Transcribe
Translate
Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
Page 692
More information
digital collection
archival collection guide
transcription tips
678 Die Geschichte von Davenport. Der erste deutsche Selbstmörder in Davenport war ein gewisser Wilhelm Hahnemann, der sich am 19. Mai - wie die Coroners Jury feststellte, im Zustande temporärer Geistesstörung - die Kehle durchschnitten hatte. Der breite Mississippi bot reiche Gelegenheit zu Wasservergnügungen und lud zu ihnen ein. Es gab viele Ruderboote, mit und ohne Segeln, welche sich auf der großen Wasserfläche tummelten. Sehr viele Ruderer hatten eine Geschicklichkeit und Sicherheit in der Beherrschung ihrer Fahrzeuge erlangt, daß sie die oft vom Sturm aufgewühlten und in weißen Kämmen aufschäumenden Wogen, die sogenannten "White Caps" nicht scheuten, sondern in schroffem Aufundnieder lustig darüber hinwegfuhren. Wettfahrten waren häufig zwischen Einzelnen oder Klubs. In 1855 hatte sich auch ein "Yacht Club" gebildet, der sich eine Yacht bauen ließ. Sie hatte eine länge von 30, eine Breite von 9 und eine Tiefe von 2 3/4 Fuß und eine Segelfläche von 700 Quadratfuß. Der Rumpf war nach dem Modell eines New Yorker Marinebaumeisters von Charles Schierach, einem früheren holsteiner Schiffszimmermann, gebaut, und die Takelage wurde von Wm. Siever, einem friesischen Seemann, eingerichtet. Im Winter pflegten die jungen Leute sich mit Eisbbotfahren zu vergnügen. Diese Eisboote standen auf einer Art Schlittenkufen, die unten mit Eisenbändern beschlagen waren und vorn in spitzem Winkel zusammenliefen. Sobald das Eis stark genug und nicht gar zu zerklüftet und holperig war, wurden sie hervorgeholt, und es wurden, pfeilschnell vom Winde getrieben, weite Fahrten gemacht. Meistens aber mußte man sich wegen des rauhen Eises auf dem großen Strom mit diesem Wintersport auf den südlichen Flußarm, die "Rock Island Slough" oder das jetzige "Sylvan Water", beschränken, wo die Strömung eine langsame und die Eisdecke darum meistens eine zielmlich ebene ist. Das Jahr war eines von großer Prosperität, besonders in dem jungen Westen, wohin fortwährend sich eine große Völkerfluth wälzte. Alle Geschäfte blühten, und die Leichtigkeit, mit welcher Kredit (allerdings gegen Sicherheit und sehr hohe Zinsen) zu haben war, verführte sehr viele Leute zum Geldborgen, um mehr Land zu kaufen oder auf dem Besitz wünschenswerthe Verbesserungen auszuführen. Die Banken und sonstigen Geldverleiher machten glänzende Geschäfte. An bedeutenden Banken bestanden hier Cook & Sargent; Macklot & Corbin; McGregor, Lawes & Blakemore; Yerby & Barrow, die sich in diesem
Saving...
prev
next
678 Die Geschichte von Davenport. Der erste deutsche Selbstmörder in Davenport war ein gewisser Wilhelm Hahnemann, der sich am 19. Mai - wie die Coroners Jury feststellte, im Zustande temporärer Geistesstörung - die Kehle durchschnitten hatte. Der breite Mississippi bot reiche Gelegenheit zu Wasservergnügungen und lud zu ihnen ein. Es gab viele Ruderboote, mit und ohne Segeln, welche sich auf der großen Wasserfläche tummelten. Sehr viele Ruderer hatten eine Geschicklichkeit und Sicherheit in der Beherrschung ihrer Fahrzeuge erlangt, daß sie die oft vom Sturm aufgewühlten und in weißen Kämmen aufschäumenden Wogen, die sogenannten "White Caps" nicht scheuten, sondern in schroffem Aufundnieder lustig darüber hinwegfuhren. Wettfahrten waren häufig zwischen Einzelnen oder Klubs. In 1855 hatte sich auch ein "Yacht Club" gebildet, der sich eine Yacht bauen ließ. Sie hatte eine länge von 30, eine Breite von 9 und eine Tiefe von 2 3/4 Fuß und eine Segelfläche von 700 Quadratfuß. Der Rumpf war nach dem Modell eines New Yorker Marinebaumeisters von Charles Schierach, einem früheren holsteiner Schiffszimmermann, gebaut, und die Takelage wurde von Wm. Siever, einem friesischen Seemann, eingerichtet. Im Winter pflegten die jungen Leute sich mit Eisbbotfahren zu vergnügen. Diese Eisboote standen auf einer Art Schlittenkufen, die unten mit Eisenbändern beschlagen waren und vorn in spitzem Winkel zusammenliefen. Sobald das Eis stark genug und nicht gar zu zerklüftet und holperig war, wurden sie hervorgeholt, und es wurden, pfeilschnell vom Winde getrieben, weite Fahrten gemacht. Meistens aber mußte man sich wegen des rauhen Eises auf dem großen Strom mit diesem Wintersport auf den südlichen Flußarm, die "Rock Island Slough" oder das jetzige "Sylvan Water", beschränken, wo die Strömung eine langsame und die Eisdecke darum meistens eine zielmlich ebene ist. Das Jahr war eines von großer Prosperität, besonders in dem jungen Westen, wohin fortwährend sich eine große Völkerfluth wälzte. Alle Geschäfte blühten, und die Leichtigkeit, mit welcher Kredit (allerdings gegen Sicherheit und sehr hohe Zinsen) zu haben war, verführte sehr viele Leute zum Geldborgen, um mehr Land zu kaufen oder auf dem Besitz wünschenswerthe Verbesserungen auszuführen. Die Banken und sonstigen Geldverleiher machten glänzende Geschäfte. An bedeutenden Banken bestanden hier Cook & Sargent; Macklot & Corbin; McGregor, Lawes & Blakemore; Yerby & Barrow, die sich in diesem
Germans in Iowa
sidebar