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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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620 Die Geschichte von Davenport. Revolutionszeit. Er hat u. a. ein großes Oelgemälde, Davenport von den Blackhawkhügeln, gemalt. Der Verein nahm in den nächsten Wochen rasch an Mitgliederzahl zu. Diese besteuerten sich als Aktionäre mit $5. An der Stelle, wo sich jetzt A. Riepe's Apotheke befindet, an der Zweiten Straße westlich von der Ripley, hatte Ed. Holzborn eine kleine Schankwirthschaft nebst Photographengallerie. Hinter dieser wurde nach dem Plane des Ingenieurs Christian Raub, Schwiegersohn des Oberappellations-Gerichtsrathes von Schirach in Kiel, eine Theaterhalle von 6 Fuß Tiefe und Fuß Breite gebaut, und hier war die erste Station, wo Thespis auf seiner Kulturfahrt nach dem fernsten amerikanischen Westen seinen Wagen anhielt. Der Bau nahm nur kurze Zeit in Anspruch. Während seiner Ausführung machten sich die pinselkundigen Mitglieder Heimbeck, Welcker und Scheibel, zu denen sich noch der "Ikarier" Joh. C. Schröder gesellte, an die Herstellung der Dekorationen und sonstigen Ausstattungen. Der 10. Dezember 1855, ein Montag, war der denkwürdige Tag, an welchem das deutsche Theater in Davenport eröffnet werden konnte. Mit wohlwollendem Auge schaute Thalia auf die erste Vorstellung herab, und dieselbe war im Hinblick auf die damaligen Verhältnisse nach jeder Richtung hin ein entschiedener Erfolg. Zur Aufführung kamen nach einem vom Vereinspräsidenten Becker gesprochenen Prolog die beiden einaktigen Lustspiele "Einer muß heirathen" von Wilhelmi und "Durch" von Benedix. Die Rollenbesetzung des ersteren war: "Wilhelm Zorn" und "Jakob Zorn" (zwei Professoren) Heinecke und Holm, "die Tante" Frau Julius Koch, "die Nichte" Frl. Arndt; bei dem zweiten "Strumpffabrikant Haase" Becker, "Elise",seine Tochter, Frl. Arndt, "Stürmer" Strasser und "Bückeburg", ein Industrieritter, Weidemann. - Der Beifall der Zuschauer und die eigene Befriedigung der Darsteller ermuthigten diese zu weiteren Bestrebungen. Neue gute Kräfte schlossen sich an: Frau Bischoff (Strasser's Schwester), Louise Pieper (später Frau Beiderbecke), J. F. Spitznas u. a. Zu Anfang beherrschte Kotzebue die Bühne, und es folgten auf jene erste Vostellung dessen "Wirrwarr" oder "Der Muthwillige", "Verlegenheit und List", "Verwandtschaften" etc. Die Deutschen in Davenport waren ein lebenslustiges Völkchen. Standes- und Rangunterschiede waren unbekannt. Alle besaßen nichts oder nicht viel, und sie verkehrten auf gleichem Fuße. In dem kleinen Theater hat mancher "Grünling", der später zu den Prominenten ge-
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620 Die Geschichte von Davenport. Revolutionszeit. Er hat u. a. ein großes Oelgemälde, Davenport von den Blackhawkhügeln, gemalt. Der Verein nahm in den nächsten Wochen rasch an Mitgliederzahl zu. Diese besteuerten sich als Aktionäre mit $5. An der Stelle, wo sich jetzt A. Riepe's Apotheke befindet, an der Zweiten Straße westlich von der Ripley, hatte Ed. Holzborn eine kleine Schankwirthschaft nebst Photographengallerie. Hinter dieser wurde nach dem Plane des Ingenieurs Christian Raub, Schwiegersohn des Oberappellations-Gerichtsrathes von Schirach in Kiel, eine Theaterhalle von 6 Fuß Tiefe und Fuß Breite gebaut, und hier war die erste Station, wo Thespis auf seiner Kulturfahrt nach dem fernsten amerikanischen Westen seinen Wagen anhielt. Der Bau nahm nur kurze Zeit in Anspruch. Während seiner Ausführung machten sich die pinselkundigen Mitglieder Heimbeck, Welcker und Scheibel, zu denen sich noch der "Ikarier" Joh. C. Schröder gesellte, an die Herstellung der Dekorationen und sonstigen Ausstattungen. Der 10. Dezember 1855, ein Montag, war der denkwürdige Tag, an welchem das deutsche Theater in Davenport eröffnet werden konnte. Mit wohlwollendem Auge schaute Thalia auf die erste Vorstellung herab, und dieselbe war im Hinblick auf die damaligen Verhältnisse nach jeder Richtung hin ein entschiedener Erfolg. Zur Aufführung kamen nach einem vom Vereinspräsidenten Becker gesprochenen Prolog die beiden einaktigen Lustspiele "Einer muß heirathen" von Wilhelmi und "Durch" von Benedix. Die Rollenbesetzung des ersteren war: "Wilhelm Zorn" und "Jakob Zorn" (zwei Professoren) Heinecke und Holm, "die Tante" Frau Julius Koch, "die Nichte" Frl. Arndt; bei dem zweiten "Strumpffabrikant Haase" Becker, "Elise",seine Tochter, Frl. Arndt, "Stürmer" Strasser und "Bückeburg", ein Industrieritter, Weidemann. - Der Beifall der Zuschauer und die eigene Befriedigung der Darsteller ermuthigten diese zu weiteren Bestrebungen. Neue gute Kräfte schlossen sich an: Frau Bischoff (Strasser's Schwester), Louise Pieper (später Frau Beiderbecke), J. F. Spitznas u. a. Zu Anfang beherrschte Kotzebue die Bühne, und es folgten auf jene erste Vostellung dessen "Wirrwarr" oder "Der Muthwillige", "Verlegenheit und List", "Verwandtschaften" etc. Die Deutschen in Davenport waren ein lebenslustiges Völkchen. Standes- und Rangunterschiede waren unbekannt. Alle besaßen nichts oder nicht viel, und sie verkehrten auf gleichem Fuße. In dem kleinen Theater hat mancher "Grünling", der später zu den Prominenten ge-
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