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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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624 Die Geschichte von Davenport. ner Rollen benutzte er es auch. Als "Ingomar" brauchte er es wirklich; als "Percifal" (in Halm's "Griseldis") trug er es als Mantel und in den böhmischen Wäldern der "Räuber" diente es ihm als Decke, auf welche "Karl Moor" sich streckte. Selbst als "Don Cesar de Bazano" und als "Idlewood" in "Katharina Howard" wußte er es wenigstens zur Ausstattung der Bühne zu verwenden. Ein Zerwürfniß mit dem schon erwähnten Direktor Icks in New Orleans scheint es gewesen zu sein, was Adlersberg zu dem Bravourstück, die "Brüder Moor" zu spielen, bestimmte. Icks, trotz des Antoßens mit der Zunge auf seinen "Karl" sehr stolz, verweigerte es, den "Franz" zu übernehmen. Adlersberg aber sagte: "Wenn ich schon den "Franz" spielen muß, dann spiele ich auch den "Karl" dazu!" Der Adlersberg'sche "Franz" war wohl auch der einzige rothköpfige "Franz", der je auf einer deutschamerikanischen Bühne erschien. (In den englischen Aufführungen der "Räuber" wurde "Franz" stets als rothhaarige, buckelige Kanaille mit ausgsprochen komischer Prägung gegeben.) Bei der Parforceleistung jenes komödiantenhaften Doppelspieles mußte der Darsteller auf grellen Gegensatz der Maske bedacht sein und da griff er, Karl's schwarze Locken abschüttelnd als Franz zur rothen Perücke. Wohl bekommen ist diese Kunstschinderei dem "Ahasver des Ritterstiefels" nicht, denn Adlersberg war trotz des hellen Trompetenklanges seiner Stimme "schwach auf der Brust". Nachdem er am Schlusse der Räubervorstellung gesagt hatte, "dem Manne kann geholfen werden", kam für ihn noch ein sechster, schmerzlicher Akt: das "Blutspucken" stellte sich ein. Er wich denn dieser Großthat des Koulissenreißens, von der ihn ästhetische Rücksichten nicht abhielten, in der Zukunft aus Gesundheitsrücksichten gern aus. Im Winter 1862 kam es übrigens auch in Davenport vor, daß zwei wichtige Partien von einem einzigen Darsteller gespielt wurden: das geschah aber nicht aus Uebermuth, wie bei Adlersberg, sondern aus gebieterischer Nothwendigkeit. Am 3. Februar wurde "Romeo und Julia" mit Frau Kenkel als Romeo und Dora Plambeck als Julia gegeben. Die Aufführung gehörte zu den allerbesten jener Periode, und doch war sie nahe daran gewesen, durch einen eigenthümlichen Zufall gänzlich vereitelt zu werden. Das kam so: Spitznas, eines der unentbehrlichsten Mitglieder, hatte an jenem Tage im Gericht eine Pflicht als Geschworener zu erfüllen. Nach vielen Zeugenvernehmungen und langen Plaidoyers der Advokaten war es bereits Abend geworden, als die Sache den Geschworenen zur Entscheidung übergeben wurde. In kurzer Zeit waren alle, bis auf Einen, über ihren Wahrspruch einig. Dieser
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624 Die Geschichte von Davenport. ner Rollen benutzte er es auch. Als "Ingomar" brauchte er es wirklich; als "Percifal" (in Halm's "Griseldis") trug er es als Mantel und in den böhmischen Wäldern der "Räuber" diente es ihm als Decke, auf welche "Karl Moor" sich streckte. Selbst als "Don Cesar de Bazano" und als "Idlewood" in "Katharina Howard" wußte er es wenigstens zur Ausstattung der Bühne zu verwenden. Ein Zerwürfniß mit dem schon erwähnten Direktor Icks in New Orleans scheint es gewesen zu sein, was Adlersberg zu dem Bravourstück, die "Brüder Moor" zu spielen, bestimmte. Icks, trotz des Antoßens mit der Zunge auf seinen "Karl" sehr stolz, verweigerte es, den "Franz" zu übernehmen. Adlersberg aber sagte: "Wenn ich schon den "Franz" spielen muß, dann spiele ich auch den "Karl" dazu!" Der Adlersberg'sche "Franz" war wohl auch der einzige rothköpfige "Franz", der je auf einer deutschamerikanischen Bühne erschien. (In den englischen Aufführungen der "Räuber" wurde "Franz" stets als rothhaarige, buckelige Kanaille mit ausgsprochen komischer Prägung gegeben.) Bei der Parforceleistung jenes komödiantenhaften Doppelspieles mußte der Darsteller auf grellen Gegensatz der Maske bedacht sein und da griff er, Karl's schwarze Locken abschüttelnd als Franz zur rothen Perücke. Wohl bekommen ist diese Kunstschinderei dem "Ahasver des Ritterstiefels" nicht, denn Adlersberg war trotz des hellen Trompetenklanges seiner Stimme "schwach auf der Brust". Nachdem er am Schlusse der Räubervorstellung gesagt hatte, "dem Manne kann geholfen werden", kam für ihn noch ein sechster, schmerzlicher Akt: das "Blutspucken" stellte sich ein. Er wich denn dieser Großthat des Koulissenreißens, von der ihn ästhetische Rücksichten nicht abhielten, in der Zukunft aus Gesundheitsrücksichten gern aus. Im Winter 1862 kam es übrigens auch in Davenport vor, daß zwei wichtige Partien von einem einzigen Darsteller gespielt wurden: das geschah aber nicht aus Uebermuth, wie bei Adlersberg, sondern aus gebieterischer Nothwendigkeit. Am 3. Februar wurde "Romeo und Julia" mit Frau Kenkel als Romeo und Dora Plambeck als Julia gegeben. Die Aufführung gehörte zu den allerbesten jener Periode, und doch war sie nahe daran gewesen, durch einen eigenthümlichen Zufall gänzlich vereitelt zu werden. Das kam so: Spitznas, eines der unentbehrlichsten Mitglieder, hatte an jenem Tage im Gericht eine Pflicht als Geschworener zu erfüllen. Nach vielen Zeugenvernehmungen und langen Plaidoyers der Advokaten war es bereits Abend geworden, als die Sache den Geschworenen zur Entscheidung übergeben wurde. In kurzer Zeit waren alle, bis auf Einen, über ihren Wahrspruch einig. Dieser
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