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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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604 Die Geschichte von Davenport. Der neue König Friedrich VII. versprach nur einige unbedeutende Konzessionen. Der Wellenschlag der Revolutionen in Frankreich und Deutschland erreichte auch Schleswig-Holstein. Die Landstände entsandten von Kiel eine Deputation, zu welcher auch der spätere Davenporter Hans Reimer Claussen gehörte, nach Kopenhagen, um dem Könige eine Reihe bestimmter Forderungen zu präsentiren. Sie hatte keinen Erfolg, und nur durch Klugheit konnten ihre Mitglieder der Wuth des hauptstädtischen Pöbels entgehen und nach Kiel zurückkehren. In Kiel hatte sich inzwischen am 22. März eine revolutionäre provisorische Regierung konstituirt. Ihre Mitglieder waren Graf. F. von Reventlov-Preetz, Prinz Friedrich von Augustenburg-Noer, Beseler, Schmidt und Bremer, zu denen dann noch Theodor Olshausen hinzukam. Es wurde erklärt, daß der Landesherr in seinem Willen nicht frei und unbeeinflußt sei, weshalb zur Aufrechterhaltung der Rechte des Landes und zur Unterstützung des angestammten Herzogs die Regierung in seinem Namen geführt würde. Diese Regierung vereidigte sogleich das Militär in Kiel, und schon am 23. März Abends zogen die Kieler Jäger und ein aus Studenten und Turnern gebildetes Freicorps nach Rendsburg, wo am 24. die Thore der Festung sich ihnen öffneten. Dies war an sich ein unbedeutendes kriegerischens Ereigniß; aber der Brand war entfacht. Die Begeisterung wuchs nach dem ersten praktischen Erfolge, und deshalb gilt der 24. März als ein Tag des Ruhmes in der Landesgeschichte. Es erhob sich das ganze waffenfähige Volk zum Kampf für seine Rechte und das Vaterland, welches "up ewig ungedeelt" sein sollte, und aus den anderen deutschen Ländern strömten Scharen von jungen Kämpfern dem "verlassenen Bruderstamm" zu Hülfe. Die Ungleichheit der Streitkräfte machte den Kampf zu einem sehr schwierigen; aber er wurde länger als zwei und einhalb Jahre fortgesetzt, bis auch deutsche Großmächte die Patrioten im Stich ließen, ihnen in den Arm fielen und die Niederlage offenbar machten. Aber wenn dieser Freiheitskampf auch keine unmittelbaren Erfolge hatte, so hat die Bewegung doch auf die spätere Entwickelung der Dinge Gesamtdeutschland's einen großen Einfluß geübt, dessen gute Folgen sich auch in Schleswig-Holstein gezeigt haben. Handel und Gewerbe sind aufgeblüht. Der Kieler Hafen und der Nord-Ostsee Kanal sind Wunder der Welt geworden: Tapfer und treu haben die Patrioten gefochten für ihre Verfassungsrechte, und viele von ihnen haben in späteren Jahren mit gleicher Hingabe gekämpft für den Bestand der amerikanischen Union, die sie zu ihrer Heimath gemacht
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604 Die Geschichte von Davenport. Der neue König Friedrich VII. versprach nur einige unbedeutende Konzessionen. Der Wellenschlag der Revolutionen in Frankreich und Deutschland erreichte auch Schleswig-Holstein. Die Landstände entsandten von Kiel eine Deputation, zu welcher auch der spätere Davenporter Hans Reimer Claussen gehörte, nach Kopenhagen, um dem Könige eine Reihe bestimmter Forderungen zu präsentiren. Sie hatte keinen Erfolg, und nur durch Klugheit konnten ihre Mitglieder der Wuth des hauptstädtischen Pöbels entgehen und nach Kiel zurückkehren. In Kiel hatte sich inzwischen am 22. März eine revolutionäre provisorische Regierung konstituirt. Ihre Mitglieder waren Graf. F. von Reventlov-Preetz, Prinz Friedrich von Augustenburg-Noer, Beseler, Schmidt und Bremer, zu denen dann noch Theodor Olshausen hinzukam. Es wurde erklärt, daß der Landesherr in seinem Willen nicht frei und unbeeinflußt sei, weshalb zur Aufrechterhaltung der Rechte des Landes und zur Unterstützung des angestammten Herzogs die Regierung in seinem Namen geführt würde. Diese Regierung vereidigte sogleich das Militär in Kiel, und schon am 23. März Abends zogen die Kieler Jäger und ein aus Studenten und Turnern gebildetes Freicorps nach Rendsburg, wo am 24. die Thore der Festung sich ihnen öffneten. Dies war an sich ein unbedeutendes kriegerischens Ereigniß; aber der Brand war entfacht. Die Begeisterung wuchs nach dem ersten praktischen Erfolge, und deshalb gilt der 24. März als ein Tag des Ruhmes in der Landesgeschichte. Es erhob sich das ganze waffenfähige Volk zum Kampf für seine Rechte und das Vaterland, welches "up ewig ungedeelt" sein sollte, und aus den anderen deutschen Ländern strömten Scharen von jungen Kämpfern dem "verlassenen Bruderstamm" zu Hülfe. Die Ungleichheit der Streitkräfte machte den Kampf zu einem sehr schwierigen; aber er wurde länger als zwei und einhalb Jahre fortgesetzt, bis auch deutsche Großmächte die Patrioten im Stich ließen, ihnen in den Arm fielen und die Niederlage offenbar machten. Aber wenn dieser Freiheitskampf auch keine unmittelbaren Erfolge hatte, so hat die Bewegung doch auf die spätere Entwickelung der Dinge Gesamtdeutschland's einen großen Einfluß geübt, dessen gute Folgen sich auch in Schleswig-Holstein gezeigt haben. Handel und Gewerbe sind aufgeblüht. Der Kieler Hafen und der Nord-Ostsee Kanal sind Wunder der Welt geworden: Tapfer und treu haben die Patrioten gefochten für ihre Verfassungsrechte, und viele von ihnen haben in späteren Jahren mit gleicher Hingabe gekämpft für den Bestand der amerikanischen Union, die sie zu ihrer Heimath gemacht
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