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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 619
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Die Schleswig-Holstein'schen Kampfgenossen. 605 hatten. Ernst Claussen, der als Jüngling an jenen Kämpfen theilgenommen hatte, sagte bei einer Festlichkeit der hiesigen Kampfgenossen: "Die Leiter jener Bewegung gingen damals nicht weit genug, und die Folge davon war, daß sie nach kurzem Ringen fast mühelos unterdrückt und gefesselt von Neuem der Fremdherrschaft überantwortet wurden. Wäre Schleswig-Holstein mehr revolutionär vorgegangen, so hätte es vielleicht schon damals bessere Erfolge errungen. Aber seine Anhänglichkeit an den "Herzog" und seine Zaghaftigkeit gegen die Diplomaten des Deutschen Bundes, brachten es in eine schiefe Stellung, welche einen Sieg der guten Sache vereitelte. Dennoch hat das Volk Ursache, auf das wirklich Geleistete mit Stolz zurückzublicken. Jene Kämpfe waren der Beginn der großen Entwickelungsepoche, welche durch 1864 und 1866 und 1870-71 Deutschland zur Einheit führte. Das deutsche Reich ist eine logische Folge der Kämpfe von 1848-50 gewesen, und wenn auch die Revolution jener Jahre selbst im Sande verlaufen ist, so hat sie doch das Selbstbewußtsein des deutschen Volkes gekräftigt, sie hat ein einiges Deutschland und ein einiges Italien geschaffen, und selbst in Amerika hat sie sich im guten Sinne fühlbar gemacht. Die Einwanderer nach 1848 brachten das freiheitliche Prinzip mit sich, und standen fest zu den Freiheitsfreunden Amerika's im Kampfe gegen die Sklaverei. Ein neuer Freiheitskampf wird jetzt in diesem Lande gekämpft, ein Kampf gegen den Fanatismus und die Tyrannei des Muckerthums, und auch in diesem Kampfe stehen die Schleswig-Holsteiner wie alle guten Deutschen auf Seiten der Freiheit. Es lebe der revolutionäre Geist, der die Finsterniß und das engherzige Muckerthum besiegen wird, trotz alledem." In ihrem Exil wurden die einstigen Freiheitskämpfer gute amerikanische Bürger, und durch Fleiß und günstige wirthschaftliche Verhältnisse brachten die meisten es zu Wohlstand und Ansehen. Scott County wurde zu einer großen schleswig-holstein'schen Kolonie mit Davenport als Hauptstadt. Trotz guten freundschaftlichen Zusammenhaltens war jedoch der Versuch zur Gründung eines lebenskräftigen Vereins der Waffengefährten zu Anfang der 50er Jahre fehlgeschlagen. Hierfür wurden mit dem zunehmenden Alter die Dinge günstiger, und in 1872 war die Zeit dazu reif geworden, als ein Vierteljahrhundert seit der Volkserhebung sich seinem Ende näherte. Einer der Davenporter Holsteiner, der Schuhmacher Henry Dressel, hatte seiner alten Heimath einen Besuch gemacht und nach seiner Rückkehr erzählte er von den daselbst bestehenden vielen Kampfgenossen-Vereinen und den Vorbereitungen für das Begehen des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums. Es dauerte nicht lange, so hatte Dressel zusammen mit Julius Langheim, einem Farmer in Hickory Grove Township und
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Die Schleswig-Holstein'schen Kampfgenossen. 605 hatten. Ernst Claussen, der als Jüngling an jenen Kämpfen theilgenommen hatte, sagte bei einer Festlichkeit der hiesigen Kampfgenossen: "Die Leiter jener Bewegung gingen damals nicht weit genug, und die Folge davon war, daß sie nach kurzem Ringen fast mühelos unterdrückt und gefesselt von Neuem der Fremdherrschaft überantwortet wurden. Wäre Schleswig-Holstein mehr revolutionär vorgegangen, so hätte es vielleicht schon damals bessere Erfolge errungen. Aber seine Anhänglichkeit an den "Herzog" und seine Zaghaftigkeit gegen die Diplomaten des Deutschen Bundes, brachten es in eine schiefe Stellung, welche einen Sieg der guten Sache vereitelte. Dennoch hat das Volk Ursache, auf das wirklich Geleistete mit Stolz zurückzublicken. Jene Kämpfe waren der Beginn der großen Entwickelungsepoche, welche durch 1864 und 1866 und 1870-71 Deutschland zur Einheit führte. Das deutsche Reich ist eine logische Folge der Kämpfe von 1848-50 gewesen, und wenn auch die Revolution jener Jahre selbst im Sande verlaufen ist, so hat sie doch das Selbstbewußtsein des deutschen Volkes gekräftigt, sie hat ein einiges Deutschland und ein einiges Italien geschaffen, und selbst in Amerika hat sie sich im guten Sinne fühlbar gemacht. Die Einwanderer nach 1848 brachten das freiheitliche Prinzip mit sich, und standen fest zu den Freiheitsfreunden Amerika's im Kampfe gegen die Sklaverei. Ein neuer Freiheitskampf wird jetzt in diesem Lande gekämpft, ein Kampf gegen den Fanatismus und die Tyrannei des Muckerthums, und auch in diesem Kampfe stehen die Schleswig-Holsteiner wie alle guten Deutschen auf Seiten der Freiheit. Es lebe der revolutionäre Geist, der die Finsterniß und das engherzige Muckerthum besiegen wird, trotz alledem." In ihrem Exil wurden die einstigen Freiheitskämpfer gute amerikanische Bürger, und durch Fleiß und günstige wirthschaftliche Verhältnisse brachten die meisten es zu Wohlstand und Ansehen. Scott County wurde zu einer großen schleswig-holstein'schen Kolonie mit Davenport als Hauptstadt. Trotz guten freundschaftlichen Zusammenhaltens war jedoch der Versuch zur Gründung eines lebenskräftigen Vereins der Waffengefährten zu Anfang der 50er Jahre fehlgeschlagen. Hierfür wurden mit dem zunehmenden Alter die Dinge günstiger, und in 1872 war die Zeit dazu reif geworden, als ein Vierteljahrhundert seit der Volkserhebung sich seinem Ende näherte. Einer der Davenporter Holsteiner, der Schuhmacher Henry Dressel, hatte seiner alten Heimath einen Besuch gemacht und nach seiner Rückkehr erzählte er von den daselbst bestehenden vielen Kampfgenossen-Vereinen und den Vorbereitungen für das Begehen des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums. Es dauerte nicht lange, so hatte Dressel zusammen mit Julius Langheim, einem Farmer in Hickory Grove Township und
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