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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 667
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Einstige Vororte. 653 Brauerei umgewandelt worden. Zu einem selbständigen Gemeinwesen ist Ost Davenport niemals gediehen, und in 1856 ließ es sich an das allmälig ostwärts vorrückende Davenport annektiren. Interessant ist es, daß auf dem freien Boden von Davenport lange Zeit eine Art Sklaverei, wenigstens eine unfreiwillige Dienstbarkeit, hatte bestehen können, weil niemand sich darum gekümmert hat. Der genannte Hildreth hatte in 1843 in seiner südlichen Heimath eine Sklavin gekauft, und als er später nach Iowa übersiedlete, brachte er diese mit hierher, wo sie als Dientsbotin in seiner Familie verblieb. Die Schwarze kannte ihre Rechte nicht und blieb auch hier thatsächlich eine Sklavin, die ans Haus gebunden war und für ihre Arbeit keinen besonderen Dienstlohn empfing. Das ging so bis zum Jahre 1865, und die Frau war alt und gebrechlich geworden. In der "guten alten Zeit" der Sklaverei im Süden, würde "Old Aunty" ihr reichliches Gnadenbrod erhalten haben; aber sie lebte hier im freien Norden, und als sie dienstuntauglich geworden war, wurde sie ihrer Herrschaft unbequem. Eines Tages, als sie vielleicht einen Teller zerbrochen hatte, wurde ihr von ihrem Herrn befohlen, "sogleich sein Haus zu verlassen und sich mit ihrem verfl. scharzen Gesicht nicht wieder in der Küche zu zeigen." Die Ausgestoßene war nun frei und hätte in der Freiheit verhungern können, wenn nicht mitleidige Leute sie unterstützt hätten, denn zum Erwerb ihres Lebensunterhaltes durch Arbeit war sie zu alt geworden. Die Angelegenheit kam dem Advokaten Alfred Sully zu Ohren, und dieser nahm sich der Alten an. Er verklagte in ihrem Namen ihren früheren Herren auf Zahlung von Lohn für eine Reihe der letzten Dienstjahre, und Hildreth mußte sich hierzu verstehen, so daß die Negerin, der von Hildreth auch eine alte Hütte eingeräumt wurde, mit Hülfe sonstiger Unterstützung vor dem Verhungern bewahrt blieb unf ruhig ihr Sterbestündchen erwarten konnte. Ost Davenport hat sich längst zu einem blühenden Stadttheil von Davenport entwickelt. Es entstanden neben Kaufmannsgeschäften viele Klein- und mehrere Großgewerbe, darunter Maschinen- und Wagenfabriken, Sägemühlen und eine Brauerei. Dabei hat Ost Davenport immer eine gewisse Eigenartigkeit gehabt. Noch lange nachdem durch gute Straßenbahnen ein bequemer Verkehr zwischen diesem und dem alten Stadttheil hergestellt war, hat zwischen beiden eine Art neutraler Grund eine imaginäre Scheidelinie gebildet. So entstanden dann im Osten eine Anzahl sozialer Mittelpunkte, besonders für die deutsche Be-
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Einstige Vororte. 653 Brauerei umgewandelt worden. Zu einem selbständigen Gemeinwesen ist Ost Davenport niemals gediehen, und in 1856 ließ es sich an das allmälig ostwärts vorrückende Davenport annektiren. Interessant ist es, daß auf dem freien Boden von Davenport lange Zeit eine Art Sklaverei, wenigstens eine unfreiwillige Dienstbarkeit, hatte bestehen können, weil niemand sich darum gekümmert hat. Der genannte Hildreth hatte in 1843 in seiner südlichen Heimath eine Sklavin gekauft, und als er später nach Iowa übersiedlete, brachte er diese mit hierher, wo sie als Dientsbotin in seiner Familie verblieb. Die Schwarze kannte ihre Rechte nicht und blieb auch hier thatsächlich eine Sklavin, die ans Haus gebunden war und für ihre Arbeit keinen besonderen Dienstlohn empfing. Das ging so bis zum Jahre 1865, und die Frau war alt und gebrechlich geworden. In der "guten alten Zeit" der Sklaverei im Süden, würde "Old Aunty" ihr reichliches Gnadenbrod erhalten haben; aber sie lebte hier im freien Norden, und als sie dienstuntauglich geworden war, wurde sie ihrer Herrschaft unbequem. Eines Tages, als sie vielleicht einen Teller zerbrochen hatte, wurde ihr von ihrem Herrn befohlen, "sogleich sein Haus zu verlassen und sich mit ihrem verfl. scharzen Gesicht nicht wieder in der Küche zu zeigen." Die Ausgestoßene war nun frei und hätte in der Freiheit verhungern können, wenn nicht mitleidige Leute sie unterstützt hätten, denn zum Erwerb ihres Lebensunterhaltes durch Arbeit war sie zu alt geworden. Die Angelegenheit kam dem Advokaten Alfred Sully zu Ohren, und dieser nahm sich der Alten an. Er verklagte in ihrem Namen ihren früheren Herren auf Zahlung von Lohn für eine Reihe der letzten Dienstjahre, und Hildreth mußte sich hierzu verstehen, so daß die Negerin, der von Hildreth auch eine alte Hütte eingeräumt wurde, mit Hülfe sonstiger Unterstützung vor dem Verhungern bewahrt blieb unf ruhig ihr Sterbestündchen erwarten konnte. Ost Davenport hat sich längst zu einem blühenden Stadttheil von Davenport entwickelt. Es entstanden neben Kaufmannsgeschäften viele Klein- und mehrere Großgewerbe, darunter Maschinen- und Wagenfabriken, Sägemühlen und eine Brauerei. Dabei hat Ost Davenport immer eine gewisse Eigenartigkeit gehabt. Noch lange nachdem durch gute Straßenbahnen ein bequemer Verkehr zwischen diesem und dem alten Stadttheil hergestellt war, hat zwischen beiden eine Art neutraler Grund eine imaginäre Scheidelinie gebildet. So entstanden dann im Osten eine Anzahl sozialer Mittelpunkte, besonders für die deutsche Be-
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