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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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Das deutsche Theater. 623 aufgeführt. Die Benefiziantin fügte der Ankündigung des Stückes die folgende Bemerkung bei: "Bei der Wahl obigen Trauerspiels habe ich mir keineswegs die großen Schwierigkeiten verhehlt, welche mit dessen Aufführung verknüpft sind. Ich kann aber die Versicherung geben, daß keine Mühe gescheut werden wird, dasselbe auf eine der schönen Dichtung würdige Weise darzustellen." Und es wurde Wort gehalten. Die erste "Räuber" - Aufführung galt für jede deutschamerikanische Bühne als ein großes Ereigniß. Am oftesten wurde sie in Schiller's Sekularjahr gegeben und als am 10. November 1859 das Schiller-Jubiläum, das auch in Davenport eine würdige Feier war, gefeiert wurde, konnten sich schon 30 bis 40 amerikanische Städte der Aufführung der "Räuber" rühmen. In Davenport hatte aber die "Räuber-Premiere" schon am 4. Mai 1858 stattgefunden, und wenn man erfährt, daß H. Lischer den "Karl", Spitznas den "Franz" und Frl. Pieper die "Amalie" gespielt hat, dann kann man mit Recht schließen, daß die Aufführung keine Komödienschinderei gewesen sei. Bei Erwähnung der Räuber-Vorstellungen sei auch noch eines Originals der deutsch-amerikanischen Bühne gedacht, obgleich er niemals bis nach Davernport gekommen ist. Dieser Mann hat - wie viele Jahre später Fanny Jananschek, welche auf ihrer amerikanischen Tourné die Emilia Galotti und die Gräfin Orsina spielte, - das Parforce-Kunststück geleistet, den Karl und Franz Moor "zusammen zu spielen" (wozu sich jene Fassung ganz gut eignete, nach welcher Franz sich erdrosselt und daher nicht mit Karl zusammentrifft.) Der dramatische Herkules war ein schmächtig gebauter Mann mit kräftigem Organ von Tenorklang. Er stammte aus dem Nassauischen und hieß Friedrich v. Adlersberg. Ein abentheuerlicher Zug und die Scheu, sich einem Ensemble einzufügen, ließen ihn unstät mit seinem Thespis-Karren (auf dem er blos die tragische Liebhaberin mitführte) die Union durchwandern. Das Ohio- und Mississippithal war seine Lieblingsroute; dort fand er, nach je zwei, drei Tagereisen per Dampfboot, immer eine Stadt mit deutschem Publikum und deutschen Dilettanten, in deren Handhabung er sich eine besondere Fertigkeit erworben hatte. Groß war sein Repertoir nicht. Nach Virtuosenart hatte dieser Wandelstern nur wenige Rollen, aber lauter Glanzrollen, welche fast samt und sonders dem Ritterstück angehörten. "Ahasver im Ritterstiefel" war einer der vielen Beinamen. Man nannte ihn auch den "Büffel-Fritz", nicht etwa darum ,weil er zu viele Rollen "büffelte", sondern aus dem ganz materiellen Grunde, weil das Hauptgarderobestück, welches er mit sich führte, ein Büffelfell war. In den meisten sei-
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Das deutsche Theater. 623 aufgeführt. Die Benefiziantin fügte der Ankündigung des Stückes die folgende Bemerkung bei: "Bei der Wahl obigen Trauerspiels habe ich mir keineswegs die großen Schwierigkeiten verhehlt, welche mit dessen Aufführung verknüpft sind. Ich kann aber die Versicherung geben, daß keine Mühe gescheut werden wird, dasselbe auf eine der schönen Dichtung würdige Weise darzustellen." Und es wurde Wort gehalten. Die erste "Räuber" - Aufführung galt für jede deutschamerikanische Bühne als ein großes Ereigniß. Am oftesten wurde sie in Schiller's Sekularjahr gegeben und als am 10. November 1859 das Schiller-Jubiläum, das auch in Davenport eine würdige Feier war, gefeiert wurde, konnten sich schon 30 bis 40 amerikanische Städte der Aufführung der "Räuber" rühmen. In Davenport hatte aber die "Räuber-Premiere" schon am 4. Mai 1858 stattgefunden, und wenn man erfährt, daß H. Lischer den "Karl", Spitznas den "Franz" und Frl. Pieper die "Amalie" gespielt hat, dann kann man mit Recht schließen, daß die Aufführung keine Komödienschinderei gewesen sei. Bei Erwähnung der Räuber-Vorstellungen sei auch noch eines Originals der deutsch-amerikanischen Bühne gedacht, obgleich er niemals bis nach Davernport gekommen ist. Dieser Mann hat - wie viele Jahre später Fanny Jananschek, welche auf ihrer amerikanischen Tourné die Emilia Galotti und die Gräfin Orsina spielte, - das Parforce-Kunststück geleistet, den Karl und Franz Moor "zusammen zu spielen" (wozu sich jene Fassung ganz gut eignete, nach welcher Franz sich erdrosselt und daher nicht mit Karl zusammentrifft.) Der dramatische Herkules war ein schmächtig gebauter Mann mit kräftigem Organ von Tenorklang. Er stammte aus dem Nassauischen und hieß Friedrich v. Adlersberg. Ein abentheuerlicher Zug und die Scheu, sich einem Ensemble einzufügen, ließen ihn unstät mit seinem Thespis-Karren (auf dem er blos die tragische Liebhaberin mitführte) die Union durchwandern. Das Ohio- und Mississippithal war seine Lieblingsroute; dort fand er, nach je zwei, drei Tagereisen per Dampfboot, immer eine Stadt mit deutschem Publikum und deutschen Dilettanten, in deren Handhabung er sich eine besondere Fertigkeit erworben hatte. Groß war sein Repertoir nicht. Nach Virtuosenart hatte dieser Wandelstern nur wenige Rollen, aber lauter Glanzrollen, welche fast samt und sonders dem Ritterstück angehörten. "Ahasver im Ritterstiefel" war einer der vielen Beinamen. Man nannte ihn auch den "Büffel-Fritz", nicht etwa darum ,weil er zu viele Rollen "büffelte", sondern aus dem ganz materiellen Grunde, weil das Hauptgarderobestück, welches er mit sich führte, ein Büffelfell war. In den meisten sei-
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