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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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636 Die Geschichte von Davenport. Carl Becker übernommen. Die Eröffnungsfestlichkeiten und Einweihungsfeiern dauerten drei Tage, vom 17. bis 19. Mai 1888. Sie begannen mit der Uebergabe durch den Architekten F. G. Clausen an den Präsidenten der Turnhallen-Baugesellschaft, H. H. Andresen, worauf ein von G. Donald verfaßter und gesprochener Prolog folgte, zu dem eine Anzahl schöner lebender Bilder aus der deutschamerikanischen Geschichte aufgeführt wurden, und daran schlossen sich Gesang und turnerische Vorführungen. Der folgende Abend brachte eine wohlgelungene Aufführung von Kreutzer's romantischer Oper "Ein Nachtlager in Granada" durch begabte Davenporter Dilettanten mit Zuziehung einiger auswärtiger Kräfte unter T. R.' Reese's Leitung. Am dritten Abend fand ein Festessen mit inhaltreichen Reden und einem Festball statt, und am vierten Abend, Sonntags, gab es als Zugabe eine Wiederholung der Kreutzer'schen Oper. Das Haus war bereitet, so daß die dramatische Muse ihre Verehrer und Freunde wieder hätte empfangen können. Aber: "Was sind Wünsche!" mochte man da schmerzlich ausrufen, - Hoffnungen und Wünsche, wie sie in Prologen und Epilogen und bei hundert anderen, meist feutchfröhlichen Gelegenheiten zum Ausdruck gekommen waren! Das deutsche Theater wollte nicht wieder recht in Gang kommen. Es waren nicht rechtzeitig Vorkehrungen getroffen worden, eine zum guten Zusammenspiel mit den hier ansässigen Schauspielern erforderliche Anzahl neuer und guter Kräfte zu engagiren, und so behalf man sich mit dem Nächstbesten und ließ während des Winters sechsmal die ausgezeichnete Milwaukeer Gesellschaft (Direktion von Richard, Welb und Wachsner) komme, welche durchschnittlich jeden Monat eine Vorstellung gab. Es war ein schwacher Nothbehelf, aber man vertröstete sich auf eine bessere Zukunft. Inzwischen wurden auch in diesem Winter wieder Vostellungen in Lahrmann's Halle gegeben, welche nach G. Becker's Uebersiedelung nach der Turnhalle von Geo. Wiggers übernommen war, und wo Aug. W. Schultz, ein alter routinirter, aber arg von Gicht und Podagra geplagter Schauspieler nebst einer kleinen Gesellschaft bescheidenen Theateransprüchen zu genügen suchte, wobei Henry Restorff für die Musik sorgte. Auf dieser Bühne feierte in jenem Winter Carl Kühl's Posse "Der entlarvte Temperenzler" ihre Erstaufführung. Hier kann auch gleichzeitig die interessante Thatsache erwähnt werden, daß nicht weniger als acht verschiedene Theaterstücke hiesiger Verfasser in Davenport ihre Uraufführung gehabt haben. Außer der genannten Posse von Kühl kam eine Tragikomödie von Carl Winter unter
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636 Die Geschichte von Davenport. Carl Becker übernommen. Die Eröffnungsfestlichkeiten und Einweihungsfeiern dauerten drei Tage, vom 17. bis 19. Mai 1888. Sie begannen mit der Uebergabe durch den Architekten F. G. Clausen an den Präsidenten der Turnhallen-Baugesellschaft, H. H. Andresen, worauf ein von G. Donald verfaßter und gesprochener Prolog folgte, zu dem eine Anzahl schöner lebender Bilder aus der deutschamerikanischen Geschichte aufgeführt wurden, und daran schlossen sich Gesang und turnerische Vorführungen. Der folgende Abend brachte eine wohlgelungene Aufführung von Kreutzer's romantischer Oper "Ein Nachtlager in Granada" durch begabte Davenporter Dilettanten mit Zuziehung einiger auswärtiger Kräfte unter T. R.' Reese's Leitung. Am dritten Abend fand ein Festessen mit inhaltreichen Reden und einem Festball statt, und am vierten Abend, Sonntags, gab es als Zugabe eine Wiederholung der Kreutzer'schen Oper. Das Haus war bereitet, so daß die dramatische Muse ihre Verehrer und Freunde wieder hätte empfangen können. Aber: "Was sind Wünsche!" mochte man da schmerzlich ausrufen, - Hoffnungen und Wünsche, wie sie in Prologen und Epilogen und bei hundert anderen, meist feutchfröhlichen Gelegenheiten zum Ausdruck gekommen waren! Das deutsche Theater wollte nicht wieder recht in Gang kommen. Es waren nicht rechtzeitig Vorkehrungen getroffen worden, eine zum guten Zusammenspiel mit den hier ansässigen Schauspielern erforderliche Anzahl neuer und guter Kräfte zu engagiren, und so behalf man sich mit dem Nächstbesten und ließ während des Winters sechsmal die ausgezeichnete Milwaukeer Gesellschaft (Direktion von Richard, Welb und Wachsner) komme, welche durchschnittlich jeden Monat eine Vorstellung gab. Es war ein schwacher Nothbehelf, aber man vertröstete sich auf eine bessere Zukunft. Inzwischen wurden auch in diesem Winter wieder Vostellungen in Lahrmann's Halle gegeben, welche nach G. Becker's Uebersiedelung nach der Turnhalle von Geo. Wiggers übernommen war, und wo Aug. W. Schultz, ein alter routinirter, aber arg von Gicht und Podagra geplagter Schauspieler nebst einer kleinen Gesellschaft bescheidenen Theateransprüchen zu genügen suchte, wobei Henry Restorff für die Musik sorgte. Auf dieser Bühne feierte in jenem Winter Carl Kühl's Posse "Der entlarvte Temperenzler" ihre Erstaufführung. Hier kann auch gleichzeitig die interessante Thatsache erwähnt werden, daß nicht weniger als acht verschiedene Theaterstücke hiesiger Verfasser in Davenport ihre Uraufführung gehabt haben. Außer der genannten Posse von Kühl kam eine Tragikomödie von Carl Winter unter
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