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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 647
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Das deutsche Theater. 633 Herausgegriffen, seinen Sonnenschein Zu zeigen, seine tiefe Nacht; sie sollen Den stolzen Uebermuth des Glückes dämpfen, Indem sie zeigen, wieviel noch des Leids Auf dieser kargen Erdenwelt; sie sollen Des Lasters ganze Häßlichkeit enthüllen, Daß Abscheu jedes Herz durchbebt; sie sollen Die Heiterkeit auch im Gemüth erhalten Und lehren, wie man froh und weise Die Lust des Angenblickes schlürfen darf. Das ist der Zweck, das hohe Ziel der Bühne, Das zu erreichen stets sie streben muß, Das, wenn auch spät, sie doch erreichen wird, Wenn ihr die Dichtkunst ihre Hülfe leiht, Mit Geisteswehn sie aus dem trüben Schlamme Des Alltagslebens, der Gewöhnlichkeiten Zu führen auf ein edleres Gefilde, Wo sie sich frei und schön entfalten kann. - Doch hier im fremden Land, das weite Meere Von der geliebten Muttererde scheiden, Hier dient das Schauspiel auch noch anderem Zweck: Es soll der Muttersprache süßen Laut Hier in der Fremde unverfälscht erhalten, Auf daß der traute Ton der Heimath nicht In dem Getrieb' des Tages sich verliere, Daß undern Kindern er als ein Vermächtniß, Ein heiliges, erhalten bleibe; daß Die Worte unsrer großen Dichter nicht Einst unverständlich ihren Ohren werden. - Seit fünfundzwanzig Jahren ward Dem Ziel in dieser Stadt treu nachgestrebt. Der Kampf ums Dasein konnt' die kleine Schar, Die deutscher Kunst hier eine Stätte schuf, Von ihrem Streben nicht abwendig machen, Und herrlicher Erfolg belohnt' ihr Müh'n; Denn an der Stelle der unscheinbar'n Bühne, Auf der zuerst sie den Versuch gewagt, Begrüßt sie nun am Jubel-Wiegenfeste Ein, wenn auch prunkend nicht, so doch gemächlich Und für den Zweck wohl eingerichtet Haus. Drum allen Denen, die in frühern Jahren, Von Anfang an bis auf die neue Zeit, Der guten Sache ihren Dienst geliehen,
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Das deutsche Theater. 633 Herausgegriffen, seinen Sonnenschein Zu zeigen, seine tiefe Nacht; sie sollen Den stolzen Uebermuth des Glückes dämpfen, Indem sie zeigen, wieviel noch des Leids Auf dieser kargen Erdenwelt; sie sollen Des Lasters ganze Häßlichkeit enthüllen, Daß Abscheu jedes Herz durchbebt; sie sollen Die Heiterkeit auch im Gemüth erhalten Und lehren, wie man froh und weise Die Lust des Angenblickes schlürfen darf. Das ist der Zweck, das hohe Ziel der Bühne, Das zu erreichen stets sie streben muß, Das, wenn auch spät, sie doch erreichen wird, Wenn ihr die Dichtkunst ihre Hülfe leiht, Mit Geisteswehn sie aus dem trüben Schlamme Des Alltagslebens, der Gewöhnlichkeiten Zu führen auf ein edleres Gefilde, Wo sie sich frei und schön entfalten kann. - Doch hier im fremden Land, das weite Meere Von der geliebten Muttererde scheiden, Hier dient das Schauspiel auch noch anderem Zweck: Es soll der Muttersprache süßen Laut Hier in der Fremde unverfälscht erhalten, Auf daß der traute Ton der Heimath nicht In dem Getrieb' des Tages sich verliere, Daß undern Kindern er als ein Vermächtniß, Ein heiliges, erhalten bleibe; daß Die Worte unsrer großen Dichter nicht Einst unverständlich ihren Ohren werden. - Seit fünfundzwanzig Jahren ward Dem Ziel in dieser Stadt treu nachgestrebt. Der Kampf ums Dasein konnt' die kleine Schar, Die deutscher Kunst hier eine Stätte schuf, Von ihrem Streben nicht abwendig machen, Und herrlicher Erfolg belohnt' ihr Müh'n; Denn an der Stelle der unscheinbar'n Bühne, Auf der zuerst sie den Versuch gewagt, Begrüßt sie nun am Jubel-Wiegenfeste Ein, wenn auch prunkend nicht, so doch gemächlich Und für den Zweck wohl eingerichtet Haus. Drum allen Denen, die in frühern Jahren, Von Anfang an bis auf die neue Zeit, Der guten Sache ihren Dienst geliehen,
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