingen im Preise immer höher hinauf. In New York wurden $2.75 für westlichen Weizen bezahlt. Burrows verkaufte eine Partie und erhielt in runder Summe $100,000. Er hatte in zwei Monaten fast ein Vermögen gemacht, und dabei hatte er noch vielen kostbaren Weizen auf Lager. Da kam Mitte Oktober die Meldung von dem Falle Sebastopol's. Die Nachricht aber war falsch und viel verfrüht. Zu jener Zeit gab es noch keinen atlantischen Telegraphen; man war von Schiffsnachrichten abhängig, und diese kamen langsam und unregelmäßig. Es dauerte darum mehrere Wochen, bis eine falsche Postnachricht oder ein falsches Gerücht ihre Berichtigung finden konnten. Inzwischen konnten sie schon sehr viel Unheil angerichtet haben. Auch für Burrows & Prettyman und andere Geschäftsleute hier im Westen hatte die Meldung von der Einnahme Sebastopols' und dem Ende des Krieges schlimme Folgen. Die Firma hatte ungefähr 6000
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Wachsthum der Stadt und zunehmender Wohlstand. 595 von vier hohen Stockwerken auf einer Grundfläche von 32 bei 100 Fuß, den "Bazaar Block", der im Oktober vollendet wurde. Aber jenes Jahr war ein Unglücksjahr für die verdienstvolle Firma. Im Sommer hatte es nach anhaltenden Regen und infolge des raschen Schmelzens des Schnees in den Waldungen von Minnesota und Wisconsin eine ungewöhnliche Hochfluth gegeben. Auch hier bei Davenport trat der Mississippi weit über seine damals noch niedrigen Ufer bis über die Zweite Straße hinaus. Burrows & Prettyman mußten ihre Mühle zwei Monate lang stillstehen lassen, weil die Feuerungsanlage unter Wasser stand. Auch der Flurboden des Lagerhauses stand ein paar Fuß unter Wasser und wurde, als dieses sich verlaufen hatte, höhergelegt. Der Bazaar Block wurde nach mehreren Jahren zum größten Theil durch Feuer zerstört, worauf daselbst ein anderes aber nur zweistöckiges Gebäude errichtet wurde, dessen letzter vom Zahn der Zeit arg zernagter Rest bei den jüngsten großen Verbesserungen des Flußufers beseitigt wurde. Zu den genannten Widerwärtigkeiten der Firma kamen noch enorme Geldverluste an ihren Getreide- und Mehlvorräthen. Es war während des Krimkrieges. Burrows & Prettyman, bekannt wegen ihres manchmal rücksichtslosen Unternehmungsgeistes, waren im Getreidehandel stark engagirt. Die Fracht auf der neuen Eisenbahn betrug 20 Cents für den Bushel von Davenport nach Chicago. Burrows kaufte große Mengen Weizen von der 1854er Ernte zu 50 Cents den Bushel und speicherte ihn in Chicago und anderen östlichen Plätzen auf. Sebastopol und Kronstadt waren von Franzosen und Engländern belagert, und die Häfen des Schwarzen Meeres und der Ostsee waren für die Ausfuhr des russischen Weizens gesperrt. Brotstoffe gingen im Preise immer höher hinauf. In New York wurden $2.75 für westlichen Weizen bezahlt. Burrows verkaufte eine Partie und erhielt in runder Summe $100,000. Er hatte in zwei Monaten fast ein Vermögen gemacht, und dabei hatte er noch vielen kostbaren Weizen auf Lager. Da kam Mitte Oktober die Meldung von dem Falle Sebastopol's. Die Nachricht aber war falsch und viel verfrüht. Zu jener Zeit gab es noch keinen atlantischen Telegraphen; man war von Schiffsnachrichten abhängig, und diese kamen langsam und unregelmäßig. Es dauerte darum mehrere Wochen, bis eine falsche Postnachricht oder ein falsches Gerücht ihre Berichtigung finden konnten. Inzwischen konnten sie schon sehr viel Unheil angerichtet haben. Auch für Burrows & Prettyman und andere Geschäftsleute hier im Westen hatte die Meldung von der Einnahme Sebastopols' und dem Ende des Krieges schlimme Folgen. Die Firma hatte ungefähr 6000
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