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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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648 Die Geschichte von Davenport. weil er sich der straffen Theaterdisziplin Neuendorf's nicht fügen mochte und ging auf Gastspiel zu verschiedenen großen Theatern. Im Herbst 1877 übernahm er die künstlerische Leitung des Davenporter Theaters, wo er sich als "Veilchenfresser" einführte. 1884, als der bisherige Regisseur Gustav Donald sich der Politik und Journalisitik zugewendet hatte, kam Ravene wieder nach Davenport und führte die Leitung des Theaters bis zum Abbruch der alten Halle in 1887. Während des Baujahres gab er mit einer kleinen Gesellschaft Vorstellungen in Gustav Becker's Halle. Nach einem Jahre wurde er Miteigenthümer der "Iowa Tribüne" in Burlington, welchem Blatte er durch ansprechende Feuilleton-Aufsätze, Reisebriefe und besonders durch die pikanten Plaudereien des von ihm kreirten Berliner "Rentier Püsicke" viele Freunde erwarb. Aber Burlington hatte aufgehört, ein gutes Feld für deutsche Zeitungen zu sein, und die "Tribüne" wurde in 1898 mit einer anderen Zeitung verschmolzen. Es ist Ravene in seiner amerikanischen Theater- und Journalisten-Laufbahn trotz seiner Genialität nicht immer gut gegangen. Sein großes väterliches Erbe war verbraucht und das Erbtheil von seiner Mutter konnte erst spät seinen Kindern zustatten kommen. In 1878 hatte er sich mit Helena Jantzen verheirathet und er hat ein glückliches Familienleben geführt. Ungeachtet vieler Widerwärtigkeiten hat er nie seinen Humor verloren, der manchmal einen etwas bitteren Beigeschmack erhielt, aber dabei doch nie verletzend wurde Am liebsten pflegte er sich selber zu persifiliren und sich dadurch über manche Misère hinwegzusetzen. Nach dem Fehlschlag des Zeitungsunternehmens nahm Ravene ein Engagement bei seinem alten Freunde Alexander Wurster in Cleveland an, welches aber nur wenige Monate dauerte. Als er eines Abends, am 5. Januar 1900, nach einer Probe eine steile Stiege zu seiner Wohnung hinaufstieg, that er einen Sturz, der seinen Tod zur Folge hatte. Ein Lebensdrama war ausgespielt! Gustav Donald, welcher als letzter Veteran der Nobelgarde des "alten" deutschen Theaters in Davenport lebt, wurde am 17. August 1846 als Sohn des Konsistorialrathes Kadach auf dessen Gute bei Frankfurt a. d. O. geboren. Im Alter von neun Monaten hatte er beide Eltern verloren und kam zu einer verwandten Familie. Er besuchte das Gymnasium zu Breslau und später die strenge Schulpforta bei Naumburg. Der Einfluß seiner Pflegemutter, einer Schwester des Dichters Ludwig Tieck, hatte seinen Sinn für Kunst geweckt, und bald regte sich in ihm der Drang zum Theater. Im April 1862 spielte Direktor Gumtau mit der Theatergesellschaft von Ballenstädt in Naumburg
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648 Die Geschichte von Davenport. weil er sich der straffen Theaterdisziplin Neuendorf's nicht fügen mochte und ging auf Gastspiel zu verschiedenen großen Theatern. Im Herbst 1877 übernahm er die künstlerische Leitung des Davenporter Theaters, wo er sich als "Veilchenfresser" einführte. 1884, als der bisherige Regisseur Gustav Donald sich der Politik und Journalisitik zugewendet hatte, kam Ravene wieder nach Davenport und führte die Leitung des Theaters bis zum Abbruch der alten Halle in 1887. Während des Baujahres gab er mit einer kleinen Gesellschaft Vorstellungen in Gustav Becker's Halle. Nach einem Jahre wurde er Miteigenthümer der "Iowa Tribüne" in Burlington, welchem Blatte er durch ansprechende Feuilleton-Aufsätze, Reisebriefe und besonders durch die pikanten Plaudereien des von ihm kreirten Berliner "Rentier Püsicke" viele Freunde erwarb. Aber Burlington hatte aufgehört, ein gutes Feld für deutsche Zeitungen zu sein, und die "Tribüne" wurde in 1898 mit einer anderen Zeitung verschmolzen. Es ist Ravene in seiner amerikanischen Theater- und Journalisten-Laufbahn trotz seiner Genialität nicht immer gut gegangen. Sein großes väterliches Erbe war verbraucht und das Erbtheil von seiner Mutter konnte erst spät seinen Kindern zustatten kommen. In 1878 hatte er sich mit Helena Jantzen verheirathet und er hat ein glückliches Familienleben geführt. Ungeachtet vieler Widerwärtigkeiten hat er nie seinen Humor verloren, der manchmal einen etwas bitteren Beigeschmack erhielt, aber dabei doch nie verletzend wurde Am liebsten pflegte er sich selber zu persifiliren und sich dadurch über manche Misère hinwegzusetzen. Nach dem Fehlschlag des Zeitungsunternehmens nahm Ravene ein Engagement bei seinem alten Freunde Alexander Wurster in Cleveland an, welches aber nur wenige Monate dauerte. Als er eines Abends, am 5. Januar 1900, nach einer Probe eine steile Stiege zu seiner Wohnung hinaufstieg, that er einen Sturz, der seinen Tod zur Folge hatte. Ein Lebensdrama war ausgespielt! Gustav Donald, welcher als letzter Veteran der Nobelgarde des "alten" deutschen Theaters in Davenport lebt, wurde am 17. August 1846 als Sohn des Konsistorialrathes Kadach auf dessen Gute bei Frankfurt a. d. O. geboren. Im Alter von neun Monaten hatte er beide Eltern verloren und kam zu einer verwandten Familie. Er besuchte das Gymnasium zu Breslau und später die strenge Schulpforta bei Naumburg. Der Einfluß seiner Pflegemutter, einer Schwester des Dichters Ludwig Tieck, hatte seinen Sinn für Kunst geweckt, und bald regte sich in ihm der Drang zum Theater. Im April 1862 spielte Direktor Gumtau mit der Theatergesellschaft von Ballenstädt in Naumburg
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