Transcribe
Translate
Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 635
More information
digital collection
archival collection guide
transcription tips
Das deutsche Theater. 621 hörte, dem wetternden Helden zugejubelt, mit der schmachtenden Liebhaberin geseufzt und dem nichtswürdigen Intriganten seine Verachtung ausgedrückt, der ihn bei anderer Gelegenheit wieder zu zwerchfellerschütterndem Lachen hinriß; denn Ränkeschmied und Komiker waren damals verwandte Bühnenfächer. Das Publikum war nicht blasirt und gab sich mit Natürlichkeit den Eindrücken des Spieles hin, welches übrigens immer sehr annehmbar und achtenswerth war. Die kleine Halle konnte oft das Publikum nicht fassen, welches sogar die Gänge und die Fensterrahmen füllte. Im Verlaufe der ersten Spielzeit wurden noch aufgeführt Lebrun's Lustspiele "No. 777" und "Die Verstorbenen", "Der Nachtwächter" von Theodor Körner, "Liebe kann Alles" von Holbein, "Dorfbarbier" von Schenk, "Fest der Handwerker" von Angeli, Charlotte Birch-Pfeiffer's "Steffen Langer aus Glogau" etc. Die musikalische Posse "Dorfbarbier" wurde am Schlusse der Spielzeit, Ende Mai, in LeClaire's Halle vor einem größeren Publikum wiederholt, und die englischen Zeitungen sprachen sehr günstig über diese "deutsche Opernaufführung". Für die nächste Saison erfuhr das Personal eine wirksame Verstärkung durch Frau Eduard Lemme und die beiden Schwestern Dora und Minna Plambeck (spätere Frau Hy. Vollmer und Frau L. Brüning), so daß der vielgewandte Theodor Holm nur noch selten nöthig hatte, als Ersatzmann Damenrollen zu spielen. Von ganz besonderem Werthe war auch der Anschluß Henry Lischer's, der den "Demokrat" in Davenport übernommen hatte und durch die Theaterschule Börnstein's in St. Louis, des Herausgebers des "Anzeiger des Westens", gegangen war. Lischer war nicht nur ein feiner Charakterspieler, sondern in zwölf folgenden Jahren der feinsinnige Regisseur des hiesigen Vereins. Es bestanden mehrere Vergnügungshallen in der Stadt; sie waren klein, und auch Holzborn's Theaterhalle genügte den wachsenden Anforderungen nicht. Darum errichtete B. H. Lahrmann an der Südostecke der Zweiten und Ripley Straße ein großes Gebäude für Geschäfts- und Erfrischungszwecke mit einer geräumigen Halle im oberen Stockwerk. Auf Verständigung mit dem Theaterverein wurde diese Halle für dessen Zwecke eingerichtet. Hallen- und Bühnendekorationen wurden von Heimbeck und Weis ausgeführt. Der Vorhang zeigte den "Traum in Arcadia". Die "Germania Halle" wurde am 20. Oktober 1856 mit einem Konzert und Festball eröffnet. An dem Programm war Strasser's Orchester mit "Ouvertüre zu Sargino" von Paer, "Klänge aus dem Böhmerwald" von Labitzky, "Geburtstags-Palmen" von
Saving...
prev
next
Das deutsche Theater. 621 hörte, dem wetternden Helden zugejubelt, mit der schmachtenden Liebhaberin geseufzt und dem nichtswürdigen Intriganten seine Verachtung ausgedrückt, der ihn bei anderer Gelegenheit wieder zu zwerchfellerschütterndem Lachen hinriß; denn Ränkeschmied und Komiker waren damals verwandte Bühnenfächer. Das Publikum war nicht blasirt und gab sich mit Natürlichkeit den Eindrücken des Spieles hin, welches übrigens immer sehr annehmbar und achtenswerth war. Die kleine Halle konnte oft das Publikum nicht fassen, welches sogar die Gänge und die Fensterrahmen füllte. Im Verlaufe der ersten Spielzeit wurden noch aufgeführt Lebrun's Lustspiele "No. 777" und "Die Verstorbenen", "Der Nachtwächter" von Theodor Körner, "Liebe kann Alles" von Holbein, "Dorfbarbier" von Schenk, "Fest der Handwerker" von Angeli, Charlotte Birch-Pfeiffer's "Steffen Langer aus Glogau" etc. Die musikalische Posse "Dorfbarbier" wurde am Schlusse der Spielzeit, Ende Mai, in LeClaire's Halle vor einem größeren Publikum wiederholt, und die englischen Zeitungen sprachen sehr günstig über diese "deutsche Opernaufführung". Für die nächste Saison erfuhr das Personal eine wirksame Verstärkung durch Frau Eduard Lemme und die beiden Schwestern Dora und Minna Plambeck (spätere Frau Hy. Vollmer und Frau L. Brüning), so daß der vielgewandte Theodor Holm nur noch selten nöthig hatte, als Ersatzmann Damenrollen zu spielen. Von ganz besonderem Werthe war auch der Anschluß Henry Lischer's, der den "Demokrat" in Davenport übernommen hatte und durch die Theaterschule Börnstein's in St. Louis, des Herausgebers des "Anzeiger des Westens", gegangen war. Lischer war nicht nur ein feiner Charakterspieler, sondern in zwölf folgenden Jahren der feinsinnige Regisseur des hiesigen Vereins. Es bestanden mehrere Vergnügungshallen in der Stadt; sie waren klein, und auch Holzborn's Theaterhalle genügte den wachsenden Anforderungen nicht. Darum errichtete B. H. Lahrmann an der Südostecke der Zweiten und Ripley Straße ein großes Gebäude für Geschäfts- und Erfrischungszwecke mit einer geräumigen Halle im oberen Stockwerk. Auf Verständigung mit dem Theaterverein wurde diese Halle für dessen Zwecke eingerichtet. Hallen- und Bühnendekorationen wurden von Heimbeck und Weis ausgeführt. Der Vorhang zeigte den "Traum in Arcadia". Die "Germania Halle" wurde am 20. Oktober 1856 mit einem Konzert und Festball eröffnet. An dem Programm war Strasser's Orchester mit "Ouvertüre zu Sargino" von Paer, "Klänge aus dem Böhmerwald" von Labitzky, "Geburtstags-Palmen" von
Germans in Iowa
sidebar