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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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664 Die Geschichte von Davenport. reien bei einer Strafe von $50 für jede Uebertretung angeordnet. Kurze Zeit unterblieben die Sonntagstänze. Die Schankwirthe schlossen Sonntags auch ihre Vorderthüren, aber der Durst fand Eingang durch die Hinterpförtchen. Einige Wirthe wurden bestraft; denn der Marshall Parmele und besonders der Constabler Center waren fleißige Schnüffler. (Lockwood Center war seiner Zeit eine sehr notorische Persönlichkeit. Er that niedrige politische Handlangerdienste und war ebenso eifrig in den dunklen Schlichen der Parteipolitik und der Strafjustiz wie nur irgend ein verbissener und gebührengieriger Prohibitionist sein kann. Gelegentlich erwischte er auch einmal einen Spitzbuben. Abwechselnd gehörte er zu den Whigs, Knownothings und demokratischen Anti-Nebraska Leuten, denen er bei den Wahlen säumige Wähler zutrieb, während er gegnerische Stimmen beanstandete, aber bei jedem Wahlsiege der ihn bezahlenden Partei seine Freude laut durch die Straßen brüllte. Wegen seiner Frechheit und seines sonstigen häßlichen Wesens soll er auch manchmal tüchtig verprügelt worden sein. Ungefähr zwanzig Jahre ist er ein Parasit am Gesellschaftskörper von Stadt und County gewesen. Er kam in 1839 hierher und ist abwechselnd Scherifsgehülfe, Polizist und Privat-Detektiv gewesen, als welcher er Spitzel- und Schergendienste für Temperenzler that, die ihre Haut nicht selber riskiren wollten. Zu Anfang des Krieges wurde er Sutler oder Marketender und verkaufte den Soldaten nicht blos Lebensmittel und sonstige kleine Bedürfnisse, sondern auch so viel Schnaps, wie sie bezahlen wollten. Nachdem er noch eine Zeitlang im Süden Lazaretdiener gewesen war, kehrte er wieder nach Davenport zurück. Aber die Luft sagte ihm hier nicht mehr zu und er ging nach Kansas.) Das Prohibitionsgesetz sollte am 4. Juli, dem Geburtstag der amerikanischen Unabhängigkeit, wie zum Hohn auf die Magna Charta der bürgerlichen und persönlichen Freiheit in Kraft treten. In weiten Kreisen herrschte eine große Unruhe. Wegen der Ungewißheit über das Resultat der Abstimmung hatten die Brauer schon im Frühjahr die Produktion von Lagerbier eingestellt und nur das leichte Braun- und Hausbier gebraut. Ueber die dadurch entstandene Bierknappheit jubelte die "Gazette" vom 18. Juni: "Das Prohibitionsgesetz ist in Davenport thatsächlich schon jetzt in Wirksamkeit, da der Vorrath von Lagerbier gänzlich erschöpft ist, und die Bierhäuser ihre Thüren schließen mußten. Unter unseren deutschen Freunden herrscht darüber große Konsternation, als hätten sie einen theuren Anverwandten verloren. Weil diese Sorte Bier nur zur Winterzeit gemacht werden kann und zu ihrem Reifen
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664 Die Geschichte von Davenport. reien bei einer Strafe von $50 für jede Uebertretung angeordnet. Kurze Zeit unterblieben die Sonntagstänze. Die Schankwirthe schlossen Sonntags auch ihre Vorderthüren, aber der Durst fand Eingang durch die Hinterpförtchen. Einige Wirthe wurden bestraft; denn der Marshall Parmele und besonders der Constabler Center waren fleißige Schnüffler. (Lockwood Center war seiner Zeit eine sehr notorische Persönlichkeit. Er that niedrige politische Handlangerdienste und war ebenso eifrig in den dunklen Schlichen der Parteipolitik und der Strafjustiz wie nur irgend ein verbissener und gebührengieriger Prohibitionist sein kann. Gelegentlich erwischte er auch einmal einen Spitzbuben. Abwechselnd gehörte er zu den Whigs, Knownothings und demokratischen Anti-Nebraska Leuten, denen er bei den Wahlen säumige Wähler zutrieb, während er gegnerische Stimmen beanstandete, aber bei jedem Wahlsiege der ihn bezahlenden Partei seine Freude laut durch die Straßen brüllte. Wegen seiner Frechheit und seines sonstigen häßlichen Wesens soll er auch manchmal tüchtig verprügelt worden sein. Ungefähr zwanzig Jahre ist er ein Parasit am Gesellschaftskörper von Stadt und County gewesen. Er kam in 1839 hierher und ist abwechselnd Scherifsgehülfe, Polizist und Privat-Detektiv gewesen, als welcher er Spitzel- und Schergendienste für Temperenzler that, die ihre Haut nicht selber riskiren wollten. Zu Anfang des Krieges wurde er Sutler oder Marketender und verkaufte den Soldaten nicht blos Lebensmittel und sonstige kleine Bedürfnisse, sondern auch so viel Schnaps, wie sie bezahlen wollten. Nachdem er noch eine Zeitlang im Süden Lazaretdiener gewesen war, kehrte er wieder nach Davenport zurück. Aber die Luft sagte ihm hier nicht mehr zu und er ging nach Kansas.) Das Prohibitionsgesetz sollte am 4. Juli, dem Geburtstag der amerikanischen Unabhängigkeit, wie zum Hohn auf die Magna Charta der bürgerlichen und persönlichen Freiheit in Kraft treten. In weiten Kreisen herrschte eine große Unruhe. Wegen der Ungewißheit über das Resultat der Abstimmung hatten die Brauer schon im Frühjahr die Produktion von Lagerbier eingestellt und nur das leichte Braun- und Hausbier gebraut. Ueber die dadurch entstandene Bierknappheit jubelte die "Gazette" vom 18. Juni: "Das Prohibitionsgesetz ist in Davenport thatsächlich schon jetzt in Wirksamkeit, da der Vorrath von Lagerbier gänzlich erschöpft ist, und die Bierhäuser ihre Thüren schließen mußten. Unter unseren deutschen Freunden herrscht darüber große Konsternation, als hätten sie einen theuren Anverwandten verloren. Weil diese Sorte Bier nur zur Winterzeit gemacht werden kann und zu ihrem Reifen
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