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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 633
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Das deutsche Theater. 619 dieselbe Zeit hatte Heinrich Börnstein in St. Louis eine wirklich recht tüchtige Gesellschaft herangebildet. Cincinnati, Baltimore und Philadelphia fühlten ebenfalls das Bedürfniß nach deutschen Theatervorstellungen; aber in der deutschen Quäkerstadt gingen diese bereits 1850 so gründlich "pleite", daß die Requisiten auf einer Auktion verkauft und von einem Metzger erstanden wurden, der mit ihnen seinen Fleischladen ausschmückte. Alle die genannten Städte wurden zu jener Zeit schon als Großstädte angesehen, die eine verhältnißmäßig große deutsche Einwohnerschaft besaßen. Aber Thalia, die heitere und anmuthige, ließ sich durch ihre geringen Erfolge im Osten ihre gute Laune nicht stören, sondern folgte frisch den deutschen Spuren nach dem Westen. Von Sheboygan machte sie Ausflüge in den Urwald Wisconsin's und erfreute die Siedler mit kräftigen Volksstücken, deren derbe Späße nicht nur dem derben Geschmack der Zuschauer zusagten, sondern auch den Gebildeten ein wohlwollendes Lächeln entlockten. Und weiter westwärts ging der Wanderzug der Kunst. Davenport hatte bereits seit mehren Jahren ein stattliches Deutschthum, welches sich in verschiedener Richtung bildend bethätigte. Es fehlte noch ein deutsches Theater. In einer gemüthlichen Gesellschaft in Bremer & Warnebold's Konditorei erinnerte man sich einer sehr mittelmäßigen Aufführung des "Wilhelm Tell" durch eine amerikanische Gesellschaft in der LeClaire Halle, und dort wurde wohl zuerst der Gedanke zur Gründung eines deutschen Liebhabertheaters angeregt. Bei mehreren weiteren Zusammenkünften reifte der Gedanke zum Entschluß, und diesem folgte bald die That. Im November 1855 organisirte sich der "Deutsche Theaterverein". Zu ihm gehörten außer anderen Jacob Strasser, Fr. Weis, Theodor Holm, Aug. H. Müller, Ed. Bremer, Aug. Warnebold, John Monath, Emil Geisler, Fritz Heimbeck, Fritz Welcker, Bernhard Nathan, Matth. Weidemann, Louis Martin, Henry Becker, John Münnich, Jeppe, Könnicke, Scheibel. Die ersten Beamten waren Präsident Becker, Sekretär Nathan, Schatzmeister Monath und Regisseur Strasser. Da Becker, ein Musiker, nach einigen Monaten die Stadt verließ, wurde Heimbeck sein Nachfolger. (Strasser, der Organisator der nach ihm beannten Kapelle und eines Orchesters, ist während eines halben Jahrhunderts der hervorragendste Repräsentant der musikalischen Kunst gewesen. Nathan betrieb ein Schnittwaarengeschäft und kehrte 1860 nach seiner Heimath Dresden zurück. Heimbeck, Scheibel und Welcker waren Maler. Fritz Welcker war ein Neffe des berühmten badischen Juristen und Volksmannes der
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Das deutsche Theater. 619 dieselbe Zeit hatte Heinrich Börnstein in St. Louis eine wirklich recht tüchtige Gesellschaft herangebildet. Cincinnati, Baltimore und Philadelphia fühlten ebenfalls das Bedürfniß nach deutschen Theatervorstellungen; aber in der deutschen Quäkerstadt gingen diese bereits 1850 so gründlich "pleite", daß die Requisiten auf einer Auktion verkauft und von einem Metzger erstanden wurden, der mit ihnen seinen Fleischladen ausschmückte. Alle die genannten Städte wurden zu jener Zeit schon als Großstädte angesehen, die eine verhältnißmäßig große deutsche Einwohnerschaft besaßen. Aber Thalia, die heitere und anmuthige, ließ sich durch ihre geringen Erfolge im Osten ihre gute Laune nicht stören, sondern folgte frisch den deutschen Spuren nach dem Westen. Von Sheboygan machte sie Ausflüge in den Urwald Wisconsin's und erfreute die Siedler mit kräftigen Volksstücken, deren derbe Späße nicht nur dem derben Geschmack der Zuschauer zusagten, sondern auch den Gebildeten ein wohlwollendes Lächeln entlockten. Und weiter westwärts ging der Wanderzug der Kunst. Davenport hatte bereits seit mehren Jahren ein stattliches Deutschthum, welches sich in verschiedener Richtung bildend bethätigte. Es fehlte noch ein deutsches Theater. In einer gemüthlichen Gesellschaft in Bremer & Warnebold's Konditorei erinnerte man sich einer sehr mittelmäßigen Aufführung des "Wilhelm Tell" durch eine amerikanische Gesellschaft in der LeClaire Halle, und dort wurde wohl zuerst der Gedanke zur Gründung eines deutschen Liebhabertheaters angeregt. Bei mehreren weiteren Zusammenkünften reifte der Gedanke zum Entschluß, und diesem folgte bald die That. Im November 1855 organisirte sich der "Deutsche Theaterverein". Zu ihm gehörten außer anderen Jacob Strasser, Fr. Weis, Theodor Holm, Aug. H. Müller, Ed. Bremer, Aug. Warnebold, John Monath, Emil Geisler, Fritz Heimbeck, Fritz Welcker, Bernhard Nathan, Matth. Weidemann, Louis Martin, Henry Becker, John Münnich, Jeppe, Könnicke, Scheibel. Die ersten Beamten waren Präsident Becker, Sekretär Nathan, Schatzmeister Monath und Regisseur Strasser. Da Becker, ein Musiker, nach einigen Monaten die Stadt verließ, wurde Heimbeck sein Nachfolger. (Strasser, der Organisator der nach ihm beannten Kapelle und eines Orchesters, ist während eines halben Jahrhunderts der hervorragendste Repräsentant der musikalischen Kunst gewesen. Nathan betrieb ein Schnittwaarengeschäft und kehrte 1860 nach seiner Heimath Dresden zurück. Heimbeck, Scheibel und Welcker waren Maler. Fritz Welcker war ein Neffe des berühmten badischen Juristen und Volksmannes der
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