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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 2)
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684 Die Geschichte von Davenport. ganz neuen Verhältnissen anzupassen und an eine fremde Sprache zu gewöhnen. Nachdem das aber geschehen war, übten sie auch einen nicht geringen Einfluß auf die Angesessenen aus, und die soziale Physiognomie von Stadt und County begann sich allmälig zu ändern. Auch von ihnen gingen die meisten, ehemalige Ackerbauer und auch Handwerker und andere, aufs Land und wurden Farmer, und nachdem die erste schwere Arbeit gethan war, sorgten sie für besseren Winterschutz für Mensch und Vieh und verschönten durch Anpflanzungen ihre Wohnplätze auf der Prärie, so daß bald zu sehen war, wo ein deutscher Farmer wohnte. Deutsche Handwerker waren gesucht, denn sie hatten ihr Gewerbe in langer und schwerer Lehrzeit gründlich gelernt. Sehr bald trat auch der deutsche Kaufmann mit seiner tüchtigen Schulung auf den Plan und erwarb sich eine feste Stellung in der Geschäftswelt. Sobald sie stimmberechtigt waren, wurden diese vielen Deutschen als Wähler von den politischen Parteien umworben; aber im großen folgten sie dem Rufe nur, wenn deren Ziele mit ihren eigenen Grundsätzen und Ueberzeugungen übereinstimmten oder wenigstens annähernd in Einklang gebracht werden konnten. Je größer ihr Procentsatz in der Gesamtbevölkerung wurde, desto mehr mußten die Parteiführer mit ihnen rechnen und Rücksicht auf sie nehmen, denn sie bildeten im ganzen eine intelligente Wählerschaft, die nicht blindlings der Fahne und den Schlagworten einer Partei folgte. Neben der Pflicht des Tages wurde auch eine gute deutschte Geselligkeit reichlich, zuweilen sogar wohl überreichlich gepflegt, und ideale Bildungs- und Kunstbestrebungen, zu denen eine verhältnißmäßig große Anzahl hochgebildeter Männer und Frauen die Anregungen gaben, fanden eine gute Unterstützung. Ueberall, wo diese Deutschen in anehnlicher Zahl beeinander lebten, genossen sie in geschäftlicher, politischer und sozialer Hinsicht bald eine Art beneidenswerther Ausnahmestellung, ohne jedoch ein Fremdkörper im Ganzen zu sein. So war es in den östlichen Nordstaaten, und so war es auch besonders in unserem Westen. War solche Stellung beneidenswerth, so wurde sie ihnen auch thatsächlich vielerseits geneidet. In einer politischen Partei trat dieser Neid in dem Nativismus mit der Losung "Amerika für die Amerikaner!" offen zu Tage. Er richtete sich in der ersten Hälfte der 1850er Jare übrigens nicht blos gegen die Deutschen, sondern auch gegen die Irländer, und gegen diese besonders in den östlichen Großstädten, wo viele Aemter und Aemtchen sich in den Händen von Irländern befanden.
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684 Die Geschichte von Davenport. ganz neuen Verhältnissen anzupassen und an eine fremde Sprache zu gewöhnen. Nachdem das aber geschehen war, übten sie auch einen nicht geringen Einfluß auf die Angesessenen aus, und die soziale Physiognomie von Stadt und County begann sich allmälig zu ändern. Auch von ihnen gingen die meisten, ehemalige Ackerbauer und auch Handwerker und andere, aufs Land und wurden Farmer, und nachdem die erste schwere Arbeit gethan war, sorgten sie für besseren Winterschutz für Mensch und Vieh und verschönten durch Anpflanzungen ihre Wohnplätze auf der Prärie, so daß bald zu sehen war, wo ein deutscher Farmer wohnte. Deutsche Handwerker waren gesucht, denn sie hatten ihr Gewerbe in langer und schwerer Lehrzeit gründlich gelernt. Sehr bald trat auch der deutsche Kaufmann mit seiner tüchtigen Schulung auf den Plan und erwarb sich eine feste Stellung in der Geschäftswelt. Sobald sie stimmberechtigt waren, wurden diese vielen Deutschen als Wähler von den politischen Parteien umworben; aber im großen folgten sie dem Rufe nur, wenn deren Ziele mit ihren eigenen Grundsätzen und Ueberzeugungen übereinstimmten oder wenigstens annähernd in Einklang gebracht werden konnten. Je größer ihr Procentsatz in der Gesamtbevölkerung wurde, desto mehr mußten die Parteiführer mit ihnen rechnen und Rücksicht auf sie nehmen, denn sie bildeten im ganzen eine intelligente Wählerschaft, die nicht blindlings der Fahne und den Schlagworten einer Partei folgte. Neben der Pflicht des Tages wurde auch eine gute deutschte Geselligkeit reichlich, zuweilen sogar wohl überreichlich gepflegt, und ideale Bildungs- und Kunstbestrebungen, zu denen eine verhältnißmäßig große Anzahl hochgebildeter Männer und Frauen die Anregungen gaben, fanden eine gute Unterstützung. Ueberall, wo diese Deutschen in anehnlicher Zahl beeinander lebten, genossen sie in geschäftlicher, politischer und sozialer Hinsicht bald eine Art beneidenswerther Ausnahmestellung, ohne jedoch ein Fremdkörper im Ganzen zu sein. So war es in den östlichen Nordstaaten, und so war es auch besonders in unserem Westen. War solche Stellung beneidenswerth, so wurde sie ihnen auch thatsächlich vielerseits geneidet. In einer politischen Partei trat dieser Neid in dem Nativismus mit der Losung "Amerika für die Amerikaner!" offen zu Tage. Er richtete sich in der ersten Hälfte der 1850er Jare übrigens nicht blos gegen die Deutschen, sondern auch gegen die Irländer, und gegen diese besonders in den östlichen Großstädten, wo viele Aemter und Aemtchen sich in den Händen von Irländern befanden.
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