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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 661
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Das deutsche Theater. 647 welches jedoch, da der Krieg zu Ende war, bald ausgemustert wurde. Es war dann als Lehrer und in kaufmännischen Geschäften tätig und wendete sich der Bühne zu, auf der er sehr Gutes leistete. In 1857 kam er zum erstenmal als Regisseur nach Davenport, und zum zweitenmal 1880. Mehrere Jahre spielte er in Chicago, Milwaukee und St. Louis, und bereiste auch mit einer eigenen Gesellschaft den mittleren Westen. In 1889 kehrte er wieder nach Davenport zurück. Er war bereits kränklich, aber führte mit seiner Gattin noch ein kleines Theater in Wiggers' Halle. Am 5. Oktober 1890 ist er gestorben. Auch seine Gattin Franciska, geb. Drechsler und verwittwet gewesene Büser, war eine feinsinnige Schauspielerin, die noch bis zu ihrem hohen Alter mit Erfolg auftrat und beim Publikum sehr beliebt war. Hans Ravené wurde 1848 als jüngstes Kind des Kommerzienraths P. L. Ravene in Berlin geboren, wo die Firma Jacob Ravene Söhne an der Spitze der Handelswelt stand. Er erhielt eine sorgfältige Erziehung und trat in 18. Jahre als Fähnrich in das Eilte-Regiment der Ersten Gardehusaren ein. Die aussichtsreiche Offizierslaufbahn befriedigte ihn nicht. Seine Neigung war die schöne Literatur. In den Theatern zu Berlin, Dresden etc. war seine Theaterlust erweckt und sie war nicht zu bändigen. Um ihn von ihr zu kuriren, wurde er mit einem Hofmeister auf weite Reisen geschickt; aber es war vergebens. Als er nach dem Tode seines Vaters in 1870 seine Großjährigkeit erlangt hatte und in den Besitz eines sehr ansehnlichen Theils seines Vermögens gelangt war, führte er seinen Entschluß aus und begab sich nach Nürnberg zu dem befreundeten Direktor Von der Recke, wo er sogleich mit Erfolg auftrat. Er wurde einer der besten Vertreter des Faches der "Bonvivants", und besonders solcher, die ans Geckenhafte streifen, wie er sie in den sogenannten hohen Gesellschaftskreisen persönlich reichlich kennen gelernt hatte. Dahin gehörte "Schummrich" in den "Zärtlichen Verwandten" und der "Veilchenfresser". In späteren Jahren spielte er mit gleichem Erfolg feinkomische Väterrollen und mit der ihm angeborenen Klarheit des Empfindens für das Richtige und Schöne ernste Charakterrollen, für die er stets den Ton traf, der zum Herzen spricht. Sein "Attinghausen" wird den älteren Davenporter Theaterfreunden unvergeßlich sein. In hochstrebendem Ehrgeiz übernahm Ravene die Direktion des neuen Breslauer Theaters. Das kostete ihn in wenigen Jahren ein Riesenvermögen. In 1875 kam er nach Amerika an Neuendorf's Germania Theater. Auch hier gefiel er sofort. Er blieb jedoch nicht lange,
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Das deutsche Theater. 647 welches jedoch, da der Krieg zu Ende war, bald ausgemustert wurde. Es war dann als Lehrer und in kaufmännischen Geschäften tätig und wendete sich der Bühne zu, auf der er sehr Gutes leistete. In 1857 kam er zum erstenmal als Regisseur nach Davenport, und zum zweitenmal 1880. Mehrere Jahre spielte er in Chicago, Milwaukee und St. Louis, und bereiste auch mit einer eigenen Gesellschaft den mittleren Westen. In 1889 kehrte er wieder nach Davenport zurück. Er war bereits kränklich, aber führte mit seiner Gattin noch ein kleines Theater in Wiggers' Halle. Am 5. Oktober 1890 ist er gestorben. Auch seine Gattin Franciska, geb. Drechsler und verwittwet gewesene Büser, war eine feinsinnige Schauspielerin, die noch bis zu ihrem hohen Alter mit Erfolg auftrat und beim Publikum sehr beliebt war. Hans Ravené wurde 1848 als jüngstes Kind des Kommerzienraths P. L. Ravene in Berlin geboren, wo die Firma Jacob Ravene Söhne an der Spitze der Handelswelt stand. Er erhielt eine sorgfältige Erziehung und trat in 18. Jahre als Fähnrich in das Eilte-Regiment der Ersten Gardehusaren ein. Die aussichtsreiche Offizierslaufbahn befriedigte ihn nicht. Seine Neigung war die schöne Literatur. In den Theatern zu Berlin, Dresden etc. war seine Theaterlust erweckt und sie war nicht zu bändigen. Um ihn von ihr zu kuriren, wurde er mit einem Hofmeister auf weite Reisen geschickt; aber es war vergebens. Als er nach dem Tode seines Vaters in 1870 seine Großjährigkeit erlangt hatte und in den Besitz eines sehr ansehnlichen Theils seines Vermögens gelangt war, führte er seinen Entschluß aus und begab sich nach Nürnberg zu dem befreundeten Direktor Von der Recke, wo er sogleich mit Erfolg auftrat. Er wurde einer der besten Vertreter des Faches der "Bonvivants", und besonders solcher, die ans Geckenhafte streifen, wie er sie in den sogenannten hohen Gesellschaftskreisen persönlich reichlich kennen gelernt hatte. Dahin gehörte "Schummrich" in den "Zärtlichen Verwandten" und der "Veilchenfresser". In späteren Jahren spielte er mit gleichem Erfolg feinkomische Väterrollen und mit der ihm angeborenen Klarheit des Empfindens für das Richtige und Schöne ernste Charakterrollen, für die er stets den Ton traf, der zum Herzen spricht. Sein "Attinghausen" wird den älteren Davenporter Theaterfreunden unvergeßlich sein. In hochstrebendem Ehrgeiz übernahm Ravene die Direktion des neuen Breslauer Theaters. Das kostete ihn in wenigen Jahren ein Riesenvermögen. In 1875 kam er nach Amerika an Neuendorf's Germania Theater. Auch hier gefiel er sofort. Er blieb jedoch nicht lange,
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